Blut für Blut: Thriller (German Edition)
über die Gegend, in der das Haus stand. Die Nachbarn waren in Ordnung, erzählte Haleema, sie und Ali wohnten seit knapp zehn Jahren in dem Haus und hatten es im Laufe der Zeit so gestaltet, dass es ihren Bedürfnissen entsprach. Die Kinder, drei Jungen zwischen acht und vierzehn Jahren, wohnten noch zu Hause. Rebekka warf einen Blick in den gepflegten Garten und entdeckte im Carport einen Mercedes. Es bestand kein Zweifel, dass die Familie Geld hatte. Unwillkürlich runzelte sie die Stirn und fragte: »Ich habe nicht ganz verstanden, was Sie machen.«
»Was wir machen?« Haleema sah sie verständnislos an, während sie den Griff der Teekanne so fest umklammerte, dass ihre braunen Knöchel ganz weiß wurden.
»Was haben Sie für Berufe?«
»Mein Mann ist Putzmann im Krankenhaus in Herlev, und ich bin Hausfrau. Die Jungen brauchen mich noch.«
Rebekka runzelte die Stirn. Der Lohn eines Putzmanns passte nur schlecht zu diesem Haus, seiner Einrichtung und dem teuren Auto. Wo mochten sie das Geld herhaben? Konnte Kissi Schack irgendwelche kriminellen Machenschaften entdeckt haben, in die Haleema verwickelt war?
»Wie können Sie es sich leisten, so schön zu wohnen, wenn Sie Hausfrau sind und Ihr Mann als Putzmann arbeitet?« Rebekka sah die Frau forschend an, die ihr schnell den Rücken zuwandte, während sie Teetassen aus dem Schrank holte.
»Wir sind gut im Sparen.« Haleema drehte sich zu Rebekka um und lächelte sie steif an. Ein paar rötliche Flecken breiteten sich auf ihrem Hals aus und verrieten, dass ihr die Frage unangenehm war.
»Mein Mann ist ein tüchtiger Handwerker, wir haben das Haus billig bekommen, und er hat wirklich handwerkliches Geschick, er hat die Küche selbst gebaut.« Die Frau sprach schnell und vermied es, Rebekka in die Augen zu sehen. »Ich verstehe noch immer nicht, warum Sie hier sind – bei uns.«
»Wir sprechen mit allen, die Kissi Schack gekannt haben. Soweit wir das verstanden haben, haben Sie sie doch gekannt?«
Haleema zuckte mit den Schultern und goss kochendes Wasser in eine kleinere Teekanne mit einer langen, schmalen Tülle.
»Ja, das habe ich wohl, aber es ist, wie gesagt, mehrere Jahre her, seit ich in Lundely gewohnt habe. Aber ich hatte dort nicht näher mit ihr zu tun. Ich habe mehr mit … wie hieß sie doch gleich … mit Kristine gesprochen. Es ist furchtbar, was mit ihr passiert ist, mit Kissi Schack.«
Haleema trug das Tablett mit dem Tee ins Wohnzimmer und stellte es vorsichtig auf den Sofatisch. Rebekka folgte ihr, wobei sie Reza und Ali zusammen im Garten vor dem Geräteschuppen stehen sah. Ali rauchte eine Zigarette.
»Was hatten Sie für einen Eindruck von Kissi Schack?«
Rebekka nahm den heißen Tee entgegen. Sie hatte Durst, und der Tee erfrischte. Haleema dachte einen Augenblick über die Frage nach.
»Sie hat auf mich einen freundlichen Eindruck gemacht, doch wie ich bereits gesagt habe, habe ich sie nicht sonderlich gut gekannt. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen mit Informationen über sie helfen kann. Dafür erinnere ich mich noch gut an Lundely . Ein guter Ort, um dort zu wohnen. Viel Platz, eine schöne grüne Umgebung und mehr Bequemlichkeit als in den anderen …« Haleema verstummte abrupt, ihre Wangen glühten, und sie fügte schnell hinzu: »Ich habe ein paar andere Frauenhäuser gesehen, weil ich Freundinnen dort besucht habe. Lundely war gut, und es ist schrecklich, was mit Kissi Schack passiert ist. Schrecklich.« Sie lächelte Rebekka vorsichtig an.
»Soweit ich das verstanden habe, haben Sie zur gleichen Zeit wie Iman Salib in Lundely gewohnt?«
Einen Augenblick herrschte Schweigen zwischen ihnen, und Haleema blickte zu Boden, als sie antwortete: »Das ist richtig. Wir haben gleichzeitig dort gewohnt, und wir waren mit der Zeit sehr vertraut miteinander. Es war tragisch, dass Iman gestorben ist, ich habe noch mehrere Monate danach geweint. Noch mehr Tee?«
Sie goss Rebekka nach, die genickt hatte, während die Gedanken in ihrem Kopf kreisten. Reza und Ali kamen durch den Garten auf die Terrassentür zu.
»Haben Sie noch in anderen Frauenhäusern als in Lundely Zuflucht gesucht?« Rebekka sah Haleema direkt an, die ihren Blick erwiderte. Sie schüttelte den Kopf, und ihre Armbänder klirrten.
»Nein. Das war glücklicherweise nicht nötig. Ach, da seid ihr ja«, rief Haleema erleichtert und eilte auf die Terrasse, um die beiden Männer hereinzulassen.
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Sie parkten in der Otto Mønsteds Gade, einer dem Polizeipräsidium
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