Blut klebt am Karlspreis
Ziel ein großes Stück näher gekommen, Herr Grundler.“
„Wieso?“ Ich ärgerte mich darüber, dass der Journalist so geheimnisvoll tat. „Was ist geschehen?“
„Im Haus, das Sie räumen lassen sollen, gab es, rein zufällig natürlich, einen wunderschönen Wasserschaden“, antwortete der Schreiberling mit unverhohlener Ironie. „Rein zufällig ist wenige Stunden nach Ihrem Rausschmiss im Keller die Wasseruhr kaputtgegangen. Der Keller ist komplett voll gelaufen, ohne dass es einer der Bewohner bemerkt hat.“ Die Feuerwehr habe die Räume leer pumpen müssen. „Das Wasser ist am frühen Morgen schon aus den Kellerfenstern auf die Monheimsallee gelaufen.“ Mit einer Rohrzange habe offensichtlich jemand an der Wasseruhr manipuliert. „Und rein zufällig war auch noch der Abfluss verstopft.“ Der Journalist lachte bitter auf. „Gutes Timing, Herr Grundler, meinen Sie nicht?“
Langsam sträubten sich meine kurzen Nackenhaare. „Wollen Sie mir etwa etwas unterstellen?“
„Um Himmels willen, nein“, fiel mir der AZ-Reporter ins Wort. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Sie etwas damit zu tun haben. Aber es ist schon merkwürdig, das müssen Sie mir zugeben.“
Ich schwieg vorsichtshalber. Wer weiß, was der Schreiberling aus meiner Antwort machen würde.
„Wo Sie sich einklinken, läuft sowieso immer alles anders als normal“, fuhr der Journalist fort. „Vielleicht darf ich dieses Mal etwas mehr mitmischen.“
Ich konnte mir ein Schmunzeln nur schwerlich verkneifen. Seine nicht gerade glückliche Rolle bei der Entführung von Lennet Kann hatte der Schreiberling wohl immer noch nicht verdaut. „Ich werde Sie auf dem Laufenden halten“, versicherte ich ihm, um sofort nachzulegen. „Gibt es denn noch mehr?“
„Ja. Jetzt überlegt die STAWAG, ob sie eine neue Wasseruhr installieren soll und wer die Rechnung für den Feuerwehreinsatz bezahlen muss. Das ist doch eigentlich eine Sache für den Hauseigentümer, nicht wahr?“ Verdächtig freundlich redete der Schreiberling mit mir.
„Entweder muss er selbst den Reparaturauftrag erteilen oder den Hausbewohnern die Erlaubnis geben, auf ihre Kosten den Schaden zu beheben, so denke ich es mir jedenfalls“, antwortete ich sachlich.
Es liege auf der Hand, dass hier jemand versuche, die Studenten weich zu klopfen. „Das ganze Haus stinkt jetzt nach Moder. Die haben jetzt erst einmal Mühe, ihre Sachen zu reinigen. Niemand ersetzt denen den Schaden“, behauptete der Reporter. „Und die STAWAG werde erst eine Garantie haben wollen, wer die Reparaturkosten begleicht, bevor die neue Wasseruhr montiert wird, denke ich jedenfalls.“ Endlich ließ der Journalist die Katze aus dem Sack. „Können Sie mir sagen, wem das Haus gehört?“
Nur mit Mühe vermied ich ein lautes Prusten. Er solle sein Glück im Grundbuch versuchen, schlug ich ihm jovial vor. Dort sei der rechtmäßige Eigentümer garantiert vermerkt. „Das habe ich schon gemacht“, erwiderte der Schreiberling zu meinem Erstaunen. „Eingetragen ist dort nur eine Immobiliengesellschaft mit Sitz in Gerolstein. Jetzt muss ich mir zuerst einmal im dortigen Handelsregister nähere Informationen holen.“ ,Das ist ja interessant’, dachte ich mir, ,Brandmann operierte offenbar mit einem Firmenmantel.’
„Oder können Sie mir weiterhelfen, Herr Grundler?“, fragte mich der Journalist erneut und fast schon bittend um Unterstützung. „Wie komme ich dazu?“, antwortete ich schnippisch. „Sie können doch nicht im Ernst annehmen, dass ich Ihnen helfe, nachdem Sie mich heute so attackiert haben.“ Warum sollte ich ihm verraten, dass er mir eine Information gegeben hatte, die ich bislang noch nicht gehabt hatte? „Da müssen Sie schon selbst nachhaken“, empfahl ich ihm.
Ich würde ihm allerdings im Fall Loogen behilflich sein, sagte ich gönnerhaft. Nach der heutigen Vernehmung des Jungen würde ich ihn unverzüglich über das Ergebnis informieren, falls er Interesse habe. Falls nicht, solle er vorsichtig sein mit dem, was er in die Zeitung bringe. „Wenn irgendetwas nicht stimmt, macht der Junge Sie regresspflichtig. Darauf können Sie sich verlassen.“
Der Schreiberling gab nicht zu erkennen, ob ich ihn eingeschüchtert hatte. „Gerne“, sagte er rasch. Im Gespräch könne man viele Missverständnisse ausräumen. „Es geht uns ja allen nur um die Wahrheit, Herr Grundler, nicht wahr?“
Erneut zog ich es vor, zu schweigen. Was die Wahrheit war und was
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