Blut der Wölfin
Messer blitzte auf. Clay setzte zum Sprung an, und der Mann wäre fast nach hinten gefallen; er hob beide Arme, um Clay abzuwehren.
»B-bitte, ich tu Ihnen nichts. Bitte …«
»Lass das Messer fallen«, sagte Clay in einem fast unverständlichen Knurren.
»Das …?« Der Blick des Mannes fiel auf seine Hand. »Oh, ja, natürlich. Es tut mir leid.« Er bückte sich und legte das Messer mit einem nervösen kleinen Auflachen auf den Boden. »Ich kann es Ihnen nicht übelnehmen, dass Sie vorsichtig sind. Ich weiß, dass sie hinter Ihrer Gattin her waren; das kann nicht angenehm gewesen sein.« Sein Blick glitt zu meinem Bauch hinüber. »Vor allem angesichts ihrer Verfassung. Aber ich glaube …« Er schluckte. »Damit will ich sagen, ich
hoffe,
ich kann Ihnen helfen.«
»Kein Interesse.«
Nick und Zoe näherten sich jetzt, und ich stellte fest, dass meine ursprüngliche Einschätzung seiner Größe doch nichts mit meinem Blickwinkel zu tun gehabt hatte – er war kaum größer als Zoe, sowohl in der Höhe als auch in der Breite.
Zoe blieb stehen und betrachtete ihn mit schräg gelegtem Kopf, als sei sie über irgendetwas verwundert. Nick stand weiter windabwärts, also gab ich ihm ein Zeichen, er sollte den Geruch prüfen. Er tat es – zwei Mal – und schüttelte dann den Kopf.
»Hallo«, sagte der Mann mit einem Begrüßungsnicken. »Ich habe gerade mit Ihren Freunden gesprochen. Ich habe Sie zusammen gesehen – ich bin Ihnen gefolgt. Das heißt, ich bin ihr gefolgt, diesem … Wesen. Der Frau. Sie hat mich zu Ihnen geführt, und ich bin Ihnen hierher gefolgt in der Hoffnung auf eine Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen. Aber bevor ich hineingehen konnte, hat der andere mir den Weg abgeschnitten.«
»Der andere?«, fragte ich.
»Der Mann. Ihr Partner. Er hat mich gesehen, und …« Der Mann schluckte, und sein Blick glitt über die Baustelle hin. »Ich habe mich versteckt und dachte, ich hätte ihn abgehängt. Dann habe ich Geräusche gehört. Ich wollte schon flüchten, aber dann habe ich Sie gesehen.«
»Wer sind Sie?«, fragte ich.
Clay grunzte, um mir mitzuteilen, ich sollte mich nicht mit ihm einlassen.
Ich trat näher und flüsterte: »Er ist kein Zombie.«
Clays Gesichtsausdruck änderte sich nicht. »Ist mir egal.«
»Ich bin keiner von ihnen«, sagte der Mann, und dann zögerte er. »Oder vielleicht sollte ich sagen, ich glaube es nicht. Es ist alles sehr …« Er schüttelte heftig den Kopf. »Es tut nichts zur Sache. Mein Name ist Matthew Hull, und ja, ich bin durch dieses … was es auch war, gekommen. Ich könnte Ihre Unterstützung brauchen, und ich kann Ihnen dafür meine eigene bieten.«
Ich warf einen Seitenblick auf Clay, aber er starrte Hull an, als könnte er seine Gedanken anbohren und seine Absichten lesen.
Hull fuhr fort, einen fast flehentlichen Ton in der Stimme. »Meine Perspektive werden Sie selbst vermutlich nicht haben und andernorts kaum finden. Ein Bericht aus erster Hand, gewissermaßen.«
Clays Blick löste bei ihm unverkennbar Unbehagen aus. Er verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, sah über die Schulter zu Zoe und Nick hin und tat dann einen Schritt zur Seite, als bereitete er die Flucht vor.
»Vielleicht sollten wir uns an einem etwas … öffentlicheren Ort unterhalten?«, fragte er. »Wir sind auf dem Weg an einem Park vorbeigekommen. Als ich Ihnen gefolgt bin. Die Straße scheint im Bogen um ihn herumzuführen.«
»Queen’s Park«, sagte ich, während Clay die Muskeln spannte, bereit zum Sprung. »In Ordnung, aber es gibt da noch jemanden, der sich gern mit Ihnen unterhalten würde, und er ist im Augenblick nicht hier, also würde ich ihm gern Bescheid sagen.«
Ich holte das Handy aus der Tasche. Ein Ablenkungsmanöver, das besser funktionierte als erwartet, denn als ich es ans Ohr hob, blickte der Mann mich verwirrt an. Die beste Gelegenheit für Clay, sich auf ihn zu stürzen. Als er es nicht tat, sah ich zu ihm hin und stellte fest, dass er über die Baustelle hinweg zu einer Mulde auf der anderen Seite hinübersah. Ein Mann schien um sie herumzuschleichen. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber die Gestalt und die etwas vorgebeugte Haltung kannte ich. Der zweite Zombie.
Unten hatte Hull inzwischen gemerkt, dass unsere Aufmerksamkeit anderswo war. Ich gab Nick ein Zeichen, er sollte sich den Zombie vornehmen und Hull uns überlassen. Er glitt davon, und nach einem Augenblick des Zögerns folgte ihm Zoe. Der Mann sah
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