Blut für Blut: Thriller (German Edition)
dass er verschwinden solle. Sejr Brask ließ sich von Thomas’ wütendem Ton nicht beeindrucken und begann ein paar Zeitpunkte aus der Nacht aufzuzählen, in der Charlotte B. Hansen ermordet wurde. Thomas schrie, dass er nichts beweisen könne und dass er sofort verschwinden solle. Sejr Brask begann ebenfalls zu schreien, er war der Meinung, dass Thomas seine Mutter umgebracht hatte, weil sie aufdecken wollte, dass er seinerzeit Charlotte vergewaltigt und ermordet hatte. Ein Schrei war zu hören, gefolgt von einem lauten Krach, und während der folgenden Minuten war heftiges Getöse zu vernehmen, Faustschläge und ein leises, kontinuierliches Stöhnen.
»Das klingt, als würde Thomas den Alten die Treppe hinunterschleppen. Das passt von der Zeit her«, flüsterte Niclas. Der stolpernde, kratzende Laut wurde von einer knarrenden Tür abgelöst, vermutlich der Haustür, und einem Knall, wie wenn etwas zerbarst, gefolgt von einem lauten Jammern, einem Stöhnen, dem Geräusch mehrerer Schläge, weiterem Stöhnen und noch einer Tür, die zuschlug. Jetzt war ein unheimliches Röcheln zu hören, das immer schwächer wurde, und knapp drei Minuten später knallte die Haustür erneut zu.
Niclas sah sie aufmerksam an.
»Ich bin mir sicher, dass Thomas Sejr Brask da auf der Straße zurücklässt und nach oben stürmt, um seine Sachen zu holen und abzuhauen. Er ist sich darüber im Klaren, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir ihn ausfindig machen.«
Das schwache Röcheln war noch einige Minuten zu hören, dann erklangen Schritte, gefolgt von einem lauten Schrei und dem leisen Murmeln von Stimmen. Das mussten die drei jungen Männer sein, die durch die Brolæggerstræde gekommen waren und Sejr Brask leblos in einer Blutpfütze liegend gefunden hatten. Es wurde nach Hilfe gerufen, eine Sirene näherte sich, und kurz darauf sprach ein Sanitäter eindringlich zu Sejr Brask, der nicht antwortete. Dann war es still.
»Verdammt, wir haben den ganzen Überfall auf Band.« Rebekka sah die anderen an und fuhr fort: »Zuallererst möchte ich wissen, wie es Sejr Brask geht. Er hat durch den brutalen Überfall schließlich einen Herzstillstand gehabt.« Sie sah ihre Kollegen fragend an.
Simonsen nickte: »Er schwebt noch immer in Lebensgefahr. Er liegt bewusstlos auf der Intensivstation im Reichskrankenhaus, und die Ärzte wissen noch nicht, ob er durchkommt und, falls er das tut, ob er bleibende Schäden davonträgt. Das Herz ist in dem Moment stehen geblieben, als der Krankenwagen eintraf, aber sie konnten ihn glücklicherweise sofort wiederbeleben. Er hat drei Schädelbrüche, Gehirnblutungen, eine gebrochene Nase, eine gebrochene Rippe, eine punktierte Lunge und diverse andere kleinere Verletzungen.«
»Wie ist Sejr Brask Thomas auf die Spur gekommen?«
»Einer meiner früheren Kollegen hat mich angerufen, A.P. Jarler. Er hatte in den Nachrichten gesehen, dass ein älterer Mann in der Brolæggerstræde überfallen worden ist, und ihm war klar, dass es Sejr Brask sein musste. Sejr Brask hat ihn nämlich vor Kurzem aufgesucht und ihm erzählt, dass er davon überzeugt ist, dass Thomas Charlotte B. Hansen und seine Mutter Kissi ermordet hat. Jarler leidet an einer leichteren Aphasie, sodass er schwer zu verstehen ist, vor allem am Telefon, aber ich habe ein paar Beamte hingeschickt, um ihn zu einer Befragung abzuholen und zu hören, ob Sejr Brask überhaupt Beweise für seine Behauptungen hat.« Brodersen sah die Gruppe ernst an und fügte hinzu: »Thomas kann unser Täter für den Mord an Charlotte B. Hansen und auch für den Mord an seiner Mutter, Kissi, sein. Wenn wir davon ausgehen, dass Sejr Brasks Theorie stimmt, hat Thomas Charlotte B. Hansen vor zwanzig Jahren vergewaltigt und ermordet. Warum er dann nach so langer Zeit seine Mutter umgebracht hat, ist eine gute Frage. Können sie es zusammen getan haben? Hat Kissi ihrem Sohn ein Alibi gegeben? Jarler konnte noch kurz erzählen, dass das ihre Theorie war. Falls dem so ist, ist das vielleicht die Ursache für Kissis Schlafprobleme, für ihre dunkle Seite? Vielleicht wollte sie Thomas verraten, er ist wütend geworden und hat sie umgebracht. Er wählt das Kastell als Tatort, damit es so aussieht, als wäre Kissi Schack einem Zufallstäter zum Opfer gefallen. Was meint ihr?«
»Einen Moment.« Rebekka unterbrach Brodersen, der die Brauen runzelte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Thomas seine Mutter umbringen würde, ganz und gar nicht.«
»Wir müssen
Weitere Kostenlose Bücher