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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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Schwein, das …« Fregne schniefte etwas, und die Tochter hob drinnen am Küchentisch den Kopf und warf ihrer Mutter einen schnellen Blick zu, bevor sie sich wieder in ihre Zeichnung vertiefte.
    »Wir tun alles, was in unserer Macht steht.«
    ____
    Das Telefon klingelte. Jerome ließ verärgert das Stück Stoff los, das er gerade um zwei antike afrikanische Speere drapierte. Er hatte dem Esszimmer schon lange einen leichten Safarilook geben wollen, und die Idee dazu stammte aus einem internationalen Wohnmagazin. Es würde schön aussehen, vor allem zusammen mit den alten Schwarz-Weiß-Fotos seines Großvaters, die er auf dem Speicher gefunden hatte. Eine Fotografie verewigte den noch jungen Großvater neben einem erlegten Löwen, und auf der nächsten war ein Nashorn zu sehen. Jerome hatte die Bilder beim besten Glaser der Stadt rahmen lassen. Sie sollten Seite an Seite mit ein paar schönen afrikanischen Holzmasken, die er in Kenia gekauft hatte, über dem alten Büfett hängen. Er lächelte vor sich hin, zum ersten Mal seit der Nachricht von Kissis Tod. All ihre Freunde würden das Esszimmer bewundern, und er würde es im Stillen genießen. Er ging ans Telefon.
    »Jerome Lefevre.« Er ließ seine Stimme ein wenig arrogant klingen, was ihm leidtat, als er hörte, dass es jemand aus dem Karateklub war, ein Jan Sowieso, der Liam sprechen wollte.
    »Liam ist im Moment leider nicht zu Hause. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Ja, danke, gerne. Ich rufe nur an, um zu sagen, dass das Training heute Abend leider wieder ausfällt, genau wie in den letzten Wochen.«
    »In den letzten Wochen?«
    »Ja, leider. Sensei Anders hat weiterhin Probleme mit seiner Hüfte, aber so ist das nun mal, wenn man in die Jahre kommt.«
    Jerome spürte, dass er innerlich vor Zorn bebte, während er einer Schar Vögel nachschaute, die am Himmel wie schwarze Striche aussahen. Warum hatte Liam ihm nicht gesagt, dass das Training ausgefallen war? Was hatte er stattdessen gemacht – an dem schicksalsschweren Mittwochabend? Es flimmerte vor Jeromes Augen, und ihm war schwindelig vor Angst. Der Mann am anderen Ende der Leitung räusperte sich ungeduldig.
    »Natürlich«, murmelte Jerome und fügte mit munterer Stimme noch schnell hinzu: »Ich erinnere mich, dass Liam das erwähnt hat. Ich werde es weitergeben.«
    »Danke.«
    »Ihnen auch besten Dank. Und gute Besserung für Sensei Anders.«
    Jerome drückte das Telefon gegen die Brust, während er langsam auf einem der Esszimmerstühle in sich zusammensackte. Er konnte es nicht glauben. Liam würde ihn doch nie anlügen, oder? Kannte Jerome den Mann wirklich, mit dem er seit zwei Jahrzehnten Tisch und Bett teilte? Kennen Menschen einander letztendlich überhaupt? Jerome atmete stoßweise, er fühlte sich kraftlos, schaffte es nicht, das Esszimmer fertig zu dekorieren – Safarilook war das Letzte, woran er jetzt denken konnte. Er musste auch noch die Rede zu Kissis Beerdigung zu Ende schreiben, das Cateringunternehmen brauchte seine endgültige Zusage, und er musste sich vergewissern, dass der Bestatter alles unter Kontrolle hatte. Der Schwindel nahm zu, das Esszimmer vor ihm schwankte. Er schleppte sich ins Bad, suchte nach ein paar Diazepam und schluckte sie mit etwas Wasser. Dann ging er ins Bett.

MONTAG, 26. SEPTEMBER 1988
    Liebes Tagebuch
    Heute ist es drei Monate her, dass Charlotte ermordet wurde.
    Wir waren an ihrem Grab und haben Blumen hingelegt. Es hat schön ausgesehen. Wir haben auch ein kleines Licht angezündet, doch der Wind hat es immer wieder ausgeblasen.
    Als wir vom Friedhof nach Hause gekommen sind, hatte Großmutter überall sauber gemacht. Sie hat das Bettzeug in Charlottes Zimmer gewechselt. Ich habe drei Monate darin geschlafen, und obwohl es allmählich mehr nach mir als nach ihr gerochen hat, bin ich wütend geworden. Ich habe geweint, geheult und geschrien und den nassen Bettbezug aus der Waschmaschine gezerrt. Es war zu spät. Charlottes Geruch ist weg. Jetzt ist der Bettbezug nur noch ein bedeutungsloses Stück Stoff, das nach Weichspüler riecht.
    Ich habe danach mehrere Stunden geschlafen.
    Ich bin die ganze Zeit so müde, als wäre ich eine alte Frau, die ihr Leben gelebt hat. Aber das habe ich nicht. Ich habe gerade erst begonnen.
    Søs

DONNERSTAG, 26. JUNI
    Die Kopfschmerzen waren schlimmer als sonst. Er hatte das Gefühl, als würde jemand mit einem Hammer direkt gegen seine Stirn schlagen. Sejr stöhnte laut, blinzelte und versuchte sich zu orientieren. Er

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