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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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dir vorstellen, dass das stimmt?«
    Reza schien immer noch nicht interessiert. Rebekka streckte ihm die Zunge heraus und griff nach dem Telefon auf ihrem Schreibtisch.
    ____
    »Ja, ich erinnere mich genau, dass eine Frau mit diesem Namen hier gewohnt hat. Haleema Hamad. Sie war schön und stark, obwohl sie anscheinend jahrelang der Gewalt ihres Mannes ausgesetzt gewesen war. Es ist selten, dass die Gewalttaten, die die Bewohnerinnen erlebt haben, bei diesen nur so wenige Spuren hinterlassen, wie das bei Haleema der Fall war.«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung lachte nervös, und Rebekka ballte die freie Hand erwartungsvoll zur Faust, endlich hatte sie etwas. In den letzten zwei Stunden hatte sie in einigen Frauenhäusern landesweit angerufen, in der Hoffnung, dass sich jemand an Haleema Hamad erinnerte.
    »Sie formulieren das so, als ob sie anscheinend Gewalt ausgesetzt gewesen ist. Haben Sie an ihrer Geschichte gezweifelt?«
    Die Frau lachte erneut.
    »Ganz und gar nicht, das tun wir nie. Wir hören uns die Geschichten der Frauen an, und wir glauben ihnen immer. Das ist unser Job, und warum sollten wir das auch nicht? Ich erinnere mich nur, dass ich gedacht habe, dass sie den Eindruck einer atypischen Bewohnerin macht, sie sprach gut Dänisch, sie wirkte stark – sowohl physisch als auch psychisch.«
    Rebekkas Bauchgefühl war wie meistens richtig gewesen. Irgendetwas war mit Haleema, das hatte sie von dem Moment an instinktiv gespürt, in dem sie Kissis chinesisches Notizbuch gefunden hatte. Kissi hatte sich nicht zum Spaß Haleema überprüfen notiert. Die Frage war nur, warum.
    »Wie war Haleema als Mensch?«
    »Sie war sehr nett, sehr umgänglich. Sie ist für die anderen Frauen schnell zu einer Vertrauten geworden, sie hat sich für sie interessiert und hatte die Kraft zu trösten und sich all diese unglückseligen Frauenschicksale anzuhören. Sie dürfen nicht vergessen, dass viele von diesen Frauen in unserer Gesellschaft sehr isoliert sind, sie haben niemanden, dem sie sich anvertrauen können.«
    »Ist in der Zeit, die Haleema bei Ihnen gewohnt hat, etwas Ungewöhnliches passiert?«
    »Etwas passiert? Nein, das ist es nicht, soweit ich mich erinnere. Wir haben Platz für fünfundzwanzig Bewohnerinnen, und alles verlief …« Die Frau zögerte plötzlich. »Doch, wir hatten eine junge Frau hier, Fatima, Fatima Hosseini. Ihr Mann wollte sie umbringen, wenn sie nicht zu ihm zurückkäme, und wenn sie zu ihm zurückkäme, würde er sie trotzdem umbringen, weil sie ihm Schande zugefügt hatte, indem sie ihn verlassen hatte.«
    Rebekka umklammerte das Telefon fester. Kissi hatte Fatima auf ihren Block geschrieben. Das konnte kein Zufall sein, es musste sich um dieselbe Fatima handeln.
    »Als Haleema Hamad bei uns eingezogen ist, wohnte Fatima schon knapp ein Jahr hier. Wir wollten sie gerade in einer eigenen Wohnung irgendwo in Jütland unterbringen, als sie von ihrem Mann gekidnappt wurde. Irgendwie hatte er sie gefunden.«
    »Wie war das möglich?«
    Die Frau lachte nervös.
    »Das ist eine gute Frage. Das haben wir auch nicht verstanden …«
    »Was ist mit der jungen Frau passiert, mit Fatima?« Rebekka wagte die Frage aus Angst vor der Antwort kaum zu stellen.
    »Das ist eine traurige Geschichte.« Die Stimme der Fremden klang belegt. »Man hat sie zurück zu ihren Schwiegereltern nach Pakistan geschickt, und nach einigen Monaten haben wir die Nachricht bekommen, dass sie gestorben ist. Als Todesursache wurde ihr schwaches Herz angegeben.« Die Frau schnaubte laut. »Ein schwaches Herz. Sie war knapp einundzwanzig Jahre alt, und in dem Jahr, in dem sie bei uns gewohnt hat, deutete nichts darauf hin, dass sie herzkrank war. Ganz im Gegenteil. Sie machte einen gesunden und fitten Eindruck.«
    Rebekka runzelte die Stirn, sie hatte das Fenster geöffnet, und die milde Abendbrise hob die Papiere auf ihrem Schreibtisch leicht an. Sie schloss das Fenster wieder.
    »Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?«
    Die Frau hustete.
    »Das sind wir sogar. Aber ohne Beweise kann man da nichts machen. Die Leiche war längst in Pakistan begraben.«
    Sie verabredeten, dass die Heimleiterin sofort alles Material über Haleema Hamad und die verstorbene Fatima Hosseini an Rebekka schickte, und beendeten das Gespräch.
    Rebekka streckte die Hände in die Luft. Heureka. Das war der Durchbruch, auf den sie gewartet hatten. So hing alles zusammen, und sie ärgerte sich, dass Reza vor zehn Minuten nach Hause gegangen war.

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