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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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schien es zu gefallen, dass dieser Fall eine solche Herausforderung war, aber er war ja auch nicht persönlich betroffen. Thorsten konnte dem nichts abgewinnen. Zu viele Teile schienen zu diesem Puzzle zu gehören und doch wären es vermutlich nur ein paar Stücke, die am Ende ein komplettes Bild ergaben.
    Während sein Blick auf Enrique ruhte, schlichen sich Einzelheiten aus dem Traum wieder in seine Gedanken. Hände, die über seine seifige Haut glitten, feuchte Küsse am Hals und leise Worte an seinem Ohr. Der nackte Körper an seinem Rücken, die Härte, die sich gegen seinen Hintern presste.
    „Ich wüsste gerne, was dir gerade durch den Kopf geht“, sagte Enrique in diesem Moment.
    Die Bilder verblassten augenblicklich und Thorsten fühlte sich ertappt.
    „Nebensächlichkeiten“, wich er aus und hoffte, dass sich sein Gesicht nicht verräterisch rot färbte, weil ihm der Traum und die erotischen Bilder in seinem Kopf peinlich waren.
    „Mir scheint, du grübelst zu viel. Du solltest dich ein bisschen ablenken.“
    „Das ist leichter gesagt, als getan.“
    „Darf ich dich dann zum Essen einladen?“
    Thorsten zog die Brauen nach oben. „Geschäftlich oder privat?“
    „Sieh es, wie du willst. Hier um die Ecke gibt es doch ein Restaurant – also, was sagst du?“
    Auch auf die Gefahr hin, dass er sich auf mehr einließ, als sein Verstand wollte, stimmte er zu.
     
    Das Lokal erreichten sie binnen weniger Minuten zu Fuß. Thorsten hatte Enrique eine Jacke von sich geliehen, die zwar etwas eng um die Schultern herum saß, aber trotz der Wurstpellenoptik vor der Kälte schützte. Es war ein Grad unter null und die Luft roch nach Schnee. Thorsten mochte den Winter nicht – ganz speziell diesen nicht. Während sie schweigend nebeneinander herliefen und der Split auf dem Gehweg unter ihren Schuhen knirschte, fasste er den Entschluss, nicht weiter über das Vergangene zu jammern, das er eh nicht mehr ändern konnte. Er würde das Beste aus dem Jetzt machen. Statt sich zurückzuziehen und stundenlang zu grübeln, musste er den Weg finden, den er in Zukunft gehen wollte. Demzufolge nahm er sich vor, das Essen mit Enrique zu genießen, anstatt sich deshalb ein schlechtes Gewissen einzureden. Das hatte er schon von dem Traum, über dessen Bedeutung er nicht nachdenken wollte. Er versuchte die Bilder zu verdrängen, die sich wiederholt in den Vordergrund schoben.
     
    Das Essen verlief sehr angenehm, da sie beide nicht über die Ermittlungen sprachen. Enrique erzählte ein wenig von seinen Erlebnissen, die er auf den beruflichen Reisen quer durch Deutschland gemacht hatte, und so manche Anekdote brachte Thorsten zum Lachen. Er fühlte sich gelöst und fand, dass Enrique es gut beherrschte, ihn etwas abzulenken. Er war zuvorkommend und hatte gute Tischmanieren, wie er schon beim letzten gemeinsamen Essen feststellen konnte. Bis auf die Kleinigkeit, dass Enrique Thorstens Salatteller nicht aus den Augen ließ. Die Beilage war Thorsten zu viel, weshalb der schmackhaft aussehende Salat unangetastet geblieben war. Thorsten zog die Brauen nach oben, schob Enrique das Tellerchen hin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Nun nimm schon, bevor dir die Augen rauskullern …“
    „Danke“, murmelte Enrique und verputzte restlos alles.
    Um kurz nach acht machten sie sich auf den Rückweg. Am Haus angekommen zog Enrique die geliehene Jacke aus und reichte sie an Thorsten.
    „Danke fürs Borgen.“
    „Ich habe zu danken, der Abend war sehr nett“, erwiderte Thorsten.
    Enrique lächelte, was ihn unglaublich charmant aussehen ließ. Einen kurzen Moment standen sie sich gegenüber und Thorsten glaubte, in Enriques Gesicht Unentschlossenheit zu erkennen. Als er ihn fragen wollte, ob er noch mit hineinkäme, ergriff dieser zuerst das Wort.
    „Bis morgen dann“, verabschiedete er sich und klopfte Thorsten freundschaftlich auf die Schulter. Der Blick, den er von Enrique auffing, schien Bedauern auszudrücken. Ganz so, als habe dieser gehofft, dass Thorsten ihn hineinbitten würde.
    „Ja, bis morgen.“
    Thorsten sah ihm nach, bis er in seinen Wagen gestiegen war. Erst dann kramte er den Schlüssel hervor und betrat das Haus. Es war nicht zu leugnen, etwas war zwischen ihnen entstanden.
    Er streifte die Schuhe ab und hängte zugleich die Jacke auf, die Enrique getragen hatte. Als er seine daneben klemmen wollte, fiel Erstere wieder herunter und landete in seinen Armen. Der Geruch, der dem Stoff anhaftete, verleitete

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