Blut für Blut: Thriller (German Edition)
fokussieren, Rebekka. Im Moment haben wir drei mögliche Täter im Mordfall Kissi. Ich brauche etwas für den Untersuchungsrichter, wenn das Ehepaar Hamad weiter in Untersuchungshaft sitzen soll.«
»Genau, wir müssen fokussieren. Ich habe Thomas nicht mit dem Mord an seiner Mutter in Verbindung gebracht. Ich bin dagegen überzeugt, dass er der Serienvergewaltiger ist, nach dem wir suchen. Ich habe mir gestern seine Homepage angesehen, und er hat genau in der Zeit in Stockholm ausgestellt, in der Moa Nelson und Karolina Abrahamsson niedergeschlagen und vergewaltigt wurden.«
»Das eine schließt das andere doch nicht aus. Thomas vergewaltigt und ermordet Charlotte B. Hansen vor zwanzig Jahren. Seine Mutter gibt ihm ein Alibi. In den folgenden Jahren vergewaltigt er mehrere Frauen, und als Kissi Schack ihn entlarven will, bringt er sie um.«
Rebekka schüttelte den Kopf.
»Mein Gefühl sagt Nein. Thomas hat seine Mutter nicht umgebracht. Das passt nicht zu seinem Profil. Er ist ein richtiges Muttersöhnchen, sie war sein Fixpunkt.«
»Entspann dich, das ist eine Theorie. Wir haben, wie gesagt, auch das Ehepaar Hamad, von denen jeder in seiner Zelle sitzt, sie haben auch ein Motiv, Kissi umgebracht zu haben. Wir sind dabei, ihre Alibis zu überprüfen. Ali hat erklärt, dass er zur Tatzeit gearbeitet hat, Haleema, dass sie auf dem Elternabend ihres jüngsten Sohnes war. Die drei Jungen waren allein zu Hause. Wenn die Alibis stichhaltig sind, muss ich sie wieder freilassen. Die Anklage bezüglich der Mittäterschaft an der Ermordung von Iman Salib und Fatima Hosseini wird natürlich weiter aufrechterhalten, und wir wissen noch nicht alles. Ich habe vier Männer daran gesetzt, sich einzig und allein damit zu beschäftigen. Wichtiger ist es jetzt, Thomas so schnell wie möglich zu finden. Wir haben ihn heute Nacht um 1 Uhr 43 zur Fahndung ausgeschrieben, und heute früh geht die offizielle Fahndung raus. Er ist als äußerst gefährlich anzusehen.«
Brodersens Handy klingelte in der Innentasche seines Jacketts, und er meldete sich mit einem Stirnrunzeln. Das Stirnrunzeln wurde mit fortschreitendem Gespräch tiefer, und er blaffte eine kurze Anweisung und legte auf.
»Das war das Westgefängnis. Haleema hat versucht, in ihrer Zelle Selbstmord zu begehen. Es ist ihr glücklicherweise nicht gelungen, sie ist körperlich okay, aber es ist nach einem Arzt geschickt worden. Reza, du fährst sofort da raus.«
»Was ist mit …«, Rebekka sah ihren Chef angespannt an.
»Du und Niclas … ihr konzentriert euch auf Thomas.«
Rebekka nickte, sie fühlte sich gespalten in dem Wunsch, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein. Sie würde gerne Haleema und Ali Hamad verhören, sie würde gerne an Sejr Brasks Bettkante sitzen, in der Hoffnung, eine Erklärung zu bekommen, warum er Thomas zweier Morde verdächtigte, sie würde sich gerne in den alten Fall Charlotte B. Hansen vertiefen, und sie freute sich darauf, Thomas Schack Lefevre zu verhaften.
Sie ging in ihr Büro. In der Ecke auf ihrem Schreibtisch lag Marie-Louises Fotoalbum, das Rebekka sich ausgeliehen hatte, als sie ihr den ersten Besuch abgestattet hatte. Sie hatte ein paarmal flüchtig darin geblättert, ohne dass ihr etwas ins Auge gefallen war. Jetzt schlug sie es erneut auf, und zwar auf der Seite, auf der die Familie an einem weißen Holztisch vor einem roten Holzhaus sitzt. Der Bauernhof in Tjörnap. Sie blinzelte einen Moment, dann pfiff sie laut. Es war einleuchtend. Thomas war zu dem Bauernhof geflüchtet, wo hätte er sonst hinfahren sollen?
»Niclas, komm doch mal«, rief sie laut.
____
Linnea Englund stand in ihrer frisch gestrichenen Küche und sah sich zufrieden um. Die Holzpaneele glänzten weiß und frisch in der Sommersonne, und es roch noch immer stark nach Farbe. Jetzt musste sie nur noch die Gardinen für die Küche nähen. Sie sollten rot-weiß kariert sein, hatte sie beschlossen. Das würde hübsch aussehen und gut zu dem altmodischen Stil passen, in dem das Haus eingerichtet war.
Linnea pfiff laut, was sie immer tat, wenn sie mit sich zufrieden war. Åke würde das auch gefallen, da war sie sich sicher, und dann würde sich sein Ärger, dass sie den Bauernhof behalten wollte, in Luft auflösen. Sie hatte ihn vor einigen Monaten geerbt, als ihre Großmutter gestorben war, und Åke hatte sie gedrängt, ihn zu verkaufen. Doch das brachte sie nicht übers Herz, sie mochte das alte Haus, das so viele gute Erinnerungen barg. Das Haus, das in
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