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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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dieser Nacht ein weiteres Opfer suchte, da der letzte Angriff nicht mit Erfolg gekrönt war. Jetzt musste er nur noch verhindern, dass die Beschreibung an die Öffentlichkeit gelangte. Die Täterin musste sich weiterhin in Sicherheit wiegen, damit sie nicht noch untertauchte.
    Als er einige Zeit später die Benachrichtigung aus dem Krankenhaus bekam, dass im Blut von Jean Gorges kein Midazolam nachgewiesen wurde, geriet Joachim erneut ins Schwanken. Mit dieser Abweichung vom Tatmuster hatte er nicht gerechnet. Das Betäubungsmittel würde es selbst einer zierlichen Frau leicht machen, einen Mann zu töten. Ohne dieses Medikament war das schon nicht mehr so leicht, auch wenn der Zeuge geschätzt hatte, dass die Frau mindestens achtzig Kilo auf die Waage bringen müsste. Sollte dieser Angriff nur eine Nachahmungstat sein? Wenn ja, was hatte das Opfer getan, um zur Zielscheibe zu werden?
     
    Lange konnte Joachim nicht über dieses Wirrwarr grübeln, denn die Kollegen aus Köln meldeten sich. Das Verhör von Stefan Jäckels hatte nichts ergeben. Der Mann habe sich zwar über Zimmermann beschwert, weil dieser ihn belästigt hätte, doch näheren Kontakt stritt er vehement ab. Der Umstand, dass das Midazolam in der Klinik verschwunden war, in der Jäckels Schwester gearbeitet hatte, beeindruckte den Verdächtigen nicht. Er wüsste nicht einmal, wofür dieses Mittel gut sei. Folglich hatten sie nichts gegen ihn in der Hand. Bis auf die Telefonate gab es keine Verbindung zu Zimmermann, die nachweisbar war.
    Zimmermann musste er schließlich gehen lassen, weil sie einfach nicht genügend Beweise gegen ihn vorweisen konnten. Aber nur weil sie ihn freilassen mussten, bewies das noch lange nicht seine Unschuld. Joachim ordnete eine erneute Observierung des Verdächtigen an.

Kapitel 13
     
    Samstag
     
    Thorsten wachte das erste Mal seit Martins Tod ausgeruht auf. Die ganze Nacht hindurch hatte er geschlafen wie ein Stein. Vielleicht lag es daran, dass mit der Planung der Beerdigung das Abschiednehmen näher rückte. Die Gewissheit, dass Martin seine letzte Ruhestätte bekäme und seinen Frieden fand. Der Mitarbeiter des Bestattungsinstitutes hatte Thorsten gegenüber erklärt, dass dieser Schritt ein wichtiger Bestandteil der Trauerarbeit wäre. Den Verstorbenen loslassen, auch wenn es die Hinterbliebenen schmerzte, und mit der Situation ins Reine zu kommen. Er nahm sich vor, das zu tun. Auch wenn der Täter noch ungestraft herumlief, Martin hatte es verdient, dass er würdevoll verabschiedet wurde.
    Nach dem Duschen und einer Tasse Kaffee rief er Kim an und erzählte ihr von dem Gespräch. Martins Beerdigung war für den kommenden Mittwoch angesetzt worden. Kim reagierte nicht so, wie er es von ihr gewohnt war. Sie wirkte abwesend und Thorsten gewann den Eindruck, als verstünde sie erst jetzt, dass Martin unwiederbringlich fort war. Sie hatte ihn in der Pathologie gesehen, blass und kalt, dennoch schien es erst jetzt zu ihr durchzudringen. Das lockere Verhalten der vergangenen Tage war verschwunden.
    Als er aufgelegt hatte, setzte er sich, und während er eine Schale Müsli aß, fasste er einen Entschluss. Er fand, es war an der Zeit, sich dazu durchzuringen, nach oben zu gehen und Martins Kleiderschrank zu öffnen.
    Während er die Sachen durchsah und überlegte, was er dem Bestatter bringen sollte, bemerkte er eine Veränderung an sich. Jedes Mal, wenn er den Raum seit Martins Tod betreten hatte, war er zu dessen Kissen gegangen, um daran zu riechen. Dieses Mal nicht. Dass sein Lebensgefährte nicht wiederkäme, tat noch immer weh, aber etwas in ihm hatte sich verschoben. Auf gewisse Weise begrüßte er das. Was hätte er davon, wie ein Trauerkloß lethargisch durchs Leben ziehen? Da könnte er sich auch gleich zu Martin in die Kiste legen, denn nur weil sein Herz noch schlug und er atmete, hieß das nicht, dass er lebte. In diesem Zustand existierte er bloß – kein erstrebenswerter Zustand, befand er. Aus heiterem Himmel kam ihm in den Sinn, dass Kathrin sicherlich breit grinsen würde, wenn sie von seiner Lage wüsste. Seine Ex hatte sich von einem Püppchen in eine Furie verwandelt, als er seine sexuelle Orientierung offenbart hatte. Ihr Schlag ein Zufallstreffer, dennoch würde Thorsten ihn nie vergessen. Wäre es nach ihm gegangen, hätten sie sich nicht auf diese Art und Weise getrennt. In freundschaftlichem Kontakt zu bleiben war allerdings undenkbar gewesen. Jetzt, da der Mann an seiner Seite einem Verbrechen zum

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