Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Regierung einen Terroranschlag.
»Ich möchte damit doch nur sagen, dass sie außer ihrer Mutter vielleicht noch jemanden sehen wollte.« Ich lasse nicht locker. »Möglicherweise existieren ja Unterlagen, um die sich bis jetzt niemand gekümmert hat. Es ist wichtig, das schwöre ich dir.«
Eine Stimme im Hintergrund bietet Kaffee an. Benton bedankt sich und wendet sich dann wieder an mich. »Was denkst du?«
»Daran, wie es möglich ist, blutige Fingerabdrücke an einem Messergriff und einer Flasche Lavendelseife am Tatort zu hinterlassen, wenn man nichts mit dem Verbrechen zu tun hat.«
»Was ist mit der DNA dieser blutigen Fingerabdrücke?«
»Sie stammen von den Opfern und einer damals unbekannten Person, von der wir heute wissen, dass es sich um Dawn Kincaid handelt. Allerdings sind es nicht ihre Fingerabdrücke«, erwidere ich. »Die DNA ist also von den Jordans und vermutlich von Dawn. Und die Fingerabdrücke wurden von einer anderen Person hinterlassen.«
»Vermutlich?«
»Jemand hat mit blutigen Händen das Küchenmesser und die Seifenflasche berührt. Aber die Fingerabdrücke sind nicht die von Dawn Kincaid. Sie wurden nie identifiziert und der Verunreinigung durch Unbefugte, auch Journalisten, zugeschrieben, die am Tatort waren. Sie könnten in Blutlachen getreten sein oder Beweisstücke angefasst haben. Möglicherweise sind ja sogar Polizisten und Spurensicherungsexperten die Übeltäter. Offenbar war der Tatort nicht sehr gut abgesichert. Jedenfalls lautet so die Erklärung, die man mir gegeben hat.«
»Könnte so gewesen sein, wenn die Leute, die mit Gegenständen in Berührung gekommen sind, ihre Fingerabdrücke nicht zu Vergleichszwecken hinterlegt hatten. Ich muss jetzt Schluss machen, Kay.«
»Ja, natürlich könnte es so gewesen sein, insbesondere dann, wenn alle Beteiligten gern an diese Version der Dinge glauben, weil sie Lola Daggette in Haft und keine Lust haben, einen anderen Verdächtigen zu suchen. Anscheinend ist genau das das Problem, mit dem wir es hier zu tun haben. Dinge werden übersehen, nicht hinterfragt und nicht gründlich genug unter die Lupe genommen, da der Fall als gelöst gilt: Der Mord wurde von einer Frau begangen, die blutige Kleidungsstücke ausgewaschen und alle möglichen abstrusen Lügen erzählt hat.«
»Sagen Sie ihr, dass ich sie gleich zurückrufe«, wendet Benton sich an jemand anderen.
Ich beobachte, wie Colin das Gebäude verlässt. Als er sieht, dass ich telefoniere, bedeutet er mir, dass er im Landrover auf mich warten wird.
»Und versucht, so viel wie möglich über Roberta Price herauszufinden «, sage ich zu Benton, der schweigt. »Das ist die Apothekerin, die vor neun Jahren Gloria Jordans Rezepte eingelöst hat. Wer ist sie, und besteht eine Verbindung zu Dawn Kincaid?«
»Ich möchte dich daran erinnern, dass der Name des leitenden Apothekers auf allen Tablettendöschen steht, auch wenn er sie nicht selbst abgefüllt hat.«
»Mag sein, jedoch nicht, wenn das fragliche Rezept von einem Gefängnisarzt oder einem Mediziner stammt, der an einer Hinrichtung beteiligt ist«, entgegne ich. »Als Chef einer Apotheke möchte man seinen Namen sicher nicht auf einer Dosis Thiopentalnatrium oder Pancuroniumbromid sehen. Hinrichtungen sind schlecht fürs Image.«
»Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst.«
»Vor zwei Jahren hat eine Apothekerin namens Roberta Price, wahrscheinlich dieselbe Person, die Mrs. Jordans Rezepte eingelöst hat, auch eines für Thiopentalnatrium und Pancuroniumbromid bearbeitet, das für Barrie Lou Rivers’ Giftspritze verwendet werden sollte. Die Drogen wurden ans GPFW geliefert, und Tara Grimm hat sie in Empfang genommen. Schwer vorzustellen, dass sie und Roberta Price einander nicht kennen.«
»Eine Apothekerin in Monck’s Pharmacy. Das ist eine kleine Apotheke. Inhaber ist Herbert Monck.« Offenbar hat Benton noch während des Telefonats Roberta Prices Namen recherchiert.
»Jaime hat auch dort eingekauft. Allerdings steht Roberta Prices Name nicht auf ihrem Medikamentendöschen, und ich frage mich nach dem Grund«, entgegne ich.
»Warum? Tut mir leid, jetzt bin ich verwirrt.« Benton klingt, als höre er mir nur mit halbem Ohr zu.
»Es ist nur so ein Gefühl, dass Roberta Price sich stets rar gemacht haben könnte, wenn Jaime Monck’s Pharmacy betrat«, erwidere ich. Ich erinnere mich an den Mann im weißen Kittel, der mir das Ibuprofen verkauft und den Namen Robbi erwähnt hat, offenbar eine Person, die
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