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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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weiterhin darauf, dass es sich lohnt. Ermittlungstechnisch.“
    „Ich möchte mit.“
    Einen Augenblick herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, schließlich räusperte Enrique sich.
    „Ich frage nicht, warum du deine Meinung geändert hast. Ein Vorschlag: Ich sehe, was ich bis zum späten Nachmittag herauskriege, dann komme ich zu dir rauf, bringe dich auf den aktuellen Stand und anschließend fahren wir zu der Party.“
    „Abgemacht“, stimmte Thorsten zu. Er kam nicht daran vorbei, dass er Vorfreude empfand. Selbst wenn er die Schwärmerei für Enrique unterdrückte, war er gerne mit diesem Mann zusammen. Der Tonlage zufolge, die in Enriques letzten Worten gelegen hatte, beruhte dies auf Gegenseitigkeit.
     
    ***
     
    Im Krankenhaus saß Joachim Gruber auf einem unbequemen Polsterstuhl und wartete geduldig, dass dem jungen Mann noch etwas einfallen würde. Dessen Erinnerungen endeten, nachdem er gestürzt war und sein Kopf auf den Boden geschlagen wurde. An den Angriff selbst konnte er sich noch gut erinnern. Jean Gorges erklärte, dass er im ‚Porta Rosa‘ gewesen war, weil er für Jugendliche eine Beratungsstunde abgehalten hatte und nach deren Ende das kurze Stück zur Bushaltestelle laufen wollte. Nachdem er geschubst wurde und ein Tritt gegen die Beine ihn hatte stürzen lassen, wurden seine Erinnerungen verschwommen. Den Angreifer selbst konnte er nicht genau beschreiben. In etwa so groß wie er, einen Meter siebzig oder etwas mehr und von kräftiger Statur. Vermummt und dunkel gekleidet. Ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war, konnte Gorges nicht mit Bestimmtheit sagen. Gesprochen hatte der Angreifer nicht und dessen Gesicht hat er nicht erkennen können, dafür war alles viel zu schnell gegangen. Auf Joachims Nachfrage hin schloss Gorges definitiv aus, dass die Person sich in den Räumlichkeiten des Schwulen- und Lesbenzentrums aufgehalten hatte, bevor er selbst diese verließ. Er hatte auch von niemandem ein Getränk spendiert bekommen und hatte sich nicht beobachtet gefühlt. Joachim erkundigte sich nach Streitigkeiten oder sonstigen Gründen, die einen Angriff nach sich ziehen könnten, doch Gorges verneinte auch dieses. Er habe mit niemandem Probleme gehabt.
    Joachim wusste nicht weiter. Dieser Fall würde ihm noch ein Magengeschwür bescheren …
     
    Einige Zeit später traf er im Büro ein. Erneut quälte ihn Sodbrennen, obwohl er sich die Zeit für ein Frühstück genommen hatte. Als er die Tür zu dem Flur aufstieß, in dem sein Büro lag, kam Birgit aus eben diesem.
    „Ah, da bist du ja. Habe dir eine Nachricht hingelegt“, begrüßte sie ihn.
    „Was gibt’s denn?“
    „Einiges. Die Fahndung war bisher erfolglos. Die Streifen wurden aufgestockt und die Kollegen haben ein paar Passanten kontrolliert, die aufgrund ihrer Kleidung ins Muster gepasst hatten. Fehlanzeige. Der Chef will eine Mitteilung an die Presse rausgeben, um die Bevölkerung zu warnen. Dann haben sich die Kollegen aus Köln noch einmal gemeldet. Sie hatten auch Kathrin Jäckels verhören wollen, doch die ist laut Aussage der Nachbarn schon seit Wochen nicht mehr in ihrer Wohnung gewesen. Ihr Bruder schweigt sich dazu aus.“
    „Sehr verdächtig … und die Pressemitteilung gefällt mir überhaupt nicht. Die Täterin zieht sich mit Sicherheit zurück, wenn wir offiziell bekannt geben, dass wir nach ihr suchen. Und wenn es zwei verschiedene Täter sind, verschwinden gleich beide von der Bildfläche. Haben wir eigentlich eine Beschreibung von Kathrin Jäckels?“
    Birgit nickte. „Ja, aber nur die Bilder, die auf Führerschein und Personalausweis sind. Zu der Zeugenaussage passt sie nicht, es sei denn, sie hätte jetzt ungefähr vierzig Pfund mehr auf den Rippen. Außerdem, warum sollte sie von Köln ausgerechnet hier herkommen? Dort gibt es bestimmt eine größere Schwulenszene als hier, denkst du nicht?“
    „Ich weiß nicht, der Versuch, einen Straftäter und dessen Beweggründe zu verstehen, ist in den meisten Fällen unmöglich. Schreibt sie zur Fahndung aus. Niemand verschwindet einfach so. Sie hat, wie ihr Bruder, etwas mit der Sache zu tun – nur wie, das gilt es herauszufinden. Was wäre, wenn sie das Midazolam verhökert hat?“
    Birgit runzelte die Stirn. „Hm, du bist der Boss. Ich lasse sie wegen des Verdachts auf Beteiligung an einer schweren Straftat suchen.“
     
    ***
     
    Thorsten versuchte sich die Zeit zu vertreiben, nachdem er die Kleidung für Martin im Bestattungsinstitut abgegeben hatte.

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