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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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vorhin gesagt, dass Sie nicht wollten, dass Ihre Tochter Nelly elternlos wird, wie Sie das waren. Mit fällt es schwer, diese Aussage zu verstehen, da Sie bis vor Kurzem noch Ihre Mutter und Ihren Vater hatten …«
    »Ich habe das natürlich im übertragenen Sinn gemeint. Ich habe meine Eltern sehr geliebt, vor allem meine Mutter, doch wenn ich ehrlich sein soll, waren sie keine phantastischen Eltern, als ich ein Kind war. Das glückliche rosarote Familienleben ist eine Geschichte, die wir uns alle vier mit den Jahren zusammengedichtet haben, und jetzt haben wir sie so oft erzählt, dass wir selbst daran glauben.«
    Thomas lachte hohl.
    »Bei unseren Eltern stand die Karriere an erster Stelle, und ich und Malle mussten sehen, wie wir zurechtkamen. Wir hatten in den Jahren zahllose Kindermädchen, die meisten waren ganz nett, aber das war natürlich nicht dasselbe wie Mutter und Vater. Als wir älter wurden, haben wir auf uns selbst aufgepasst, Marie-Louise war fast immer bei ihrer Freundin, und ich, ich war meistens allein in der Villa.«
    Das Kind Thomas materialisierte sich vor Rebekka in dem erwachsenen Thomas, und kurz spürte sie das Gefühl von Vernachlässigung und Verlassenheit des kleinen Jungen, bevor der Täter Thomas sich wieder in den Vordergrund schob.
    »Thomas, haben Sie Ihre Mutter umgebracht?« Ihre Blicke begegneten sich, und einige Sekunden herrschte Stille zwischen ihnen. Auf der Straße bremste quietschend ein Auto, und die Rathausuhr schlug einmal.
    »Nein«, er hielt weiter Augenkontakt mit ihr, »nein, ich habe meine Mutter nicht umgebracht.«

SAMSTAG, 15. JULI 1989
    Liebes Tagebuch
    Charlotte hat mich heute von der Titelseite der Zeitung angelächelt.
    Die Überschrift lautete: Unaufgeklärte Frauenmorde.
    Der Artikel handelte von den nicht aufgeklärten Frauenmorden der letzten Jahre, die Gesichter von neun Frauen starrten froh vor sich hin, und mir lief beim Lesen ein Schauer den Rücken hinunter.
    Da stand, dass die meisten Mordopfer ihren Täter kennen.
    Kannte Charlotte ihren?
    Ich studiere jedes Männergesicht, das mir begegnet, das ist zu einer richtigen Besessenheit geworden, ich kann mit keinem fremden Mann reden, ohne mich zu fragen, ob er meine Schwester umgebracht hat.
    Ich werde wahnsinnig, wenn ich es nie erfahre.
    Er muss gefasst werden.
    Wir finden keinen Frieden, wenn sie ihn nicht kriegen und er seine Strafe nicht bekommt.
    Das ist das Einzige, das uns bleibt.
    Die Hoffnung.
    Søs

MONTAG, 30. JUNI
    »Haleema Hamad hat gestanden«, rief Simonsen laut, sobald Rebekka das Büro betrat, in dem sich er, Reza und Niclas versammelt hatten. Sie sah den Ermittler verwirrt an, der seine Begeisterung nicht verbergen konnte. »Haleema hat zugegeben, während der letzten sieben Jahre in verschiedenen Frauenhäusern im Land spioniert zu haben, von den Familien und Schwiegerfamilien der entsprechenden Frauen gekauft und bezahlt worden zu sein. Was sagst du jetzt? Wir haben bereits drei weitere Fälle ausgegraben, und im Moment sitzen zwei Ermittler in meinem Büro und gehen einen Fall durch, in dem ein junger Mann mit Migrationshintergrund das Ziel war.«
    »Ein Mann?«
    »Genau. Ein junger Mann, der mit einer entfernten Cousine zwangsverheiratet werden sollte und deshalb abgehauen ist und sich versteckt hat. Sowohl seine eigene als auch die zukünftige Schwiegerfamilie haben Haleema eine Menge Geld bezahlt, um ihn aufzuspüren, und das hat sie getan. Diese Art Ehrenkonflikt wird oft übersehen, wenn der Begriff diskutiert wird, aber immer mehr Krisenzentren und Integrationsberater melden eine Zunahme von Fällen dieser Art.«
    Simonsen sah Rebekka bedauernd an, und sie fragte sich, ob sie ihn doch falsch eingeschätzt hatte. Er machte einen sympathischen Eindruck, wie er da stand und über die besondere Problematik der Männer mit Migrationshintergrund in Ehrenkonflikten sprach. In Schweden war es gelungen, die traditionellen Ehrvorstellungen vieler junger Leute mit Migrationshintergrund zu verändern, indem man Rollenmodelle aus ihren eigenen Reihen rekrutiert hatte, die dann mit den Jugendlichen in Ausbildungsstätten und Klubs über Gleichberechtigung, Demokratie und Menschenrechte sprachen. Sie hörte aufmerksam zu, ließ sich auf ihren Bürostuhl sinken und schob ihre Tasche unter den Schreibtisch.
    »Das ist richtig interessant, was du da erzählst. Die meisten haben die Tendenz, sich in diesen Fällen auf die Frauen zu konzentrieren. Ich würde mir den entsprechenden Fall gerne

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