Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
Vom Netzwerk:
Haleema Hamad war keine Frau, die Gewalt am eigenen Leib erfahren hatte. Sie war eine zynische Spionin, die Frauen aufspürte, die nicht gefunden werden wollten, und die diese Informationen gegen Geld an den Ehemann oder die Familie weitergab. So konnte sie den hohen Lebensstandard der Familie aufrechterhalten. Kissi Schack hatte den Zusammenhang herausgefunden und Haleema damit konfrontiert, die wütend darüber war, entlarvt worden zu sein, und sie deshalb ermordet oder einen anderen mit ihrer Ermordung beauftragt hatte, möglicherweise ihren Ehemann. So könnte es zusammenhängen. Rebekka erhob sich mit neuer Energie. Morgen würden sie Haleema zu einem intensiven Verhör ins Präsidium bestellen.
    Mit schnellen Schritten ging Rebekka in die Küche, um sich die mindestens zehnte Tasse Kaffee des Tages zu holen. Er war bitter und nur noch lauwarm. Trotzdem trank sie ihn auf dem Weg zurück in ihr Büro. Wenn sie im Fall Haleema Hamad tiefer gruben, würden sie mit Sicherheit noch auf andere junge Frauen mit Migrationshintergrund stoßen, deren Versteck aufgrund von Haleemas Spionage aufgeflogen war. Rebekka warf einen Blick auf die Uhr, es war 22.41 Uhr. Sie rief Brodersen an, der über den Durchbruch begeistert war, aber in seinem Sommerhaus in Hornbæk saß und der Meinung war, dass sie gut bis zum kommenden Morgen warten konnten, Haleema Hamad und ihren Mann Ali zum Verhör ins Präsidium zu bestellen. Anschließend rief Rebekka Reza an, der nicht ans Telefon ging. Was zum Teufel war im Moment nur mit ihm los? Normalerweise ging er immer sofort an sein Telefon. Sie hinterließ eine Nachricht und hatte das Handy gerade auf den Schreibtisch gelegt, als es laut klingelte und sie sich in dem Glauben meldete, dass Reza zurückrief. Stattdessen hörte sie heftiges Weinen.
    »Er ist weg, Bekka. Hans-David ist zu seinem Bruder gezogen. Er will eine Pause, eine Denkpause. Ich hatte gedacht, dass Denkpausen etwas für Teenager sind, wir nähern uns rasant der vierzig und sind verdammt noch mal Eltern, und da spricht er von Pausen.«
    Dorte brach erneut in Schluchzen aus, und Rebekka hielt genervt ihr Handy vom Ohr weg. Sie war so müde und sehnte sich nach Schlaf, ihr Kopf war randvoll mit dem Mord an Kissi, Haleema, den Vergewaltigungen, dem schlechten gesundheitlichen Zustand ihres Vaters, Michael und Bettina auf Mallorca und ein wenig mit Niclas. Sie hatte einfach das Gefühl, nicht mehr verkraften zu können, und trotzdem wusste sie, dass kein Weg darum herumführte. Dorte war immer für sie da, natürlich würde sie auch für Dorte da sein.
    »Ich komme sofort. Soll ich etwas mitbringen?«
    »Nein, komm einfach«, murmelte die Freundin tränenerstickt und legte auf.
    ____
    Zehn Minuten später parkte sie vor Dortes Haus. Die Freundin riss die Tür auf, noch bevor Rebekka geklingelt hatte.
    »Endlich«, rief sie und warf sich Rebekka in die Arme, die ihre sonst so gepflegte Freundin kaum wiedererkannte. Dortes kurze, helle Haare waren völlig zerzaust und standen wie bei einem Clown vom Kopf ab, ihr Gesicht war streifig vom Weinen, das Make-up hatte lange schwarze Spuren auf ihren Wangen hinterlassen. Die Jogginghose hing lose um ihren rundlichen Körper, und unter dem großen T-Shirt von Hans-David trug sie keinen BH. Wäre es nicht so ernst gewesen, hätte Rebekka laut und herzhaft gelacht. Stattdessen drückte sie die Freundin fest und lange an sich, bis Dorte sich frei machte, sie mit einem schiefen Lächeln ansah und sagte: »Ich habe die Flaschen schon aufgemacht, man bemerke die Mehrzahl, massenweise Chips herausgeholt, ausreichend Kleenex bereitgestellt, wir können reden.«
    »Wo sind die Kinder?«
    »Meine Eltern passen glücklicherweise auf sie auf. Hans-David und ich wollten das Wochenende doch dazu nutzen, miteinander zu reden, unsere Ehe wieder in den Griff zu bekommen. Was für ein Witz.« Sie sah Rebekka eindringlich an und fügte hinzu: »Und sag nichts, ich weiß genau, wie ich aussehe, und es ist mir scheißegal. Ich hoffe, dir auch.«
    Rebekka lächelte. »Nur die Ruhe, meine Liebe. Das ist es. Und jetzt erzähl.«
    Sie verschwanden im Haus, setzten sich jede in eine Ecke des Sofas, und Dorte schenkte Wein ein, während Rebekka sich über die Schale mit Chips hermachte.
    ____
    Wieder klingelte das Telefon. Tibor lag im Bett unter der Decke im Dunkeln und lauschte dem penetranten Klingeln, während sein Herz kräftig in der Brust schlug. Er konnte nicht mehr. Die letzten Tage waren der reinste

Weitere Kostenlose Bücher