Blut für Blut: Thriller (German Edition)
hin und wieder.«
»Natürlich tun sie das, aber es ist nicht ganz normal, jemanden auf diese Weise anzugreifen. Ich musste daran denken, als Jerome mir erzählt hat, wie es passiert ist … wie sie überfallen und ermordet worden ist.«
Kurz darauf verabschiedeten sie sich draußen in der Diele von Liam. Der Engländer ergriff Rebekkas Hand und drückte sie fest.
»Sie müssen mir versprechen, alles zu tun, was Sie können, um Kissis Mörder zu finden. Alles andere wäre unerträglich. Sie müssen verstehen, dass wir einen bedeutsamen Menschen verloren haben.«
Seine Stimme bebte, während er sprach, doch trotzdem hatte Rebekka das Gefühl, dass hinter den Worten nicht viel Gewicht stand. Sie drehte sich schnell zu ihm um, als er die Tür hinter ihnen schloss, und meinte, die Andeutung eines kleinen Lächelns in seinen bernsteinbraunen Augen zu sehen.
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Es regnete, als sie wieder unten auf der Straße standen. Auf der anderen Straßenseite lag, in Grau gehüllt, das Kastell. Sie beeilten sich, ins Auto zu kommen, und saßen einen Augenblick schweigend da, um die vielen Eindrücke des Tages zu verdauen. Rebekka warf einen Blick auf ihr Handy. Drei Nachrichten waren eingegangen. Die erste Nachricht war von Brodersen, der sie daran erinnern wollte, am nächsten Morgen um neun Uhr zum abschließenden Teil der Obduktion ins Rechtsmedizinische Institut zu kommen. Die nächste war von ihrer Freundin Dorte, die feststellte, dass es lange her war, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, und dass sie Rebekka vermisste, und die letzte Nachricht war von Michael, der ihr nur sagen wollte, dass er sie liebte, dass er gut angekommen war und dass er sich darauf freute, sie in den Armen zu halten, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam. Sie sollte sich keinen Stress machen. Rebekka merkte, dass sie lächelte.
»Na, freust du dich darauf, in den Armen deines Freundes zu liegen?« Reza sah sie schelmisch an, und Rebekka nickte glücklich.
Sie lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze und spürte plötzlich die Müdigkeit im Körper, das Verlangen nach warmem Essen, Ruhe und einem liebevollen Gespräch, in Michaels Armen. Sie seufzte und sagte: »Wir müssen erst noch zurück ins Präsidium und die Berichte schreiben …«
»Mach dir keine Gedanken, ich schreibe die Berichte.«
»Meinst du das wirklich?« Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Reza nickte.
»Du bist ein Schatz, Reza.« Sie warf ihm einen Kuss zu.
»Ich weiß.« Er lachte, und seine weißen Zähne leuchteten in der Dämmerung. Sie fuhren durch eine verlassene Store Kongensgade.
»Wir müssen mit den Kindern reden, Marie-Louise Schack Lefevre und Thomas Schack Lefevre, und natürlich mit der Schwester, Karen Schack.«
Reza nickte, während er sich auf das Fahren konzentrierte. Ein Auto vor ihnen fuhr durch eine Pfütze, das Wasser spritzte an der Windschutzscheibe hoch und nahm ihnen die Sicht. Reza stieg auf die Bremse.
»Ganz ruhig.« Rebekka tätschelte ihm den Arm und fügte hinzu: »Was hältst du eigentlich von Liam, von diesem Engländer? Liam Wilkinson? Es ist schwer, den Finger auf etwas Konkretes zu legen, bis auf die Tatsache, dass er sowohl auf dem Hin-wie auch auf dem Rückweg am Tatort vorbeigeradelt ist. Irgendwie merkwürdig, dass er nicht darauf reagiert hat, nachher, meine ich. Die meisten würden das widerwärtig finden.«
»Stimmt, die meisten Menschen hätten Schwierigkeiten, das zu verdauen.« Reza sah sie eifrig an. »Aber er ist wohl kaum in einem blutigen Judoanzug zum Karatetraining erschienen. Ich hatte eher das Gefühl, dass ihm die ganze Situation gut in den Kram passt, dass er sie genossen hat.«
»Du hast recht. Er hat sie genossen, das trifft es genau. Er hat sie genossen.« Rebekka ließ den Blick über den Kongens Nytorv wandern, der menschenleer war. Die Leute hatten in den umliegenden Cafés und Restaurants Zuflucht gesucht. Aus dem Hotel D’Angleterre strömte gelbes Licht, und sie sehnte sich mehr als alles in der Welt danach, nach Hause in ihre Wohnung im Valbygårsvej zu kommen, nach Hause zu Michael.
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Peter Lindgren saß mäuschenstill in der dunklen Küche. Er war die Treppe in der großen Villa hinuntergeschlichen, als er ganz sicher war, dass Randi fest schlief. Er hatte lange im Bett gelegen und so getan, als ob er schliefe, während Randi gelesen hatte, und er hätte sie am liebsten angeschrien: Mach endlich das Licht aus und schlaf, verdammt noch mal!
Jetzt saß er hier und drehte das Glas mit dem
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