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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Szene.
    »Wahrlich ein Sprößling Ruds!« Lord Dillan lachte. »Nur unsere eigene Art könnte einem so stark eingestellten Konditionierer standhalten. Wir wollen sehen, ob er das vor dem Rat leugnen kann. Komm mit – du!«
    Er winkte, und Kincar folgte ihm. Vorken hatte sich aus seinem Griff befreit und balancierte nun auf seiner Schulter. Ihre Klauen schmerzten zwar, aber er war froh, sie bei sich zu haben.
    »Dort hinauf!« Wieder benutzten sie die Wendeltreppe. Auf der nächsthöheren Ebene standen sie vor etwas, was Kincar vom Fenster aus nicht gesehen hatte. Hoch über dem Boden schwebte eine luftige Brücke, die ein Schiff mit dem nächsten verband – eine provisorische Brücke, vermutete Kincar, denn eine so leichte Konstruktion hätte den ersten richtigen Wintersturm nicht überlebt. Lord Dillan bedeutete ihm, hinüberzugehen. Kincar klammerte sich an das Handseil, und etwas von der Furcht, die er auf der fliegenden Plattform gehabt hatte, kehrte zurück. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die Schiffstür vor ihm.
    Er war nur noch ein oder zwei Schritte von der Tür entfernt, als ihm Vorken einfiel. Er selbst sah keine Möglichkeit, zu entkommen, aber vielleicht konnte wenigstens Vorken gerettet werden. Mit der linken Hand hielt er sich am Seil fest, wandte sich halb um und schwang mit seinem Mantel aus, während er gleichzeitig den Jagdruf ausstieß, der Vorken in den Himmel sandte, um nach Beute Ausschau zu halten.
    War es nur Glück oder Zufall, daß eine Ecke des Mantels die Sternenwaffe verhüllte? Geschicklichkeit oder Glück, Vorken war in der Luft und fort – diesmal stieg sie nicht in ihren üblichen Spiralen auf, sondern schoß wie ein Pfeil den fernen Hügeln zu –, bis Lord Dillan seine Waffe von dem Mantel befreit hatte.
    Merkwürdigerweise machte Lord Dillan keinerlei Anstalten, Vergeltung auszuteilen. Er löste ohne ein Wort den Mantel, der in den Abgrund unter ihnen fiel, wohin Kincar nicht zu blicken wagte. Kincar hatte nicht so viel Glück oder Geschick gehabt, dem Lord die Waffe aus der Hand zu schlagen, und diese war nun wieder auf ihn gerichtet.
    »Geh weiter«, befahl Lord Dillan, und Kincar, in der Gewißheit, daß Vorken entkommen war, ging weiter und durch die Tür in das zweite der Sternenschiffe.
    Hier erwarteten ihn zwei weitere Sternenlords – aber keiner von diesen war das Double eines der Männer, die er kannte. Jetzt noch einem Lord Frans, einem Lord Bardon oder einem Lord Jon gegenüberzutreten, die nicht das waren, was sie zu sein schienen, wäre in diesem Augenblick nur schwer zu ertragen gewesen. Diese Männer waren jünger als Lord Dillan, soweit er dies beurteilen konnte, und beide sahen verweichlicht aus. Es fehlte ihnen die Kraft und Geschmeidigkeit des Geistes und Körpers, die sein Bewacher besaß – und die in etwas geringerem Maß auch Lord Rud zu eigen war.
    Keiner der beiden verbarg seine Überraschung angesichts Kincars, und einer stellte Lord Dillan eine Frage in ihrer Sprache. Lord Dillan gab eine ungeduldige Antwort und bedeutete ihnen, weiterzugehen.
    Sie begannen, wieder eine dieser Spiralentreppen hinabzusteigen, voran die beiden jüngeren Männer, dann Kincar und zuletzt Lord Dillan. Hinunter … Der Funken eines Planes glomm auf – ein phantastischer Plan – vielleicht so phantastisch, daß er gelingen konnte! Alles würde davon abhängen, wie schnell Kincar sich bewegen und ob er seine Bewacher überrumpeln konnte. Von den Neuankömmlingen hielt er nicht viel, aber Lord Dillan war etwas anderes. Immerhin hatte der Manteltrick bei ihm funktioniert. Kincar wollte es wenigstens versuchen. Er klammerte sich an das Geländer. Was er vorhatte, konnte ihm sehr wohl das Fleisch von den Händen scheuern – er mußte sie irgendwie schützen. Er war nackt bis zur Taille, und es gab keine Möglichkeit, Streifen von seinen Hosen abzureißen. Hätte er doch nur noch seinen Mantel gehabt!
    Einer der jungen Sternenlords befand sich genau unterhalb von ihm. Und er trug keinen engen Wetteranzug wie Lord Dillan, sondern ein loses Hemd aus dünnem Material. Kincar warf sich nach vorn, so daß sein Gewicht auf seinen Händen lag. Es sah aus, als hätte er eine Stufe verfehlt. Sein Fuß schwang aus und traf den jungen Lord seitlich am Kopf. Der andere stieß einen erstickten Schrei aus und stürzte zu Boden. Kincar landete neben dem Fremden und riß an seinem Hemd. Der dünne Stoff blieb gleich in seiner Hand.

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