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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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unseren Eltern.«
    »Natürlich tut es das nicht. Aber Thomas hat erzählt, dass er sich damals sehr allein gefühlt hat, im Stich gelassen sozusagen, und dieses Gefühl kann eine der Ursachen sein, dass er sich so entwickelt hat, wie er das hat. Es ist von Mensch zu Mensch verschieden, wie so etwas einen beeinflusst oder wie man damit umgeht. Manchen macht das nicht so viel aus, während bei anderen das Gefühl der Vernachlässigung das Selbstwertgefühl für immer beeinträchtigt.«
    Marie-Louise saß einen Moment stumm da, während sie Rebekka zuhörte, dann brach sie weinend zusammen. Kristine kam hereingestürzt, um sie zu trösten, und das Weinen versiegte langsam. Sie wischte sich die Augen und schniefte laut. »Während unserer Kindheit und Jugend waren unsere Eltern wirklich die meiste Zeit viel beschäftigt, das ist völlig richtig. Ich habe mich dafür entschieden, mich auf das zu konzentrieren, was wir zusammen hatten, Thomas hat dagegen entschieden, das zu sehen, was wir nicht hatten.« Sie zögerte, während sie ihre Worte abwog, und fügte hinzu: »Es ist trotzdem merkwürdig, dass es so gekommen ist, wie es ist. Thomas war immer der Offene und Charmante, während ich verzagt und verschlossen war. Man sollte doch meinen, dass ich diejenige wäre, die eine angestaute Wut mit sich herumträgt.«

DONNERSTAG, 20. JUNI 1991
    Liebes Tagebuch
    Heute habe ich Abitur gemacht. Mit einem Notenschnitt von 2. Mein letztes Prüfungsfach war Sozialkunde, darin habe ich eine 1,7 bekommen. Mutter und Großmutter haben draußen vor der Tür mit einer roten Rose gewartet, und Mutter hat mich durch den Zigarettenqualm müde angelächelt, als der Lehrer mir die Abiturientenmütze aufgesetzt hat. Aber es war zumindest ein Lächeln.
    Vater hat versprochen, morgen zu der Schlussfeier nüchtern zu kommen. Er wohnt nicht mehr hier.
    Mutter hat ihn vor ein paar Monaten hinausgeworfen, sie hat seine Trinkerei nicht mehr ertragen.
    Ich laufe durch die Straßen und sehe all die frohen Abiturienten. Ich sehe Charlotte in der Menschenmenge auf dem Gammel Torv. Ich bleibe mit klopfendem Herzen stehen, strecke den Arm nach ihr aus, sie dreht sich zu mir um, und ich erkenne, dass das Gesicht einer anderen gehört, einer Fremden.
    Mit zittrigen Beinen gehe ich nach Hause nach Frederiksberg.
    Ich hole Charlottes Lipgloss aus meiner Schublade. Ich habe ihn dort nach ihrem Tod versteckt. Das war ihr Lieblingslipgloss, mit Pfefferminzgeschmack.
    Ich male mir die Lippen damit an, streiche immer wieder darüber, schneller und schneller, bis sie glänzen, kleben.
    Jetzt ist er leer – es ist nichts mehr davon übrig.
    Søs

DIENSTAG, 1. JULI
    »Wir haben guten Grund, stolz auf uns zu sein und nicht zuletzt auf unsere neue Kollegin, Rebekka, der es gelungen ist, eine Verbindung zwischen Thomas Schack Lefevre, den Serienvergewaltigungen und einem unaufgeklärten Mord herzustellen. Außerdem hat sie nachgewiesen, dass Haleema und Ali Hamad hinter einem unglaublichen Geschäft stehen, das darauf beruht, unglückliche Frauen für schnöden Mammon zu denunzieren. Gut gemacht.«
    Brodersen blickte stolz über die Versammlung in dem großen Besprechungszimmer. Rebekka starrte verlegen auf den Tisch hinunter, sie spürte die vielen anerkennenden Blicke und bekam auch ein paar kameradschaftliche Klapse auf den Rücken. So. Die Direktion war überaus zufrieden mit ihrem Einsatz, doch sie hatte keine Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Die Staatsanwaltschaft würde den Rest des Tages über da sein, um die Beweislast der Ermittlungsergebnisse zu bewerten.
    »Ein kleines Haar in der Suppe gibt es jedoch. Thomas hat den Mord an seiner Mutter noch immer nicht gestanden, aber wir arbeiten daran. Unter anderem hoffen wir, den Journalisten Sejr Brask später am Tag verhören zu können. Und zu eurer Orientierung: Ich habe um 14 Uhr eine Pressekonferenz anberaumt, auf der ich über den Verlauf der verschiedenen Ermittlungen berichten werde. Endlich einmal eine Pressekonferenz, auf die man sich freuen kann.«
    Brodersen hob die Besprechung auf, und Rebekka ging zu ihm. Er sah sie freundlich an.
    »Na, Frau Holm, wie fühlt es sich an, im Rampenlicht zu stehen?«
    Rebekka zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas fühle, bevor wir nicht den Mörder von Kissi Schack gefasst haben.«
    Brodersen runzelte die Stirn.
    »Kissi Schacks Mörder sitzt in seiner Zelle hier im Gebäude.«
    Rebekka schüttelte den Kopf.
    »Da bin ich anderer

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