Blut klebt am Karlspreis
ich machte eine Pause, „die Hintermänner hatten ihn ohnehin schon im Fadenkreuz. Also wurde auch er von Müller und Jerusalem eliminiert.“
Wie die Festnahmen und die Ermittlungen nach dem Feuergefecht am Europaplatz ergeben hatten, waren aus allen Teilen Nordrhein-Westfalens einige wenige bekannte sowie größtenteils nicht registrierte Rechtsradikale zusammengetrommelt worden. „Das war eine lang vorbereitete Aktion mit Müller und Jerusalem als Speerspitzen“, fasste ich zusammen, „mit ideologisch verblendeten Mitläufern wie Brandmann, einigen fanatischen Schläfern und einem Bauernopfer aus Kerkrade. Die eigentlichen Drahtzieher blieben unerkannt außen vor. Die machen sich die Finger nicht schmutzig.“ Wieder betrachtete ich die beiden Polizisten. „Jetzt werden wir wohl zunächst Ruhe haben. Die Rechten müssen ihre Reihen neu sortieren. Aber die nächste Aktion kommt irgendwann bestimmt.“
Ich schwieg und auch die beiden Kriminalisten blieben lange stumm.
„Das glaubt Ihnen keiner, Herr Grundler“, sagte Böhnke schließlich.
Ich grinste gequält. „Sie haben ja selbst gesagt, ich hätte das alles nur geträumt.“
„Sie müssen daraus unbedingt einen Krimi machen“, riet mir der Polizeipräsident, der aufgestanden war und zum läutenden Telefon auf seinem Schreibtisch griff.
Nach dem kurzen Gespräch kam er nachdenklich zu uns zurück. „Das war ein Kollege aus Maastricht. Müller ist tot. Er hing im Fensterkreuz.“
„Selbstmord?“
„Kaiin sein oder auch nicht. Der Kollege vermutet, Müllers Tod sei die Rache für Jan. Sie wissen, der Typ aus Kerkrade.“ Ächzend setzte sich der Polizeipräsident. „Da klebt in diesem Jahr verdammt viel Blut am Karlspreis.“
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