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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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Körper vor Angst zittern. Sie musste sich auf Kristine konzentrieren, wenn sie nicht abstürzen wollte.
    »Warum sollten Sie ins Gefängnis?«, wiederholte sie sanft.
    »Ich habe sie geschlagen, viele Male … Ich habe Kissi umgebracht.«
    Kristines Stimme war leise, doch die Worte waren klar verständlich. Es verhielt sich also genau so, wie Rebekka gedacht hatte.
    »Wir werden Ihnen helfen, Kristine. Kommen Sie herunter und erzählen Sie uns, was passiert ist und warum Sie Kissi umgebracht haben …«
    »Sie werden mir nicht helfen. Sie wollen mich nur festnehmen und ins Gefängnis bringen.«
    »Hören Sie zu, Kristine. Sie sind es gewohnt, mit Frauen in Not zu arbeiten, nicht wahr?«
    »Ja«, klang es kleinlaut in der Dämmerung.
    »Ich arbeite auch mit Menschen in Not. Sie wissen selbst, dass eine verängstigte Frau, die auf der Flucht ist, Ihnen vertrauen muss, damit Sie ihr helfen können, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Bei mir ist das nicht anders. Wenn ich jemandem helfen soll, muss er mir vertrauen, muss tun, was ich sage.«
    Die Dämmerung war undurchdringlich geworden und umschloss sie wie eine weiche Veloursdecke. Ein Auto bremste hart unten auf der Straße, und die Jazztöne aus der Anlage verstummten. Die Stille zwischen ihnen lastete schwer, Sekunden fühlten sich an wie Minuten.
    »Lassen Sie uns miteinander reden, Kristine. Ich habe das Gefühl, dass Sie jemanden brauchen, der Ihnen zuhört.«
    »Okay«, klang es plötzlich, »ich will gern mit Ihnen reden.«
    »Vorsichtig, Kristine. Machen Sie einen Schritt nach dem anderen und lehnen Sie sich dabei gegen das Dach.«
    Kristines Silhouette bewegte sich vorsichtig auf Rebekkas ausgestreckte Hand zu, während die Dachrinne wieder vernehmbar unter ihr knarrte. Dann war ein lautes Knacken zu hören.
    »Kristine!« Rebekka beugte sich blitzschnell vor und bekam gerade noch einen Arm von Kristine zu fassen. Und schon brach die Dachrinne wie in Zeitlupe in der Mitte durch, Kristine verlor den Halt unter den Füßen und baumelte nun über der Tiefe, nur noch gehalten von Rebekka. Rebekka stemmte den Körper gegen die Fensterbank und hoffte, dass sie nicht nachgeben würde. Einen Augenblick hatte sie ein Gefühl, als würden ihr die Arme abfallen und zusammen mit Kristine in der Tiefe verschwinden. Doch dann spürte sie Reza hinter sich, und gemeinsam bekamen sie die Frau in die Sicherheit der Fensterbank gezogen, wobei sie zusammen einen Schrei ausstießen.
    ____
    Sie hatten Kristine in Decken gepackt, die jetzt zähneklappernd in ihrem Büro saß. Reza hatte ihr Chai gemacht, und Kristine nahm dankbar die Tasse entgegen und nippte vorsichtig an dem dampfend heißen Getränk. Die Häuser lagen in Dunkelheit, und die Straßen waren leer, nur das schwache Sausen von dem Verkehr um den Rathausplatz war zu hören.
    Rebekka hatte Brodersen angerufen, sobald sie Kristine in Sicherheit gebracht hatten, und ihn über deren Festnahme und ihr vorläufiges Geständnis, Kissi Schack ermordet zu haben, informiert. Der Chef der Mordkommission hatte eine Weile geschwiegen.
    »Ich bin völlig verwirrt, Rebekka. Ganz und gar. Übernimm du das Verhör von Kristine Berg, dann sehen wir uns das Ganze morgen näher an. Thomas läuft uns schließlich nicht weg. Ich habe, wie ich heute bereits gesagt habe, vollstes Vertrauen in deine Fähigkeiten, auch wenn wir nicht einer Meinung sind.«
    Das Lob ihres Chefs versetzte Rebekka einen neuen Energiestoß, und gut gelaunt setzte sie sich Kristine Berg gegenüber. Reza schaltete das Tonbandgerät ein.
    »Kristine, wenn Sie das Gefühl haben, so weit zu sein, sollten Sie mit Ihrer Geschichte beginnen, finde ich. Wir werden Sie nicht unterbrechen, lassen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.«
    Kristine trank noch einen Schluck Chai. Dann begann sie zu erzählen: »Wir hatten unser jährliches Personalsommerfest in Lundely . Das machen wir immer Ende Juni. Wir nutzen dazu die Festhütte unten am See, das ist immer sehr gemütlich, es gibt ein leckeres Catering, eine Menge Rotwein und Cognac zum Kaffee, Sie wissen schon. Peter will seine Leute verwöhnen, so ist er nun mal.«
    Rebekka nickte, während sie kurz an die bescheideneren Betriebsfeste der Mordkommission dachte. Kristine zog die grau melierte Decke enger um sich, ihr war noch immer kalt.
    »Wir waren alle angetrunken. Wie üblich. Einige von uns sind irgendwann zum See hinuntergegangen, ich meine, es waren Peter, Kasper, Kissi und ich. Ich weiß nicht, wo die anderen waren. Nun gut,

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