Blut für Blut: Thriller (German Edition)
Cognac in seinen schwitzigen Fingern, während die Nervosität an seinem Körper nagte. Kissi war gestern nicht zur Arbeit erschienen, und sie war nicht ans Telefon gegangen, obwohl er sie im Lauf des Tages wiederholt angerufen hatte. Es sah ihr nicht ähnlich, nicht Bescheid zu geben, wenn sie nicht kam, und eine seltsame Unruhe hatte ihn erfasst, die sich noch gesteigert hatte, als er die Nachrichten gesehen und der Sprecher berichtet hatte, dass man am Vormittag eine Frau auf dem Kastell gefunden hatte. Er hätte den Tee fast ausgespuckt, und sein Herz hatte hart in der Brust geschlagen, während er sich den Beitrag angesehen hatte, in dem ein Polizist von dem makabren Fund erzählte. Die Identität des Opfers war bisher nicht freigegeben worden. Er versuchte zu schlucken. Es konnte doch unmöglich sein …?
Peter Lindgren rutschte auf dem unbequemen Küchenstuhl hin und her, Küchenstühle, die Randi unbedingt hatte haben wollen, als sie im vorigen Jahr die Küche modernisiert hatten. Man saß mehr als schlecht darauf, hatte nach kurzer Zeit Schmerzen in der Lendengegend, doch Randi weigerte sich wie üblich einzusehen, dass die Stühle, genau wie so vieles andere vom Inventar des Hauses, eine Fehlinvestition gewesen waren. Er spürte ein leichtes Brennen im Magen, einen Schmerz, der sich immer dann einstellte, wenn seine Gedanken bei seinem Leben und den Entscheidungen verweilten, die er über die Jahre getroffen hatte. Es würde Ihnen vielleicht helfen, wenn Sie diese Gedanken, mit denen Sie sich herumplagen, in Worte fassen könnten , hatte sein Hausarzt gesagt, als er ein weiteres Mal mit Magenschmerzen bei ihm gesessen hatte. Über die Probleme reden. Begriff der Idiot denn nicht, dass das unmöglich war. Er hatte in seinem Leben so viele dämliche Entscheidungen getroffen, dass er keinen anderen Ausweg sah, als auszuharren und die Konsequenzen zu tragen, auch wenn er zugeben musste, dass er sich hin und wieder in ein anderes Leben träumte. Ein friedvolles Leben mit einer gleichaltrigen Frau. Erwachsenen Kindern, die ihr eigenes Leben führten und zu seltenen, angenehmen Besuchen kamen. Einen kurzen Moment vermisste er sein altes Leben, vor Randi, als er mit Birgitte zusammengelebt hatte. Sie hatten ganz jung geheiratet, sofort Kinder bekommen und Karriere gemacht, während die Kinder – drei Mädchen – aufwuchsen, Teenager wurden und von zu Hause auszogen. Als er und Birgitte die Zweisamkeit hätten genießen sollen, hatte er in einem Anfall von Panik mit Randi eine Affäre begonnen.
Randi war knapp zwanzig Jahre jünger als er, auf eine durchschnittliche Weise schön und für das Ganze bereit . Der Sex war anfangs phantastisch, experimentell und so anders gewesen als das, was er mit Birgitte gehabt hatte. Er war wie besessen gewesen. Hatte gedrängt, sich zum Narren gemacht – auch Birgitte gegenüber, die einen regelrechten Nervenzusammenbruch erlitten hatte, als sie entdeckte, dass er sie betrog. Er erinnerte sich, wie die Töchter sich von ihm zurückgezogen hatten, wie sie die Augenbrauen hochgezogen und bittere Kommentare abgegeben hatten, wie peinlich sie ihn fanden. Sie hatten ihm über die Jahre hinweg langsam vergeben, aber richtig gut war ihr Verhältnis nie mehr geworden. Drei Monate, nachdem er Randi zum ersten Mal begegnet war, war sie schwanger geworden. Sie war dreiunddreißig und bereit , hatte sie gesagt und ihn mit ihren blauen Augen fest angesehen, und er hatte den Verkauf des Hauses durchgesetzt, die Zeiten waren glücklicherweise günstig dafür, und an einem einzigen Wochenende ein Haus verkauft und ein anderes gekauft. Zu Anfang war er wie wahnsinnig vor Glück gewesen, er fühlte sich voller Leben, er spürte sich bei jedem Schritt, den er machte, in jedem Satz, den er formulierte. Es kam ihm alles befreiend vor, sein Körper war leicht, er schwebte, das Blut pulsierte durch den Körper hinunter zum Schritt. Er war high, als wäre er auf Drogen.
Jetzt, sechs Jahre später, war der Glücksrausch vorbei. Die Kinder – zwei lebhafte Jungen von fünf und drei Jahren – machten sich im Haus breit und saugten die Kraft aus ihm heraus. Er fühlte sich permanent erschöpft, erwischte sich dabei, wie er die Stunden bei der Arbeit in die Länge zog, sich um Schlafenszeiten, Elternbesprechungen, Schlägereien und Weinen herumdrückte. Und kam sich dabei Randi gegenüber immer mieser und illoyaler vor.
Wenn nur Kissi und er stattdessen ein Paar geworden wären. Die schöne,
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