Blut der Wölfin
nach einem tiefen Atemzug schüttelte ich den Kopf.
»Nick«, formte ich mit den Lippen.
Ich räusperte mich, um niemanden zu erschrecken. Zoe zog das Plastik zur Seite und winkte uns zu sich hinüber. Nick war neben ihr – in der Hocke, wo er versuchte, eine Fährte aufzunehmen.
»Spar dir die Mühe«, sagte ich. »Sie ist durch die Halle durchgegangen, ich rieche sie jetzt schon.«
»Ich auch«, sagte er. »Es ist der andere, den ich zu finden versuche.«
»Wir haben uns schon gefragt, wann er endlich auftauchen würde.«
Nick schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es ein Zombie ist. Ich rieche nicht den gleichen …«
»Das liegt daran, dass wir ihn erst ein Mal umgebracht haben. Er ist weniger verwest als sie.«
Clay brachte uns mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Konzentrieren wir uns auf den einen, der da ist – und der uns gerade entwischt.«
Wir folgten Roses Fährte zu einer Tür, die auf einen Bauplatz im Freien hinausführte. Er war menschenleer; irgendjemand hatte offensichtlich entschieden, dass die aktuellen Ereignisse einen arbeitsfreien Tag rechtfertigten.
Planen schlugen im leichten Wind vor dem Hintergrund des fernen Straßenlärms. Clay tippte mich an und zeigte zu einem Kleinlaster hinüber, der in einiger Entfernung geparkt war. Ich nickte, während er die anderen darauf aufmerksam machte.
Nach wenigen Metern stießen wir auf eine Pfütze, als habe jemand irgendeine Chemikalie verschüttet – hoffentlich aus Versehen. Die Spur wurde schwächer; der Verwesungsgeruch war in der Luft jetzt deutlicher zu spüren als am Boden. Clay und ich nahmen einen Weg um die Ziegelstapel herum, Zoe und Nick einen anderen.
Irgendwann fand ich Roses Fährte wieder, aber auch diesmal war ich etwa sechs Meter weit gekommen, als sie sich bei einigen Anhängern mit Bauholz wieder verlor. Als ich mich bückte, winkte Clay mich wieder hoch.
»Bück dich nicht so viel, das kann nicht bequem sein. Ich mach das schon.«
Als er in die Hocke ging, hörte ich ein Knirschen wie von Kies. Ich gab Clay ein Zeichen, aber auch er hatte bereits innegehalten und lauschte mit schräggelegtem Kopf. Dann stützte er sich auf die Kante des Anhängers und schwang sich hinauf. Ich folgte ihm … wobei ich mich eher hinaufzog und -wuchtete als »schwang«.
Als ich die Ladefläche erreicht hatte, war Clay bereits oben auf dem Holzstoß. Er sah auf die andere Seite hinunter und half mir dann hinauf. Als ich auf den Stoß kletterte, schob sich ein blonder Kopf hinter einem Lastwagen hervor. Ein Mann trat ins Freie. Mitte dreißig, vielleicht auch an die vierzig, und klein, obwohl dieser Eindruck vielleicht auch auf meinen erhöhten Standpunkt zurückzuführen war.
Der Mann trug Anzughosen und ein Hemd. Ein Angestellter, der die Abkürzung über die Baustelle nahm. Dann stellte ich fest, dass die Hosen ein paar Zentimeter zu kurz waren und das Hemd am Hals zu weit und die Ärmel zu lang. Die Sachen saßen nicht so schlecht wie die Kleidung des Bowlermannes, aber es reichte, um mich genauer hinsehen zu lassen. Und dabei glitt mein Blick an einem der Ärmel hinunter … bis zu einem Messer, das der Mann halb verborgen in der Hand hielt.
»Zombie?«, formte Clay mit den Lippen.
Ich holte tief Atem, aber der Wind wehte zu ihm hin.
»Weiß nicht«, flüsterte ich.
Er war unter uns, vielleicht vier Meter entfernt. Eine annehmbare Entfernung für einen Sprung. Als Clay in die Hocke ging, sagte keiner von uns ein Wort, aber der Mann erstarrte, und sein Blick fuhr hoch und herum. Er sah Clay, bevor wir zurückweichen konnten.
Der Mann wurde bleich, und seine Augen weiteten sich. Ich änderte meine Stellung, und sein Blick glitt zu mir, als habe er mich zuvor gar nicht bemerkt.
»Oh, Gott sei Dank«, murmelte er mit einem weichen, britisch klingenden Akzent. »Sie sind es.« Er hob eine Hand und beschattete die Augen, während sein Blick zu Clay zurückkehrte. »Ja, doch, natürlich. Sie hätte ich auch erkennen sollen, aber …« Er schloss die Augen und schauderte. »Himmel, mein Herz. Als ich Sie da oben gesehen habe, war ich mir sicher, ich wäre geradewegs in eine Falle gegangen, und Sie wären einer von diesen …« Er schauderte wieder. »Diesen Wesen.«
»Wesen?«, wiederholte ich.
»Der … Diese …« Er brach ab, als könne er das passende Wort nicht finden. »Der Mann und die Frau. Sie …« Ein zitternder Atemzug. »Es tut mir leid. Geben Sie mir einen Moment Zeit.«
Er hob die Hand. Das
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