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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gern tote Kinder an, weshalb die Versuchung groß ist, nicht so genau hinzuschauen. Der Fußboden in diesem Bereich ist ein Tohuwabohu aus Tropfen, von einer Waffe verteilten Spritzern, Schmierern, Pfützen und blutigen Fußabdrücken, die teils von Schuhen, teils von nackten Füßen stammen. Abdrücke von Zehen und einer Ferse, die zu groß für die eines Kindes sind. Ich greife wieder nach dem Sponge-Bob-Pyjama. Er hat Füßlinge. Also kann Brenda bei ihrer Flucht die Treppe hinunter und in Richtung Tür nicht die Abdrücke nackter Füße hinterlassen haben. Und wieder stehe ich vor demselben Rätsel, nämlich der Schnittwunde an der Hand ihrer Mutter.
    Colin vertritt die Theorie, dass sich Mrs. Jordan bei der Gartenarbeit verletzt hat. Nun folge ich diesem Ansatz durch die Fotostrecke und kehre in den Wintergarten und den Garten hinter dem Haus zurück. Wieder sehe ich die runden Blutstropfen vor mir, die sich in einem Abstand von einem guten halben Meter auf Terracottafliesen, Gartenweg und Gras verteilt haben. Mrs. Jordans Blut, das man im Zusammenhang mit dem Fall als unerheblich eingestuft und beim Prozess von der Beweisaufnahme ausgeschlossen hat. Falls Colins Annahme stimmt, was ich nicht glaube, muss sie sich die Verletzung zugezogen haben, als sie gerade erst mit der Gartenarbeit angefangen hatte. Allerdings sind auf den Fotos, die ich betrachte, nirgendwo Gartengeräte zu erkennen. Es ist auch weder ein abgeschnittener Zweig noch ein Wasserschössling oder ein Trieb zu sehen. Der Garten wirkt desolat und scheint das nie stattgefundene winterliche Großreinemachen dringend nötig zu haben.
    Als Marino Lenny Casper, den ehemaligen Nachbarn, befragte, der Mrs. Jordan am Nachmittag des 5. Januar im Garten beobachtet haben will, hat dieser nichts von einer Verletzung gesagt. Vielleicht hat er es ja nicht bemerkt. Allerdings würde es den meisten Leuten, die ihren Hund ausführen oder aus dem Fenster schauen, auffallen, wenn jemand blutend zurück ins Haus hastet. Die beiläufige Anmerkung eines Nachbarn und Blut von Gloria Jordan, für das es im Zusammenhang mit diesen grausigen Morden keine Erklärung gibt, waren Grund für die Schlussfolgerung, sie könnte sich an jenem Tag in den Daumen geschnitten haben. Daraufhin sei sie ins Haus zurückgekehrt und habe vergessen, den Wintergarten und den Flur vor dem Gäste-WC zu putzen. Dennoch habe sie die Wunde weder verbunden noch von ihrem Mann, immerhin einem Arzt, behandeln lassen, als dieser vom Dienst in der Obdachlosenunterkunft nach Hause kam. Ich finde das unglaubwürdig.
    Laut toxikologischem Bericht hatte Mrs. Jordan bei ihrem Tod Alkohol und Clonazepam intus, und zwar in höherer Konzentration als ihr Mann. Außerdem nahm sie das Antidepressivum Sertralin. Nach den Morden wurden die rezeptpflichtigen Medikamente im Badezimmer auf der Seite des Waschbeckens sichergestellt, die offenbar ihre war. Wieder betrachte ich den Asservatenbeutel mit den Medikamenten und bemerke etwas, das mir zuvor entgangen ist.
    »Könnten Sie mir vielleicht helfen?«, wende ich mich an Mandy, die jede meiner Bewegungen genau beobachtet.
    »Aber klar doch.« Sie springt auf.
    »Die Akte von Barrie Lou Rivers wurde doch schon elektronisch erfasst, weil das Büro bereits papierlos war, als sie starb.«
    »Soll ich sie ausdrucken?«, fragt sie.
    »Nicht nötig. Ich brauche nur ein bestimmtes Dokument. Wären Sie so nett, es zu suchen?«
    »Warten Sie einen Moment, ich hole nur meinen Laptop.«
    »Ich gehe währenddessen raus auf den Flur.«

33
    Mandy O’Toole kehrt mit einem Laptop aus dem Labor für Histologie zurück und fängt an, Barrie Lou Rivers’ Akte zu durchforsten, während ich Lola Daggettes Kleidung nach Dingen durchkämme, die vielleicht übersehen worden sind. Ich überprüfe die Windjacke, den blauen Rollkragenpullover und die hellbraune Cordhose, die sie in der Dusche hat auswaschen wollen, ein Verhalten, mit dem sie sich belastet hat, und der einzige Grund, weshalb sie wegen mehrfachen Mords vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt wurde. Der Großteil des Bluts wurde weggespült. Nur Spuren sind zurückgeblieben, dunkel verfärbte Bereiche an den Oberschenkeln der Hose und Tropfen und Schmierer an den Manschetten, der Vorderseite und den Ärmeln der Windjacke. Und Lola muss Blut an den Schuhen gehabt haben.
    »Da ist die Akte. Toxikologie und andere Laborberichte und der Autopsiebericht«, verkündet Mandy. Den Computer auf dem Schoß, sitzt sie im Sessel am

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