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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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und nicht abgeschlossen. Eine Frau im Kittel, vielleicht eine Krankenschwester, erwartete sie. Hinter ihr stand ein leerer Rollwagen. Die ganze Situation kam ihm so unwirklich vor, als wäre er geradewegs in einen Spielfilm geraten. Der Beamte sprach kurz mit der Frau, aber so leise, dass Thorsten ihn nicht verstand. Ihr Blick richtete sich kurz in ihre Richtung, ehe sie auffordernd auf einen Durchgang zeigte. Gruber ging mit festem Schritt neben ihr her, währen Thorsten und Kim nur zögerlich folgten.
    Im Türrahmen blieb Thorsten unvermittelt stehen, sodass Kim gegen ihn prallte. Kühlfächer an der Wand, von denen die Frau eines öffnete und die Bahre herausgleiten ließ. Mit unbewegter Miene zog sie anschließend den Reißverschluss des Leichensacks auf, auf dem Kripo Trier stand. Der Ermittler riss Thorsten aus dem surrealen Eindruck.
    „Können Sie bestätigen, dass dies hier Martin Brauer ist?“
    Zögerlich ging Thorsten näher und räusperte sich. „Ja.“
    Martins Augen waren geschlossen und es wirkte, als würde er schlafen, wäre da nicht die Tatsache, dass er so weiß wie die Bodenfliesen war. Ohne nachzudenken, hob er die Hand und strich Martin über die Wange. Die Kälte des Körpers schockierte ihn, auch wenn er natürlich vorher gewusst hatte, dass alle Wärme längst verschwunden war.
    „Es tut mir so leid“, flüsterte er. „Ich hab das nicht gewollt! Ich liebe dich und ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Ich wusste in dem Moment doch nicht …“ Er brach ab, denn ihm fehlten die Worte. Nichts konnte so richtig ausdrücken, was er gerade fühlte. Wo auch immer Martin nun war, Thorsten hoffte, er würde seine Entschuldigung akzeptieren. Die Schuld lastete dennoch auf ihm und fühlte sich in diesem Moment so unsagbar schwer an. Er spürte, wie ihm eine Träne die Wange hinunter lief, doch es kümmerte ihn nicht. Sollten doch alle denken, was sie wollten. Der Mann, den er liebte, lag kalt vor ihm. Ohne Herzschlag, ohne Regung und unwiederbringlich tot. Er registrierte kaum, dass Kim sich neben ihn stellte. Er fühlte sich taub und leer – bis auf die Wut, die sich erneut in ihm breitmachte.
    Kim beugte sich vor und küsste Martins Stirn.
    „Tschüss mein Großer. Ich hoffe, dir geht es gut, da wo du jetzt bist“, raunte sie und legte Thorsten anschließend den Arm um die Schultern.
     
    ***
     
    Joachim Gruber beobachtete die beiden aus zwei Schritt Entfernung. Dass Klein sich entschuldigt hatte, festigte seinen Entschluss, den Mann zum Verhör zu bitten. Es gab bei Martin Gruber zu viele Punkte, die nicht ins Raster passten. Auch wenn es den Anschein hatte, dass der Mann dem Serientäter zum Opfer gefallen war, sicher war er sich dessen nicht.
    Seine Zweifel hatten schon begonnen, als er die Firma des Toten besucht hatte. Seine Kollegen hatten dann noch einen Faktor ausgegraben, von dem er erst heute Morgen erfahren hatte.
    Er ließ den beiden noch einen Moment des stillen Abschieds, obwohl ihm die Arbeit im Nacken saß. Schließlich war er kein Unmensch und würdevoll konnte man in diesem Raum kaum einen Menschen betrauern, somit war etwas Zeit das Einzige, was er den beiden geben konnte. Schließlich räusperte er sich.
    „Ich müsste Sie jetzt bitten, mich zu begleiten.“
    Thorsten Klein drehte sich um. „Geht es um die Formalitäten? Für den Bestatter?“
    „Nein. Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen, doch das tun wir besser nicht hier.“
    „Warum? Ist hier nicht ebenso gut wie woanders?“
    Einen Moment dachte er darüber nach, musste dem Mann dann aber recht geben und ließ die Bombe platzen.
    „Wie Sie wollen. Unsere Ermittlungen haben einige Aspekte aufgezeigt, die Sie zum Tatverdächtigen machen.“ Die Worte ließen sein Gegenüber blass werden. Seine Begleiterin hingegen wurde rot.
    „Sie glauben doch wohl nicht …“, begann sie aufgebracht.
    „Was ich glaube, spielt keine Rolle. Fakten sind das, was zählt. Und Fakt ist, Geld hat schon viele Menschen zum Mord verleitet!“
     
    ***
     
    Thorsten blieb beinahe die Luft weg. Er sollte was getan haben? Das konnte doch nicht wahr sein! Atemlos versuchte er zu registrieren, was ihm vorgeworfen wurde. Doch er verstand es nicht, es wollte ihm einfach nicht in den Kopf. Er kam sich vor, als hätte ihm jemand einen Gong verpasst, der ihn schockiert und regungslos zurückließ. Noch nie im Leben hatte ihm etwas so die Sprache verschlagen, wie die ungeheuerliche Anschuldigung des Ermittlers. Sein Blick wechselte zwischen

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