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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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1996 hat Barrie Lou Rivers siebzehn Menschen mit Arsen vergiftet, das sie sich in einem Geschäft für Schädlingsbekämpfungsmittel besorgt hatte. Neun Menschen starben. Alle Opfer waren Stammkunden des Imbisses, dessen Geschäftsführerin sie war. Er befand sich in einem Wolkenkratzer in Atlanta, der die Büros verschiedener Firmen beherbergte. Und so standen die ahnungslosen Mitarbeiter Tag für Tag Schlange an Barrie Lou Rivers Imbisstresen im Atrium, um sich ein Thunfischsandwich Spezial zu genehmigen, das wirklich ein äußerst günstiges Angebot war: Sandwich, Chips, eine Gewürzgurke und eine Cola für 2,99 Dollar. Als ihre sadistischen Verbrechen endlich aufgedeckt wurden, sagte sie der Polizei, sie habe es satt gehabt, dass die Leute »ständig über das Essen meckern und deshalb beschlossen, ihnen einen richtigen Grund zum Meckern zu geben«. Sie habe die Nase gestrichen voll von »Arschlöchern, die mich rumkommandieren, als ob ich die Negermama aus der Pfannkuchenwerbung wäre«.
    »Es gibt noch weitere Aspekte«, erklärt Jaime Berger, während ich lese. »Leider sind sie persönlicher Natur. Einige Fragen der FBI-Agenten, die bei mir zu Hause aufgetaucht sind, waren höchst ungehörig. Offenbar hatten sie zuerst mit Farbman gesprochen, und du kannst dir ja denken, was im Zusammenhang mit mir sein Lieblingsthema ist. Nämlich, dass du und ich einmal beinahe verschwägert waren.«
    Ich studiere das Formular DOC #121195, auf dem verzeichnet ist, durch welche Hände die für Barrie Lou Rivers’ Hinrichtung vorgesehenen Medikamente gegangen sind. Das Rezept wurde am 1. März 2009 um fünfzehn Uhr zwanzig eingelöst. Kathleen Lawler hat mir erzählt, Barrie Lou Rivers sei in ihrer Zelle an einem Thunfischsandwich erstickt. Wenn das stimmt, muss sie am Tag ihrer Hinrichtung irgendwann nach fünfzehn Uhr zwanzig verstorben sein. Denn der Giftcocktail wurde zwar abgeholt, kam aber nicht mehr zur Anwendung, weil sie tot war, bevor die Aufseher sie auf eine Trage schnallen konnten. Ich frage mich, ob ihre Henkersmahlzeit wohl dieselben Zutaten enthielt, die sie ihren Opfern serviert hatte.
    »Du warst immer wieder im GPFW und hast Lola Dag- gette vernommen, die alle Rechtsmittel ausgeschöpft hat«, sage ich zu Jaime. »Vermutlich hat sie dir etwas Wichtiges mitzuteilen, sonst wärst du nicht nach Savannah übergesiedelt. Ich glaube nicht, dass du wegen deiner Probleme in New York hier bist.«
    »Sie war nicht sehr hilfsbereit«, erwidert Jaime. »Obwohl man eigentlich das Gegenteil annehmen möchte. Offenbar hat sie weniger Angst vor der Nadel als vor dem Racheengel . Der Person, die angeblich die Jordans auf dem Gewissen hat.«
    »Hat sie zugegeben zu wissen, wer dieser Racheengel ist?«
    »Der Racheengel ist der Teufel«, entgegnet Jaime. »Ein böser Geist, der die blutverschmierten Kleider in Lolas Zimmer geschmuggelt hat.«
    »Sie stellt noch immer solche Behauptungen auf? Obwohl sie im Herbst hingerichtet werden soll?«
    »Am 31. Oktober. Halloween«, bestätigt Jaime. »Vermutlich möchte der Richter, der die Hinrichtung zunächst verschoben und dann einen neuen Termin angesetzt hat, an Lola Daggette ein Exempel statuieren und dafür sorgen, dass sie in fünf Monaten nicht Süßes, sondern Saures bekommt. Im Zusammenhang mit diesem Fall kochen noch immer die Emotionen hoch. Viele Leute können es kaum erwarten, dass sie die ihrer Ansicht nach verdiente Strafe erhält. Sie wollen, dass sie einen möglichst schmerzhaften Tod stirbt. Du weißt schon, man braucht nach der Verabreichung des Thiopentalnatriums nur ein bisschen zu lange zu warten. Oder zu vergessen, den Schlauch zu entlüften. Zu hoffen, dass er verstopft.«
    Als Marino einen Stapel Farbausdrucke von Autopsiefotos auf den Tisch legt, greife ich danach.
    »Thiopentalnatrium wirkt schnell und wird, wie dir sicher bekannt ist, auch genauso schnell wieder abgebaut«, fährt Jaime fort. »Und was passiert wohl, wenn man sich bei der Injektion der übrigen Medikamente zeitlich verschätzt? Schließlich reden wir hier von dem Muskelerschlaffer Pancuroniumbromid. Und wenn man zu lange wartet? Dann lässt die Wirkung des Thiopentalnatriums, also des Betäubungsmittels, nach. Ein verstopfter Schlauch, sodass der Vollzugsbeamte einen neuen legen muss, und bis dahin ist das Thiopentalnatrium abgebaut.
    Man sieht aus, als ob man schläft, doch das Gehirn ist wieder hellwach«, fügt sie hinzu. »Man kann weder die Augen öffnen noch sprechen oder einen

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