Blut ist dicker als Schminke
?«
»Das war nur beim erstenmal
komisch«, versetzte sie unlustig.
»Wer ist dieser George
überhaupt ?«
»George Rivers. Er arbeitet für
Ludovic Janos. Macht die Buchhaltung und so weiter .«
»War er gestern abend auch auf
der Party bei den Shepleys ?«
»George?« Sie lächelte und
schüttelte dann den Kopf. »Ihm würde es höchstens Spaß machen, mit einem
Computer zu tanzen .«
»War Alton Chase ein guter
Freund von Ihnen ?«
»Nein, das kann man nicht sagen .«
»Vertraute er sich Ihnen an ?«
»In welcher Hinsicht?«
»Nun, was seine Pläne, seine
Hoffnungen, seine Wünsche anging. Wie er zu Ludovic Janos stand, zum Beispiel ?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, und Sie haben jetzt
wirklich abrupt geschaltet. Vom Verführer zurück zum Polizeibeamten, meine ich.
Meine Freundschaft mit Alton war kameradschaftlicher und platonischer Natur.
Das war alles. Er war Junggeselle, ich bin Junggesellin; da halfen wir einander
aus, wenn einer von uns eine Einladung zu einer Party hatte, wo man mit
Begleitung erwartet wurde. Mehr war es nicht .«
»Aber Sie gingen getrennt zu
der Party bei den Shepleys ?«
»Wir bekamen jeder eine
Einladung, nehme ich an .« Sie holte tief Atem.
»Wirklich, wenn ich Ihnen helfen könnte, dann täte ich es. Aber ich habe keine
Ahnung, weshalb jemand Interesse an Altons Tod haben
sollte .«
»Dieser Anderson«, bemerkte
ich. »Dieser geniale Einsiedler, der jenseits vom Bald Mountain lebt — was
wissen Sie über den ?«
»Nur das, was Alton mir erzählt
hat. Er weigerte sich, in die Stadt zu kommen, deshalb mußte Janos zu ihm
hinausfahren .«
»Die genaue Anschrift wissen
Sie nicht ?«
Sie zuckte die Achseln.
»Die Wüste da draußen. Ich
denke mir, daß Anderson nicht schwer zu finden sein dürfte. Man braucht nur den
nächsten Maulwurf zu fragen, der einem über den Weg läuft .«
»Und wie steht es mit David
Shepley ?« fragte ich weiter. »Was macht er jetzt, da
es mit der Zusammenarbeit mit Janos aus ist ?«
»Er arbeitet vermutlich allein
an seinen Projekten .« Sie zuckte wieder die Achseln.
»Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Mich hat er schon lange nicht mehr
gebraucht .«
»Soll ich Ihnen einmal etwas
sagen, Isobel ?« fragte ich mit Bewunderung in der
Stimme. »Sie sind ein wahres Wunder an Ahnungslosigkeit, genau wie alle
anderen, die in diesen Fall verwickelt sind. Mir kommt allmählich der Verdacht,
daß Chase sich selbst die Kehle durchgeschnitten hat- nur so zum Spaß .«
»Machen Sie darüber keine
Scherze«, sagte sie. »Das ist nicht komisch .«
»Wie ist es mit Janos ?« fragte ich. »Halten Sie ihn für einen Gewohnheitslügner ?«
»Ludovic?« Sie schüttelte den
Kopf. »Er ist raffiniert, aber ich glaube nicht, daß er unnötig lügen würde .«
»Dann waren also alle Lügen,
die er mir heute aufgetischt hat, notwendig«, überlegte ich laut.
»Wissen Sie denn, daß er Ihnen
Lügen erzählt hat ?« fragte sie kalt. »Oder nehmen Sie
nur an, daß es Lügen sind ?« Ihre Unterlippe verzog
sich leicht. »Oder kümmert sich die Polizei heutzutage nicht mehr um so einen
alten Hut wie einen Beweis ?«
»Er und seine Frau«, sagte ich,
»sind beide entweder Gewohnheitslügner, oder sie bilden sich beide ein, es
bestünde große Notwendigkeit zu lügen .«
»Nina traue ich alles zu«,
versetzte sie. »Mit Ludovic ist das ganz anders .«
»Er sorgt dafür, daß Ihre
Honorare fließen, wie ?« meinte ich.
Ihr Gesicht lief rot an.
»Das ist eine Gemeinheit !«
»Aber wahr?«
»Ach verdammt! Ja, es ist schon
wahr. Aber ich würde auch nicht verhungern, wenn Janos sich einen anderen
Patentanwalt suchte .«
»Sie mögen Janos ?«
»Irgendwie, ja. Er ist im Grund
kein Mensch, der es einem leicht macht, ihn zu mögen, aber ich glaube, ein
Großteil seiner Aggressivität ist nur Fassade .«
»Ach, und darunter verbirgt
sich ein netter, einfacher, ehrlicher Mensch, der sich nur bemüht, seine
Schüchternheit zu verstecken ?«
»Das schlimme bei ihm ist, daß
er alles, was sich in seiner Reichweite befindet, besitzen muß«, sagte sie.
»Doch sobald es ihm gehört, verliert er das Interesse .«
»Vielleicht verhält sich das
auch mit Menschen so«, meinte ich. »Mit seiner Frau, zum Beispiel.«
»Wer weiß ?« Langsam, mit einem Ausdruck des Mißtrauens auf dem
Gesicht, trank Isobel einen Schluck aus ihrem Glas.
»Bewacht er denn sein Eigentum
auch eifersüchtig ?«
»Ich glaube schon .«
»Wenn er dahintergekommen wäre,
daß seine
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