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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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war einen Moment lang unschlüssig, ob er ihr nach hechten oder sich um den Verletzten kümmern sollte. Ein genauer Blick auf den Bewusstlosen ließ nur die zweite Variante zu. Der junge Mann blutete – am Kopf und zwischen den Schenkeln. Sein nackter Hintern lag auf dem gefrorenen Boden. Im Licht der Laterne, das bis zwischen die Autos schien, blieb kein Zweifel, was wichtiger war. Andreas zog eine Packung Taschentücher hervor und presste einen Stapel davon auf den stark blutenden Schnitt, der am Ansatz des Hodensacks auszumachen war. Während er mit einer Hand versuchte, die Blutung zu verlangsamen und bestenfalls zu stoppen, wickelte er mit der anderen seinen breiten Schal ab. Diesen schob er dem Verletzten unter den Hintern, wozu er beide Hände nutzen musste. Anschließend drückte er sofort wieder auf die Taschentücher, betrachtete die Platzwunde am Kopf, aus der ein kleines Rinnsal Blut in das blonde Haar sickerte. Er fischte sein Handy aus der Tasche und rief den Notarzt.
    Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er das Martinshorn hörte.
    Was ihn beruhigte, war der Atem des Verletzten, der regelmäßig in kleinen Wölkchen dessen Mund verließ.
    „Du wirst das schon schaffen“, sagte Andreas zu ihm, auch wenn er nicht wusste, ob der ihn hören konnte.
     
    ***
     
    Seit Stunden versuchte Joachim, die Informationen aus Zimmermann herauszukitzeln und bekam doch nicht die Antworten, die er hören wollte. Es klopfte und ein Kollege steckte seinen Kopf in das Zimmer.
    „Entschuldigung, es ist wichtig.“
    Joachim sah ihn fragend an und stand auf. Ohne ein Wort an Zimmermann zu richten, verließ er den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
    „Was ist los?“, erkundigte er sich.
    „Ein Notruf. Es gab einen neuen Überfall, das Opfer ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Und wir haben einen Zeugen. Was er ausgesagt hat, wirst du nicht glauben.“
    Ein neuer Angriff bedeutete, dass Zimmermann nicht ihr Mann war! Joachims Gedanken rasten – ein Zeuge, der vielleicht den ausschlaggebenden Hinweis liefern konnte. Nervöse Unruhe machte sich in ihm breit. Standen sie kurz vor der Aufklärung?
    „Der Angreifer war eine Frau.“
    „Was?“, rutschte es Joachim laut heraus.
    „Laut Beschreibung ist sie kräftig gebaut, war dunkel gekleidet, das Gesicht mit einem Schal und einer Kapuze halb verdeckt. An den Gesichtszügen hat er erkannt, dass es kein Mann ist. Leider konnte er ihr nicht nachlaufen, als sie floh. Hätte er das getan, wäre das Opfer wahrscheinlich verblutet. Die Spurensicherung ist schon bei der Arbeit.“
    „Schreib mir alles auf, welches Krankenhaus und vor allem den Namen des Zeugen. Ich will mit ihm reden“, ordnete Joachim an.
    „Alles klar, Chef. Ihn kannst du wohl gehen lassen“, erwiderte er und deutete auf die Tür, hinter der Zimmermann saß.
    „Noch nicht.“ Joachim nickte kurz und eilte zu seinem Büro. Es schien, als wäre sein Hauptverdächtiger nicht der Mörder, aber das hieß nicht, dass der nicht doch mehr mit den Fällen zu tun hatte, als er zugeben wollte.
     
    Eine Stunde später war Joachim im Bilde. Das Opfer hieß Jean Gorges. Sein Zustand war nicht so kritisch, wie zunächst angenommen wurde. Der Blutverlust war dank des Zeugen nicht lebensgefährlich und der Schnitt konnte mit wenigen Stichen genäht werden. Schäden würde der Mann nicht zurückbehalten. Die Platzwunde am Kopf schien zwar laut Bericht stark geblutet zu haben, musste aber nicht genäht werden. Eine Gehirnerschütterung und ein paar Prellungen wurden von dem diensthabenden Arzt festgestellt. Alles in allem war der junge Mann mit leichten Verletzungen davongekommen. Der Mediziner, mit dem Joachim telefonierte, hatte jedoch darum gebeten, den Verletzten erst am kommenden Morgen zu befragen, damit dieser sich etwas erholen konnte.
    Der Zeuge, Andreas Mayer, wiederholte seine Aussage gegenüber Joachim. Die Beschreibung der Angreiferin war detailliert und er bestätigte mehrmals, dass es eine Frau gewesen war. Joachim grübelte, denn das passte nicht so recht zu dem, was er anhand der Ermittlungen erwartet hätte. Nie und nimmer wäre er auf die Idee gekommen, der Mörder könnte eine Frau sein. Durch den Zeugen waren sie nun allerdings in der Lage, eine Fahndung nach der Täterin auszuschreiben. Jeder Beamte im Umkreis hatte die Personenbeschreibung bekommen. Joachim glaubte, es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie die Frau schnappen würden. Bestenfalls innerhalb von Stunden. Fraglich blieb, ob sie sich in

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