Blut im Schnee
Thorsten dazu, die Nase hineinzustecken. Eine angenehme Mischung aus Parfum und männlichem Duft stieg auf. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen und bewies deutlich, dass Enrique etwas in ihm geweckt hatte, was er die ganze Zeit versucht hatte, zu leugnen. Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, noch ein Mal in Enriques Geruch abzutauchen und der Forderung seines Verstandes, die Jacke sofort in die Wäsche zu werfen, stand er sekundenlang unschlüssig da. Schließlich schob er die Schlaufe über den Haken und tat weder das eine noch das andere.
***
Nachdem Joachim seinen Magen mit zwei Brötchen beruhigt hatte, erkundigte er sich bei Henrik, wie der aktuelle Stand war. Die Überprüfung der Website hatte keine Neuigkeiten ergeben. Der Verdacht, der Täter könnte sich dort nach potenziellen Opfern umsehen, schien unbegründet. Damit sprach ein Punkt mehr für Zimmermann, so zumindest Joachims Schlussfolgerung. Er glaubte nicht daran, dass dieser nichts mit den Morden zu tun hatte. Zumal der Verdächtige beharrlich schwieg. Joachim hoffte, das würde sich ändern, sobald die Anrufliste mit den Angestellten der Klinik abgeglichen war. Da Birgit weiterhin auf das Fax wartete, sah Joachim sich den Obduktionsbericht des letzten Opfers an. Wie er erwartet hatte, gab es kaum Unterschiede. Erneut war Midazolam nachgewiesen worden und die Schnittführung sprach für das gleiche Messer. Der Tote hatte eine geringe Menge Alkohol im Blut gehabt und der Mageninhalt verriet, dass ihm das Betäubungsmittel mit dem Cocktail verabreicht worden war, dessen Reste der Pathologe analysiert hatte.
Zwei Tage waren seit der letzten Tat vergangen. Da sie in Zimmermann den Haupttatverdächtigen sahen, und der momentan noch festgehalten wurde, erwartete Joachim keinen weiteren Mord. Dennoch wollte er die Bevölkerung nicht in Sicherheit wiegen, bis der Täter überführt wäre. Aus irgendeinem Grund wurde er das Gefühl nicht los, dass mehr als eine Person hinter der ganzen Sache steckte.
Eine Stunde später traf endlich das erwartete Fax aus der Klinik ein. Birgit machte sich sofort an die Arbeit und glich die Namen derer ab, die Zimmermann angerufen hatte. Leider gab es niemanden auf der Liste der Angestellten, der sich mit dem Verdächtigen in Verbindung bringen ließ.
„Verdammt!“, brummte Joachim.
„Ich überprüfe jeden Einzelnen, ob sich nicht doch ein Zusammenhang ergibt.“
„Ja, sei so nett. Zimmermann werden wir wohl gehen lassen müssen. Wegen der Schmiererei können wir ihn nicht ewig festhalten. Meldest du dich, sobald du etwas hast?“
Birgit nickte. „Logisch.“
„Danke dir.“
Verstimmt ließ Joachim den Verdächtigen seines Weges gehen – vorerst, wie er hoffte. Wenn er an die Eltern des letzten Opfers dachte, mit denen er gesprochen hatte, wäre es ihm lieber, sie könnten den Täter schon dem Haftrichter vorführen. Es hatte alles zusammengepasst, auch wenn Zimmermann auf sich selbst aufmerksam gemacht hatte, was gegen ihn als Täter sprach.
Joachim ärgerte sich darüber, dass der Mörder keine Spuren hinterließ und sie trotz der vielen kleinen Erkenntnisse im Grunde nicht einen Schritt weitergekommen waren. Zurück in seinem Büro nahm er sich den Ausdruck vor, den Birgit da gelassen hatte. Obgleich sie die markierten Teilnehmer gewiss schon überprüft hatte, wiederholte er das Ganze. Es gab dort etwas zu finden, da war er sich ganz sicher. Es musste einfach etwas geben, was übersehen wurde!
Kapitel 12
Freitag
Thorsten wurde unsanft geweckt. Das klägliche Maunzen der Nachbarskatze riss ihn aus dem Schlaf. Es war noch dunkel und ein kurzer Blick auf den Receiver verriet ihm, dass es kurz vor fünf am Morgen war. Das Klagen der Katze ließ nicht nach, weshalb er die Decke beiseite schlug, aufstand und an die Terrassentür trat. Kaum hatte er sie geöffnet, huschte Elli zu ihm ins Haus.
„Was hast du um die Uhrzeit nur draußen zu suchen?“, fragte er die weiße Katze, die ihm dankbar um die Beine strich.
Die Antwort gab er sich gleich selbst. Elli musste sich hinausgeschlichen haben, als ihr Herrchen zur Arbeit aufgebrochen war. Frau und Kinder schliefen vermutlich noch und so hatte sie ihr Glück bei Thorsten versucht, als sie nicht zurück in ihr Haus kam. Er strich ihr kurz über das Fell, das im Mondlicht hell leuchtete, und ging zurück auf das Sofa. Sein kleiner Gast rollte sich davor zusammen.
An Schlafen war für Thorsten aber nun nicht mehr zu
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