Blut für Blut: Thriller (German Edition)
einem kleinen Wuff auf sie zu. Anne stolperte entschlossen ins Wohnzimmer, während ein Plan in ihrem Kopf Gestalt annahm. Sie würde alles tun, um Kissis Mörder hinter Schloss und Riegel zu bringen.
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Am späten Nachmittag kehrten die Ermittler alle in ihre Büros zurück. Jemand war so freundlich gewesen, kalte Cola in die verschiedenen Räume zu stellen, und Rebekka leerte eine Flasche in großen, gierigen Zügen. Sie hatte die letzten Stunden damit verbracht, sämtliche Befragungen der Bewohner von Lundely noch einmal durchzugehen. Das Ergebnis war das Gleiche. Alle waren sich einig, dass Lundely ein phantastischer Ort zum Wohnen und Arbeiten war. Im Allgemeinen war Kissi unglaublich beliebt gewesen, man hatte gerade eine Betriebsfeier veranstaltet, und der Abend war gemütlich, und alle waren guter Stimmung gewesen. Unmittelbar gab es nichts, dem man nachgehen konnte, und Rebekka spürte, wie sich Frust in ihr breitmachte. Es war jetzt zwei Tage her, dass sie die Leiche von Kissi Schack gefunden hatten, und obwohl alle zur Verfügung stehenden Kräfte auf den Fall angesetzt waren, fehlte ihnen ein Durchbruch. Die Zeit arbeitete gegen sie, denn je mehr Zeit seit einem Mord verging, desto schwerer war er aufzuklären. Auf dem Weg zurück ins Präsidium waren sie die Angestellten durchgegangen. Rebekka und Reza waren sich einig, dass Boel Kristensens Verhalten ein wenig seltsam war, und da sie für die Tatzeit kein Alibi hatte, fiel sie in die Kategorie der Personen, bei denen es sich lohnte, sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Die übrigen Angestellten hatten alle Alibis, die jedoch noch bestätigt werden mussten. Der Einzige, der noch verhört werden musste, war ein jüngerer Sozialpädagoge, Kasper Rosenstand, der seit dem fatalen Mittwoch krankgeschrieben war.
Reza stürzte sich auf den Bürokratiekram, sobald sie sich in ihr kochend heißes Büro gesetzt hatten, und Rebekka freute sich im Stillen, dass ihr neuer Kollege so gern Berichte schrieb, etwas, das sie selbst hasste und verabscheute und das trotzdem einen großen Teil der Polizeiarbeit ausmachte. Rebekka liebte es dagegen, draußen zu sein und mit den Leuten zu reden. Reza hatte ihr anvertraut, dass er nicht gern Zeugen verhörte, und auf diese Weise ergänzten sie sich perfekt. Rebekka ging am Büro ihres Chefs vorbei und klopfte.
»Komm rein.« Brodersen sah gehetzt zu ihr hoch, als sie eintrat. Sein Körper war hinter Aktenstapeln verborgen, seine Stirn gerunzelt, und er bat sie nicht, sich zu setzen, wie er das gewöhnlich tat. Rebekka berichtete kurz von ihrem Besuch in Lundely und schloss mit Boel Kristensens Behauptung, dass Randi Lindgren, die Frau von Peter Lindgren, möglicherweise wusste, was ihr Ehemann für Kissi empfunden hatte, eine Behauptung, die noch nicht bestätigt worden war.
»Eifersucht ist immerhin ein klassisches Motiv.« Brodersen schob die Brille hoch. »Überprüf das so schnell wie möglich. Apropos Peter Lindgren. Das Reichskrankenhaus hat angerufen. Wie sich herausgestellt hat, war das neulich leider nicht nur eine banale Schockreaktion, er leidet an ernsthaften Herzrhythmusstörungen, ist aber fit genug, dass ihr ihn nachher verhören könnt.«
Brodersen rieb sich müde die Augen und fuhr fort: »Die Presse rennt uns das Haus ein, und im Großen und Ganzen bin ich mit nichts anderem beschäftigt, als sie mit Infos zu füttern, damit sie Ruhe geben; trotzdem stellen sie uns als inkompetent dar und bringen eine Lüge nach der anderen. Aber so ist das, wenn wir in einem Mord an einem Promi ermitteln und gleichzeitig hinter einem gefährlichen Serientäter her sind.« Er schob die Akten, die vor ihm lagen, zur Seite und zog einen neuen, größeren Stapel zu sich heran. »Nun gut, Simonsen hat mit ein paar von den Hundebesitzern gesprochen, das musst du dir von ihm erzählen lassen.«
Rebekka nickte und verließ das Büro. Simonsen war einer der jüngeren Ermittler im Team, und Rebekka wusste nicht recht, was sie von ihm zu halten hatte. Ihre Schritte hallten in dem blutroten Gang. Sie ging an der Küche vorbei, um sich einen Kaffee zu holen, und stieß dabei auf Simonsen, der einige Kollegen mit einem lustigen Erlebnis von seinem Weg zur Arbeit unterhielt. Simonsen war der selbst ernannte Spaßvogel der Mordkommission, er hatte immer einen Witz oder eine lustige Geschichte auf Lager, und die Ermittler brachen auch in lautes Gelächter aus, als er zu der Pointe seiner Geschichte kam. Rebekka nahm sich einen
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