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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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beobachtete mich ganz einfach, als wartete er auf meine nächste Frage. Ich versuchte, mir eine einfallen zu lassen, aber unter seinem ausdruckslosen, höflichen Blick erlosch jeder Funken von Interesse, den ich möglicherweise hätte empfinden können. Es war, als ob ich mich mit dem langweiligsten Gast auf einer Party abgeben musste.
    »Für Sie muss es aber auch recht schwierig sein«, sagte er nach einer Pause. »In Ihrer … Verfassung.« Er trat etwas näher heran. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber in Anbetracht der Umstände bin ich etwas überrascht, dass Ihr Mann Ihnen dies zumutet, Sie mitzerrt bei dem Versuch, diese Ungeheuer zu fangen.«
    »Ihr Mann zerrt sie nirgendwohin«, sagte Clay gedehnt, während er unmittelbar hinter mir auftauchte. »Sie geht, wohin sie will; er versucht einfach, mit ihr Schritt zu halten.«
    Hull fuhr zusammen, als er ihn bemerkte. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich habe Sie nicht herauskommen hören.«
    »Das liegt daran, dass ich gar nicht herausgekommen bin.«
    Clay nickte zu dem Liegestuhl hinüber.
    »Oh, o ja, natürlich. Ich hätte es wissen sollen. Sie sind sehr … aufmerksam.«
    »So könnte man es ausdrücken«, murmelte ich.
    Hull suchte nach etwas, das er sagen konnte, aber unter Clays starrem Blick gab er es rasch auf. Mit einem gemurmelten »Gute Nacht« verschwand er durch die Balkontür und zog sie hinter sich zu.
    »Wieder einen verscheucht«, sagte ich. »Kein Wunder, dass ich keine Freunde habe.«
    »Du hast mich«, sagte Clay, während er sich neben mir aufs Geländer lehnte. »Was brauchst du sonst noch?«
    »Du willst allen Ernstes, dass ich das beantworte?«
    »Und du hast Nick.«
    »Zählt nicht.«
    »Ich wette, er wäre begeistert, das zu hören.«
    »Du weißt, was ich meine. Rudelbrüder, das gilt nicht.«
    »Okay. Du hast Paige.«
    »Zu deinem immerwährenden Entsetzen.«
    »Nein, es bestätigt mir nur, dass du mir die Sache mit dem Biss immer noch nicht verziehen hast.«
    Ich lachte und lehnte mich seitlich an ihn.
    »Paige ist okay«, sagte er. »Genau wie Jaime und jeder andere, mit dem du dich anfreunden willst, außer Cassandra.«
    »Das musstest du jetzt einfach noch anbringen, was?« Ich streckte mich und verschluckte ein Gähnen. »Das mit Hull … war das eine allgemeine ›Komm mir nicht in die Quere‹-Warnung oder etwas Spezifischeres?«
    »Hat so ausgesehen, als wärst du in Gefahr.« Er fing meinen Blick auf. »Tod durch Langeweile.«
    Ich prustete. »Das ist nicht nett.«
    Er zuckte die Achseln. »Es hat mir nicht gepasst, wie er hier draußen rumhängt, wenn er glaubt, du bist allein, also hab ich dafür gesorgt, dass er weiß, dass du
nicht
allein bist. Vielleicht bin ich paranoid, aber ich traue dem Typ nicht.«
    »Du traust doch niemandem.«
    »Klar tu ich das«, sagte er, während er mir die Hände um die Taille legte und mich zu sich herumdrehte. »Jeremy vertraue ich.«
    Ich schlug nach ihm. »Vielen Dank auch.«
    »Oh, ich vertraue dir … in manchen Dingen. Ich vertraue darauf, dass du nicht mit einem anderen Typ abhaust. Vertraue darauf, dass du nicht mal
erwägst,
mit einem anderen abzuhauen. Vertraue darauf, dass du mir bei einem Kampf den Rücken deckst. Darauf, dass du eher mir den Rücken deckst, als auf dich selbst aufzupassen, ganz gleich, wie oft ich dir sage, du sollst’s lassen. Darauf, dass du mich nicht mit einem Kissen erstickst, wenn ich schlafe. Aber vertraue ich darauf, dass du mich niemals von diesem Balkon schmeißen würdest, egal wie sehr ich dich ärgere? Uh-oh. Ich bin doch nicht dumm.«
    »Das wäre dann also eher mangelnde Vertrauensseligkeit als mangelndes Vertrauen.«
    »Genau.«
    Ich lachte und beugte mich über die Brüstung. »Es sind bloß zwei Stockwerke. Du würdest nicht dran sterben.«
    »Du sagst das, als wäre das ein Nachteil.«
    Als ich nicht antwortete, knurrte er, hob mich hoch und küsste mich; seine Zähne zupften an meiner Lippe. Ich stöhnte und drückte mich gegen ihn … na ja, drückte den vorstehenden Teil meines Körpers gegen ihn, was wirklich nicht sonderlich erotisch war.
    »Verdammt«, murmelte ich. »Sogar das Knutschen wird jetzt schon schwierig.«
    »Bloß eine Frage des Einfallsreichtums. Und der Positionierung.«
    Er wuchtete mich hoch, so dass meine Beine um seine Taille und meine Arme um seinen Hals lagen, und trat dann an die Brüstung. Die Hände in meinem Rücken, lehnte er mich nach hinten. Ich drehte den Kopf, um die Autos sehen zu können, die

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