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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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Schlafzimmer gelangte. Sie legte sich aufs Bett, das noch nach ihnen beiden roch, schloss einen Augenblick die Augen und versuchte, die vielen Eindrücke des Tages zu verdauen. Ihr Magen knurrte laut, sie hatte tagsüber fast nichts gegessen, schaffte es aber nicht, aufzustehen und sich etwas zu machen. Sollte sie sich etwas bestellen? Sticks’n’sushi fuhr in Kopenhagen jetzt auch Essen aus. Sie stand auf, schaltete den Computer ein und bestellte das Essen online. Ein paar Makirollen und ein paar Hähnchenspieße in Chilisauce. Sie wanderte ruhelos durch die Wohnung, überlegte, mit dem vollen Wäschekorb in die Waschküche zu gehen, konnte sich aber auch dazu nicht aufraffen. Sie blickte auf die Uhr, es war kurz nach neun. Das Essen kam, und sie setzte sich damit und mit einer Flasche Wein auf die Fensterbank. Sie stocherte in dem Essen herum, es schmeckte ihr nicht wirklich, und trank stattdessen die Hälfte des Weins. Sie lehnte das Gesicht gegen die kühle Scheibe und sah in den Garten hinaus, in dem die zunehmende Dunkelheit Pflanzen, Bäume und Büsche im Blau der Dämmerung versinken ließ. Der Wein hatte sie schläfrig gemacht, die Muskeln wurden weich und entspannten, und trotzdem spürte sie eine Rastlosigkeit, die sie nicht loslassen wollte. Sie brauchte eine Zigarette. Es war viele Jahre her, dass sie aufgehört hatte zu rauchen, und die Lust auf eine Zigarette überkam sie nur noch selten, doch jetzt war sie stärker denn je. Sie sprang von der Fensterbank und lief zu dem Glasschrank im Esszimmer, da sie wusste, dass Dorte ein halb volles Päckchen blaue Kings liegen gelassen hatte, als sie das letzte Mal hier gewesen war. Rebekka griff nach der Packung, klopfte eine Zigarette heraus, zündete sie an und rauchte begierig ein paar Züge. Ihr war kurz schwindelig, dann nahm sie sich eine Untertasse als Aschenbecher und ging zurück zu ihrem Platz auf der Fensterbank.
    Sie lehnte den Hinterkopf an den Fensterrahmen und schloss die Augen, während sich Bruchstücke aus den heutigen Verhören mit den gewalttätigen Ereignissen des letzten Jahres mischten. Der Kampf mit einer Mörderin auf einem Gerüst in Ringkøbing hatte sie gezwungen, ihr Leben zu ändern. Widerwillig hatte sie erkannt, dass sie zwar vier phantastische Jahre bei der mobilen Spezialeinheit gehabt, an einer Zusatzausbildung beim FBI in den USA teilgenommen und gute und kluge Kollegen hatte, das Team aber trotzdem nicht mehr Teil ihrer Zukunft war. Es ging ihr gut in der Mordkommission, sie liebte es zu arbeiten, sich in eine Ermittlung einzugraben, Schicht für Schicht abzutragen. Was die Karriere anging, hatte sie keine Sorgen, mit dem Privatleben sah es da schon anders aus. Rebekka seufzte. Sie war sechsunddreißig, und die meisten Frauen ihres Alters hatten längst eine Familie. Jetzt gab es zudem noch einen Mann, der sie wollte, und trotzdem kam ihr die Entscheidung, zusammenzuziehen und Kinder zu bekommen, allzu unabwägbar vor. Sie zündete sich noch eine Zigarette an und hustete leicht, als sie inhalierte. Sie ließ den Blick durch den Garten wandern und merkte plötzlich, dass es regnete. Gleich würde die Aussicht von einem grauen Regenteppich verhängt, als hätte jemand Vaseline auf die Scheiben geschmiert.
    ____
    »Komm ins Bett.« Liam schlug mit der flachen Hand auf die weißen Seidenkissen und sah auffordernd zu Jerome hinüber, der noch immer in Jeans und Hemd am Fenster stand. Jerome schaute zweifelnd zum Bett, dann wanderte sein Blick wieder aus dem Fenster. Es war fast Mitternacht, der Regen hatte aufgehört, und die Dunkelheit lag dicht und schwer um das Haus. Ein Windstoß ergriff eine der Straßenlaternen und ließ sie im Dunkeln heftig hin und her schaukeln. Jeromes Herz zog sich plötzlich in einem krampfartigen Schmerz zusammen, und er lehnte sich diskret gegen den Fensterrahmen und kniff den Mund zusammen. Liam sollte nicht sehen, dass er Schmerzen hatte, es gab so schon genug, das zur Sorge Anlass bot. Ein kräftiger Lavendelduft breitete sich im Schlafzimmer aus. Liam hatte ein Räucherstäbchen angezündet. Jerome hasste Räucherstäbchen, der Geruch verursachte ihm Übelkeit, und er schmeckte ihn noch viele Stunden später, doch Liam wollte es ihm nur gemütlich machen. Das wusste er genau, es war eine liebevolle Geste.
    »Jerome, love . Komm jetzt, ich kann dich massieren, damit du ein wenig entspannst.«
    Jerome spürte Liams bohrenden Blick auf sich ruhen und wäre am liebsten verschwunden, aus dem Fenster

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