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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Murds zuerst zu ihm hinzog. Von rechts wegen hätte der Geruch des Blutes von der Schnittwunde auf Kincars Schulter genügen sollen, um die Murds als erstes auf den jüngeren Mann zu hetzen. Aber die rauschenden Flügel senkten sich auf Sood herab und schlugen zu.
    Der Schrei des Riesen schwoll zu einem Gebrüll an, als er, sich immer noch nicht recht der Gefahr bewußt, in der er schwebte, auf die Tiere einschlug. Zunächst versuchte er nur, sie beiseitezufegen, um erneut Kincar angreifen zu können. Dann erwachte endlich sein Selbsterhaltungstrieb. Vergeblich schlug er mit den Armen um sich, und sein Gesicht war bereits eine blutige Maske.
    Kincar wich vor dem entsetzlichen Anblick zurück, aber er stolperte über einen Erdklumpen und fiel hin. Sein Sturz lenkte die Aufmerksamkeit einiger Murds auf ihn. Klauen gruben sich in seinen Oberarm, und ein Schnabel hackte nach seinen Augen. Kincar konnte den Schrei nicht unterdrücken, der sich vor Ekel und Angst seiner Kehle entrang.
    Aber der Schnabel vor seinen Augen schlug nicht zu, und die Klauen waren zwar scharf, aber sie rissen keine Wunden auf. Über ihm ertönte das scharfe Zischen einer aufgeregten und zornigen Murd, und jene Murd, die auf seinem Körper saß, verteidigte mit nach oben gerichteten, offenen Fängen ihre Beute gegen die andere.
    »Vorken!«
    Sie antwortete mit einem Zirpen. Vorken, die fortgeflogen war, um in der Paarungszeit einen Gefährten zu finden, hatte offensichtlich Erfolg gehabt – im Murdschlag der Festung von U-Sippar! Und wie er Vorken kannte, hatte Kincar kaum Zweifel daran, daß sie dort in allerkürzester Zeit die Herrschaft an sich gerissen hatte. Jetzt hätte nur noch Cim über das Feld herbeitrotten müssen, und dies wäre ein Abenteuer wie aus einer Heldensage gewesen.
    Aber es war nicht Cim, der ihn aus dem mörderischen Haufen kämpfender Murds herausholte, sondern der Flugwagen der Dunklen Lords. Und der falsche Lord Dillan zog Kincar mit seinen eigenen Händen auf die Plattform, bevor sie zur Festung zurückflogen.

 
14.
     
    Die Sternenlords unterhielten sich in ihrer eigenen Sprache. Kincar, offenbar vergessen für den Augenblick, war noch so benommen von dem Wunder seiner Rettung, daß er sich vorläufig keine Gedanken darüber machte, warum man ihn gerettet hatte. Er entnahm jedoch dem mürrischen Ausdruck Lord Ruds und dem aufgebrachten Gebaren dieses Lord Dillan, daß seine Rettung gegen Ruds Willen erfolgt war. Kurz darauf erhielt er die Bestätigung.
    Der falsche Lord Dillan kam zu Kincar und musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Du bist ein Priester der Dämonen, Bursche? «
    Kincar schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nicht dem Dreifaltigen Weg gefolgt«, erwiderte er, wie er in seinem eigenen Gorth geantwortet hätte. Es fiel ihm schwer, Lord Dillan anzusehen und zu wissen, daß es nicht der Lord Dillan war.
    »Wir haben diesen Unsinn also immer noch nicht ganz ausgerottet!« rief Lord Dillan, und dann folgte ein Redeschwall von ärgerlichen Worten in der fremden Sprache der Sternenlords, auf den Lord Rud mit mürrischer Abwehr reagierte.
    »Dieser hier kommt aus den Bergen«, sagte Lord Rud in gorthianischer Mundart und trat zu den beiden. »Sieh ihn dir an, Dillan. Er hat nicht die Erscheinung eines Tiefländers. Wir hätten ihn den Murds überlassen sollen …«
    »Als Murd-Futter, du Narr!« Lord Dillan war so verärgert, daß Kincar dachte, er würde den anderen schlagen. »Nach dem, was er vor den Augen der ganzen Stadt mit Sood gemacht hat? Wir haben uns viel Mühe gegeben, diesen gefährlichen Glauben auszumerzen! Siehst du denn nicht, daß die Geschichte dessen, was sich zugetragen hat, weiterverbreitet und mit dem Erzählen immer großartiger werden wird? Innerhalb von Tagen werden wir wieder überall geheime Altäre haben, Zaubersprüche, die gegen uns gemurmelt werden und all die anderen Dinge, die Rebellen vereinen! Du kannst die Art von Soods Tod nicht in Tausenden von Köpfen auslöschen! Nein, diese Angelegenheit muß vor dem Rat besprochen werden. Wir müssen aus diesem Jungen alles herausholen, was er weiß, und dann muß er vor den Augen seiner eigenen Leute zu einem kriechenden Sklaven bezwungen werden. Ein elendes Leben – keinen Märtyrertod, das ist die Lösung. Siehst du das denn nicht? Oder ist es so, Rud, daß …« wieder ging er zu der fremden Sprache über, und sein Bruder starrte ihn feindselig an.
    »Wir werden ihn selbst hinbringen«, erklärte Dillan. »Es ist nicht ratsam, daß

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