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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Bord des Flugboots gebracht worden war, wo er an Händen und Füßen gefesselt lag.
    Vorken, die bei Kincar geblieben war, hatte gegen solche Behandlung heftig protestiert, und sekundenlang schien es, als sollte ihre Vorwitzigkeit sie das Leben kosten. Aber dann entschied der falsche Lord Dillan, daß ihre Verbindung zu Kincar gründlich untersucht werden mußte. Sie wurde in einen anderen Mantel gehüllt und zusammengebündelt neben Kincar gelegt, ein improvisierter Sack, der dauernd auf und ab hüpfte, weil sie den Versuch nicht aufgab, sich zu befreien.
    Durch die Luft zu fliegen, war ein beängstigendes Erlebnis. Kincar kannte die Höhen der Berge, seit er groß genug gewesen war, sich auf einem Larngpolster zu halten und Wurd auf die Jagd zu begleiten. Aber es war etwas ganz anderes, mit den Füßen fest auf einem Felsen zu stehen und in einen tiefen Abgrund oder ins Nichts zu blicken als sich in dieses Nichts zu erheben und zu wissen, daß nichts unter einem war als eine flache Plattform, die nicht einmal besonders dick erschien. Die Sternenlords in seinem eigenen Gorth hatten solche fliegenden Dinger nicht gehabt, aber vielleicht betrachteten auch sie das Reisen durch die Luft als natürlich.
    Vorn auf der Plattform war ein Windschutz angebracht, aber es war trotzdem eisig kalt, und der Mantel bot nur geringen Schutz. Allmählich legte sich Kincars Panik, und ihm schien, daß von dem Tei auf seiner Brust eine sanfte Wärme ausging. Er wußte nicht, was ihn an jenem Ort, zu dem sie ihn brachten, erwarten würde, aber er machte sich mit dem Gedanken vertraut, daß er von dieser Reise wahrscheinlich nicht zurückkehren würde.
    Welche Chance hatte er unter den Sternenlords? Er besaß einen einzigen – geringen – Vorteil: Soods erstaunliches Erlebnis mit dem Tei und Lord Dillans Vorsicht vor dem Talisman. Wenn er nur mehr darüber wüßte, wie man die Kräfte des Tei aktivierte!
    Das Flugboot ging steil herunter, und Kincar kämpfte gegen erneut aufsteigende Panik an. Stürzten sie ab? Aber der rasche Abstieg verlangsamte sich, und hohe Mauern wurden sichtbar. Es sah aus, als sanken sie in einen breiten Brunnen hinab. Sanft setzte das Flugboot auf, und die beiden Sternenlords erhoben sich. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
    Lord Rud kümmerte sich nicht um den Gefangenen. Es hatte den Anschein, daß es ihm unangenehm war, Hand an Kincar zu legen. Aber Lord Dillan zog den Halb-Gorthianer hoch und schnitt die Fesseln an den Fußgelenken und überraschenderweise auch seine Handfesseln durch. Kincars Arme fielen schwer herab; seine Hände waren stark geschwollen. Lord Dillan nahm das Bündel mit Vorken auf und warf es ihm zu. Ungeschickt fing Kincar es auf, bemüht, nicht zu zeigen, wie weh ihm jede Bewegung seiner Hände und Arme tat.
    »Du wirst brav tun, was man dir sagt.« Lord Dillan sprach zu ihm wie zu einem begriffsstutzigen Kind. »Denn wenn du es nicht tust, wirst du mit diesem Energiestab verbrannt werden.« Er hatte aus seinem Gürtel eine Waffe genommen nicht unähnlich jener, mit der Kincar auf Suard-Jagd gegangen war. »Es wird nicht töten, aber der Schmerz ist ärger als Tod durch Murds, und er wird dich nie wieder loslassen. Verstehst du das?«
    Kincar nickte. Er konnte sich vorstellen, daß der Dunkle es ernst meinte und seine Worte kein Bluff waren. Gehorsam folgte er Lord Rud, Vorken im Arm, während Lord Dillan mit der Waffe in der Hand hinter ihm blieb. Der schmale Gang, den sie entlanggingen, glich weder gorthianischer Architektur, noch den glitzernden Regenbogenwänden des Wohnteils der Festung von U-Sippar. Die Wände glänzten in mattem Grau und schienen aus Metall zu sein. Der Gang endete nach wenigen Metern an einer Wendeltreppe, deren Stufen nicht breiter waren als die Sprossen einer Leiter. Kincar hielt sich am Geländer fest, richtete seinen Blick starr auf Lord Ruds Beine und widerstand der Versuchung, in den schwindelerregenden Treppenschacht hinabzuschauen. Sie passierten mehrere Stockwerke, in denen weitere Gänge abzweigten. Kincar konnte sich nicht vorstellen, was das für ein Gebäude sein mochte, dessen Kern eine so ungewöhnliche Spiralentreppe bildete. In einem der Stockwerke verließ Lord Rud die Treppe und bog in einen Seitenkorridor ein. Kincar folgte ihm. Bis jetzt hatte er den Eindruck gehabt, in einem verlassenen Gebäude zu sein. Außer dem Echo ihrer Stiefel, das hohl in dem Schacht widerhallte, war kein Laut zu hören, und nirgendwo zeigte sich ein Wachtposten oder

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