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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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anschließend die restlichen Ergebnisse der Obduktion durch. Sie hatten es mit einer schmächtigen Frau zu tun, die ihrem Alter entsprechend aussah. Sie hatte Kinder geboren, ihr Blinddarm war entfernt worden, ebenso wie ein Knoten in der Brust, der den Krankenhausakten zufolge gutartig gewesen war, sodass man im Großen und Ganzen von einer gesunden Frau sprechen konnte.
    »Nun gut, das hier solltet ihr euch einmal ansehen.« Die Rechtsmedizinerin machte dem Assistenten ein Zeichen, die Leiche auf den Bauch zu drehen. »Sie hat eine Tätowierung. Ein Herz mit einem J darin. Der Exmann wusste das übrigens, er hat sie unter anderem aufgrund dieser Tätowierung identifiziert. Sie war, wie gesagt, ziemlich übel zugerichtet, als sie hier eintraf.« Die Rechtsmedizinerin zeigte auf ein kleines rotes Herz auf Kissis rechter Pobacke. Sie beugten sich vor, um es sich näher anzusehen. Mitten in dem Herzen war ein J in Sütterlinschrift, und Rebekka dachte unwillkürlich an den Exmann, Jerome Lefevre, verwarf den Gedanken aber wieder. Es musste sich um eine andere Person handeln, deren Name mit J anfing, denn Jerome und Kissi waren vor zwanzig Jahren geschieden worden, und die Tätowierung sah nicht so aus, als wäre sie besonders alt.
    »Was meinst du, wie alt die Tätowierung ist?« Sie blickte zu der Rechtsmedizinerin hoch, die leicht mit den Schultern zuckte.
    »Einige Jahre vermutlich, älter aber nicht. Die Farbe ist kräftig und tiefrot, die Haut hat sich nicht wesentlich verändert, seit die Tätowierung gemacht wurde, sagen wir also maximal fünf, sechs Jahre.«
    Rebekka begegnete Rezas Blick, sie beide dachten das Gleiche. Rezas Gesicht hatte langsam die Farbe seines Mundschutzes angenommen, und Rebekka spürte das Frühstück wie einen Kloß im Hals. Sie freuten sich beide darauf, an die frische Luft zu kommen.
    ____
    Der Schreibtisch quoll über von Papieren und Verwaltungsformularen, die noch nicht ausgefüllt worden waren. Peter Lindgren starrte auf die Stapel, spürte einen flüchtigen Schwindel und wie immer, wenn er sich überlastet fühlte, den Drang, einfach abzuhauen, sich davonzustehlen, wie Sand, der zwischen den Fingern zerrinnt, doch er wusste, dass die Möglichkeit zu fliehen unrealistisch war. Er musste sich an die Arbeit machen, an einem Ende anfangen. Das sagte Randi ihm auch immer. Das Leben wird überschaubarer, wenn man von einem Ende aus anfängt, wenn man systematisch vorgeht. Ein Tag nach dem anderen, eine Stunde, eine Minute. Er trottete in die Personalküche, lauschte dem leisen Summen der Stimmen aus dem Gemeinschaftsbüro, den Fingern auf den Tastaturen, einem schnarrenden Radio. Er goss sich Kaffee aus der Thermoskanne ein, blickte auf die schwarze, teerähnliche Flüssigkeit und wusste, dass der Kaffee seine permanenten Magenschmerzen nur noch verschlimmern würde, befand aber, dass er heute wegen all der Arbeit, die auf ihn wartete, nicht auf ihn verzichten konnte. Peter Lindgren stiefelte mit der Kaffeetasse in der Hand zurück in sein Büro, als sein Blick den Monitor der Überwachungskamera in der Ecke der Diele streifte. Ein dunkelblauer Ford Mondeo hielt vor dem hohen Gittertor von Lundely . Eine jüngere dunkelhaarige Frau stieg aus dem Auto und klingelte, und Peter Lindgren wusste instinktiv, dass sie von der Polizei war. Er ließ sie und ihren Begleiter herein, und einen Augenblick nahm er keine weitere Notiz von ihnen, da die Polizei regelmäßig nach Lundely kam – entweder mit einer Frau, die sich auf der Flucht befand, oder wenn das Personal sie gerufen hatte, weil draußen vor dem Gittertor ein drohendes Familienmitglied stand. Kurz darauf klingelte es an der Tür, und Peter Lindgren ging zur Eingangstür, um die beiden in Empfang zu nehmen. Gurli, die Empfangsdame, war seit dem Betriebsfest am Wochenende krank, und sie hatten keinen Ersatz für sie organisiert, da sie vermutlich nur eine Woche abwesend sein würde. So sparte man auch diese Ausgabe, dachte er und öffnete die Tür. Auf der Schwelle standen die jüngere dunkelhaarige Frau und ein Kollege, der deutlich sichtbar anderer ethnischer Abstammung war. Sie zeigten ihre Polizeimarken vor, und als er dem Blick der Polizistin begegnete, wusste er, dass das, was er jetzt erfahren würde, sein Leben für immer verändern würde. Sie trugen keine Uniform, was das Gefühl von etwas Unwiderrufbarem, etwas Verhängnisvollem nur noch verstärkte.
    »Peter Lindgren?«, fragte die Frau und sah ihn mit festem Blick an.

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