Blut für Blut: Thriller (German Edition)
garantiere ich Ihnen.«
Kasper hob den Blick. Seine Augen waren groß und blank. Dann schüttelte er den Kopf.
»Ich war nicht ganz ehrlich, wo ich gewesen bin, als Kissi ermordet wurde, aber mit dem Mord habe ich nichts zu tun. Überhaupt nichts. Das schwöre ich.« Seine Schultern senkten sich. Er richtete sich auf dem Stuhl auf und sah erneut Rebekka an.
»Als ich Mittwochmorgen aufgewacht bin, fühlte ich mich schlecht, so als würde ich krank. Ich habe in Lundely angerufen und mich krankgemeldet. Dann bin ich wieder ins Bett gegangen und habe den Rest des Tages verschlafen. Als ich am späten Nachmittag aufgewacht bin, ging es mir sehr viel besser.« Er schwieg, und der einzige Laut im Zimmer war das schwache Brummen des Computers.
»Ich beschloss, eine Runde zu laufen, das hilft oft, wenn es einem nicht gut geht, so als würde der Körper einen neuen Energiestoß bekommen. Kennen Sie das?« Er sah sie an, und Rebekka nickte. Und ob.
Kasper trank einen Schluck Wasser, bevor er fortfuhr.
»Ich bin an dem Abend eine Runde gelaufen, obwohl es den ganzen Tag geregnet hatte. Ich laufe gern im Regen. Ich laufe abwechselnd bei den Seen, im Fælledpark und auf dem Kastell. Ich bin um den See gelaufen und wollte eigentlich zum nächsten See weiterlaufen, aber dann öffnete der Himmel seine Schleusen, es goss in Strömen, und mir wurde kalt. Ich wollte schnell nach Hause, um nicht noch kränker zu werden, aber auf dem Rückweg habe ich mir den Fuß umgeknickt. Ich konnte fast nicht mehr auftreten, und deshalb bin ich zu Kissis Haus gehumpelt, um sie zu fragen, ob ich mich kurz bei ihr hinsetzen und den Fuß ausruhen kann.«
Reza hob eine Augenbraue, sichtlich unzufrieden mit Kasper Rosenstands Erklärung.
»Sie waren triefnass …?«
Kasper nickte.
»Mein Fuß tat abartig weh, ich musste mich setzen. Sie wohnte in der Nähe.«
»Sie wussten also genau, wo Kissi wohnte?«, fragte Rebekka und spielte mit einem Kugelschreiber herum, auf dem eine Miniaturmeerjungfrau erst in die eine und dann in die andere Richtung schwamm.
»Ja, das wusste ich. Das wussten wir alle. Kissi hat mehrmals Treffen in ihrem Haus abgehalten.«
»Was ist dann passiert, Kasper?«
Der junge Mann zuckte mit den Schultern. »Nichts ist passiert, weil Kissi nicht zu Hause war. Ich habe mehrmals geklingelt und auch ein paarmal an die Tür geklopft, aber niemand hat aufgemacht. Ich erinnere mich, dass ich mich gewundert habe, dass sie nicht zu Hause war, weil es so stark geregnet hat …«
»Und da sind Sie noch eine Extrarunde zum Kastell gelaufen?« Reza konnte sich nicht beherrschen, sein Kinn zitterte, ein sicheres Zeichen, dass er aufgeregt war und dem Mann, der ihm gegenübersaß, nicht glaubte. Kasper sah ihn verärgert an.
»Darauf habe ich bereits geantwortet. Nein, ich bin nicht zum Kastell hinübergelaufen, ich bin sofort nach Hause gegangen beziehungsweise auf einem Bein nach Hause gehüpft, während ich furchtbar gefroren habe. Das hat leider auch dazu geführt, dass es mir wieder schlechter ging und ich die folgenden Tage im Bett bleiben musste.« Er hustete schwach, als wollte er die Geschichte unterstreichen, dann fügte er leise hinzu: »Ich wünschte, ich wäre an dem Abend auf dem Kastell gelaufen und nicht an den Seen. Dann hätte ich sie vielleicht retten können, das habe ich schon mehrmals gedacht.«
»Sie sind oft mit Kissi gefahren, soweit ich das verstanden habe?«, fragte Rebekka und sah den jungen Mann forschend an.
Er nickte. »Das hat Ihnen bestimmt Kristine erzählt, sie mischt sich in alles ein. Aber es stimmt, sie hat mich oft in die Stadt mitgenommen. Wir wohnen ja nah beieinander, und Lundely liegt weit draußen auf Amager, und ich habe kein Auto.«
»Haben Sie sich auch privat getroffen?«
Kasper schüttelte den Kopf. »Das haben wir nicht. Ich glaube, dass wir ein paarmal zusammen Tee getrunken haben, das hat sie auch mit anderen Kollegen gemacht. Aber wir haben natürlich miteinander geredet, wenn wir im Auto saßen, auch über persönliche Dinge.«
»Was hat Kissi Schack denn so erzählt?«
Kasper lächelte, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte sich. Ein paar voluminöse Brustmuskeln zeichneten sich unter dem T-Shirt ab.
»Alles Mögliche. Meistens haben wir über die Arbeit geredet, die war für sie sehr wichtig. Sie hat auch öfter über ihre Kinder gesprochen – und ihre Enkelkinder.«
»Was hat sie von ihren Kindern erzählt?«
»Ach, das weiß ich nicht mehr. Alles Mögliche.
Weitere Kostenlose Bücher