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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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jemand hätte sie vergiftet!«
    »Jetzt soll sie auch noch vergiftet worden sein«, höhnt Tara und verdreht die Augen in meine Richtung, um mich daran zu erinnern, von wem diese Information kommt.
    Ellenoras Miene ist aufgebracht, ihre Augen sind geweitet. » Ich bin vergiftet worden! , hat sie gesagt. Lola war es. Lola war es. Es war in dem Mist, den ich gegessen habe! «
    »Jetzt reicht es aber wirklich. Sofort aufhören«, entgegnet Tara, während ich in Kathleen Lawlers Zelle trete. »Passen Sie auf, was Sie daherreden«, habe ich noch ihre Stimme im Rücken. »Wir haben Besuch.«

21
    In dem Edelstahlspiegel, über den Kathleen Lawler sich bei meinem gestrigen Besuch beschwert hat, sehe ich, dass GBIErmittler Sammy Chang mir gefolgt ist und auf der Schwelle stehenbleibt.
    »Ich warte hier, damit Sie mehr Platz haben«, meint er zu mir.
    Toilette und Waschbecken sind zu einer Einheit aus Edelstahl zusammengefasst und haben bis auf die Hebel für die Spülung und den Wasserhahn keine beweglichen Teile. Ich sehe und rieche nichts, was darauf hinweist, dass Kathleen Lawler vor ihrem Tod übel gewesen sein könnte. Allerdings nehme ich einen schwachen elektrischen Geruch wahr.
    »Finden Sie den Geruch nicht seltsam?«, frage ich Chang.
    »Eher nicht.«
    »Irgendwie elektrisch. Ein eigenartiger und unangenehmer Geruch.«
    »Nein, ich habe nichts bemerkt, als ich mich umgeschaut habe. Der Fernseher ist es sicher nicht.« Er deutet auf den kleinen Fernseher in einem durchsichtigen Plastikgehäuse, der auf einem Regal steht.
    »Ganz bestimmt nicht«, erwidere ich. Im Waschbecken bemerke ich Wasserflecke und an Kreide erinnernde Rückstände.
    Als ich mich vorbeuge, wird der Geruch stärker.
    »Scharf wie nach einem Kurzschluss oder von einem überhitzten Föhn«, versuche ich, meine Wahrnehmung zu beschreiben. »Oder wie eine Batterie. So ähnlich jedenfalls.«
    »Batterie?« Er runzelt die Stirn. »Habe hier keine Batterien entdeckt. Auch keinen Föhn.«
    Er geht zum Waschbecken und beugt sich darüber. »Ja, könnte sein«, stellt er fest. »Ich habe keine sehr gute Nase.«
    »Ich würde empfehlen, von dem Zeug im Waschbecken Proben zu nehmen«, antworte ich. »Verfügt Ihr kriminaltechnisches Labor über ein Rasterelektronenmikroskop? Wir sollten uns die Morphologie bei starker Vergrößerung ansehen, um festzustellen, ob es sich um in einer Flüssigkeit gelöste Partikel handelt und womit wir es überhaupt zu tun haben. Metalle oder ein anderer Stoff. Vielleicht ist es ja auch eine Chemikalie oder eine Droge, die bei Röntgenspektroskopie nicht sichtbar wird. Ich weiß nicht, welche anderen Detektoren das Elektronenmikroskop des GBI sonst noch hat. Aber wenn möglich, würde ich gern eine Untersuchung mit dem Spektrometer-Mikroskop durchführen lassen.
    »Wir haben uns überlegt, ob wir uns eines dieser tragbaren Spektrometer-Mikroskope besorgen sollen, wie sie die Abteilung für Gefahrenstoffe benutzt.«
    »Das ist heutzutage ratsam, da man jederzeit auf Sprengstoffe, Nervengifte, Kontaktgifte und derlei mehr stoßen kann. Es wäre außerdem nett, wenn Sie den Leiter Ihres kriminaltechnischen Labors ein bisschen umgarnen könnten, damit die Analyse so schnell wie möglich, also sofort, stattfindet. Wenn die Sie oben auf die Liste setzen, würde das nur wenige Stunden dauern. Die beschriebenen Symptome gefallen mir nämlich gar nicht.« Ich spreche leise und wähle meine Worte sorgfältig, weil man nie weiß, wer zuhört.
    Denn daran, dass jemand lauscht, habe ich nicht den geringsten Zweifel.
    »Ich kann recht charmant sein.« Chang ist zierlich gebaut und hat kurzes schwarzes Haar und eine undurchdringliche Miene. Doch in seinen dunklen Augen liegt ein freundlicher Ausdruck.
    »Gut. Ein bisschen Charme kann nie schaden.«
    »Glauben Sie, dass sie sich übergeben hat?«
    »Ich rieche nichts«, entgegne ich. »Aber das heißt nicht, dass ihr nicht trotzdem übel war, wie ihre Nachbarin Ellenora es geschildert hat. Ein übersäuerter Magen.«
    Bei der Diagnosestellung wird man zuerst auf das Offensichtliche tippen. Kathleen Lawler sei eine Herzinfarktkandidatin gewesen. Ihr plötzlicher Tod sei Folge körperlicher Anstrengung unter Bedingungen, die für eine wenig gesundheitsbewusste Frau ihres Alters gefährlich sein können. Außerdem habe sie Gefängniskleidung getragen, ein langärmeliges Hemd und eine lange Hose aus Synthetikgemisch, und das bei Temperaturen von über dreißig Grad und einer Luftfeuchtigkeit von

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