Blut für Blut: Thriller (German Edition)
und hängenden Schultern. Wenn Iben in diesem Moment auf die Straße hinuntersehen würde, würde sie ihn nicht erkennen. Niemals. Der Bus nach Fredriksberg kam um die Ecke, und er stieg schnell ein. Er wollte weg, heim nach Fredriksberg, heim in die Lanterne .
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Die Beerdigung war perfekt verlaufen. Jerome sah sich zufrieden in seinen großen Räumen um, wo überall leere Champagnergläser standen. Er hatte den Beerdigungsgästen Pol-Roger-Champagner kredenzt, sowohl Kissis als auch Churchills Lieblingsmarke, und nicht ein Tropfen war übrig geblieben. Die antiken Silberplatten standen mit Resten von Kanapees mit Steinbeißerrogen, Krabbensalat, Tigergarnelen in Chili und Gänseleber verlassen auf den Tischen. Die letzten Gäste waren gerade gegangen, und alle hatten ihm persönlich gedankt und ihn für das schöne Arrangement gelobt. Kissi hätte es gefallen. Seine Augen wurden feucht bei dem Gedanken an seine Exfrau, er vermisste sie furchtbar. Die Kinder waren vor Trauer am Boden zerstört, was für jeden offensichtlich war, obwohl sie alles taten, um stark zu erscheinen.
Er schritt den langen Gang zur Küche hinunter, wo Liam, Karen, Marie-Louise und Thomas um den ovalen Esstisch in der Ecke der geräumigen Küche saßen. Liam hatte gerade eine Kanne mit dampfendem Tee auf den Tisch gestellt, auf dem auch eine Platte mit Kuchen stand.
Jerome blieb einen Augenblick still in der Tür stehen und betrachtete die kleine Versammlung, die friedlich miteinander redete. Es war nett von Karen, noch zu bleiben, sie war eigentlich immer eine fürsorgliche Tante gewesen, obwohl Kissi und sie nicht das beste Verhältnis zueinander gehabt hatten und Liam ihn mit der Zeit von ihren schlechten Seiten überzeugt hatte. Jerome schniefte laut, was die Gesellschaft am Tisch veranlasste, sich nach ihm umzusehen.
»Da bist du ja, love – bist du okay?« Liam stand schnell auf und eilte zu ihm hinüber, doch Jerome ertrug seine klammernde Art nicht und winkte ihn ärgerlich weg, während er sich zu den anderen gesellte.
»Na, sitzt ihr hier und redet?« Er versuchte, jovial zu klingen, hörte aber selbst, wie angespannt seine Stimme war.
»Setz dich doch, Vater.« Marie-Louise zog ihm einen Stuhl vor, und er setzte sich und war plötzlich unsicher, was sie von ihm erwarteten. Kissi war immer diejenige gewesen, die gesagt hatte, was zu tun war, die gewusst hatte, was der nächste Punkt auf der Tagesordnung war.
»Das war wirklich ein phantastischer Tag, Vater«, sagte Thomas und sah Jerome direkt an. Die Worte seines Sohns trafen ihn mitten ins Herz, und er räusperte sich kräftig, um nicht zu weinen. Liam schloss sich ihnen kurz darauf an, und einen Augenblick lang saßen sie nur da und genossen ihren Tee in vertraulicher Stille.
»Ich hoffe so sehr, dass die Polizei den Täter bald findet … wer immer Mutter das angetan hat.« Marie-Louise sah sich unglücklich um, und Jerome war entsetzt zu sehen, wie gealtert seine Tochter plötzlich schien, kleine Falten bildeten ein feines Netz um die Augen, und die Mundwinkel zeigten in tiefen Furchen nach unten.
»Das werden sie, Malle, das weiß ich«, sagte Thomas und umarmte seine Schwester kurz. Karen nickte.
»Die Polizei ist überzeugt, dass eure Mutter ihren Mörder gekannt hat, weil das meistens so ist, habe ich gehört. Ich habe heute in der Kirche kaum gewagt, mich umzusehen, ich konnte den Gedanken nicht loswerden, dass der Täter dort gesessen hat, direkt hinter uns.« Karen Schack sah jeden Einzelnen an, und ihr Blick war finster und zutiefst beunruhigend. Jerome wagte nicht, sie länger anzusehen, und schaute schnell zu Liam hinüber, der Karen ebenfalls nicht ansah, sondern steif in seine Teetasse blickte.
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»Es wundert mich, dass Haleema nicht zu Kissis Beerdigung gekommen ist. Ich meine, sie hat sie schließlich gekannt, und viele von den Bewohnerinnen von Lundely sind gekommen, um ihr die letzte Ehre zu erweisen, jetzige wie ehemalige.« Rebekka drückte eine kalte Dose Cola gegen ihre Wange, während sie sprach. Die Sonne hatte den ganzen Tag gnadenlos geschienen, das kleine Büro dampfte vor Wärme, und der Schweiß lief sowohl Reza als auch Rebekka nur so herunter.
Reza murmelte resigniert etwas von seiner Seite des Schreibtischs, und er tat ihr furchtbar leid, wie er in seinem zugeknöpften lila Hemd so dasaß und schwitzte.
»Warum ziehst du das Hemd nicht aus?«, schlug sie vor, und er sah sie erschrocken an.
»Das kann ich doch nicht, ich habe
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