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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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wir mit der Wahrheit machten, das war schon zweierlei.
    Nachdenklich hockte ich nach dem Telefonat in meinem Sessel. Ich war mir nicht sicher, ob es richtig war, Brandmann hinterher zu spionieren. Es sollte mir doch ziemlich gleichgültig sein, ob er sein Geschäft unter seinem Namen betrieb oder in einer oder mehreren Gesellschaften verschachtelt hatte. Illegal verhielt er sich dadurch jedenfalls nicht. Andererseits passte mir sein Gehabe überhaupt nicht, aber das war sicherlich nicht Grund genug, um einen Mandanten zu bespitzeln. Ich musste ihn aber auf jeden Fall darauf ansprechen.
    Sabine rüttelte mich aus meinen Gedanken. „Du sollst zum Adalbertsteinweg kommen“, sagte sie und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. „Kannst du mir übrigens verraten, mit wem du mitten in der Nacht Dauergespräche führst? Ich hätte die Stunden liebend gerne mit dir verbracht. Aber so verspielst du dir alle Chancen, mein Bester“, sagte sie scherzhaft, während sie mit einem provozierenden Hüftschwingen mein Büro verließ. Sabine sah verdammt gut aus mit ihrer blonden Löwenmähne und in der engen Jeans und sie wusste es genau.
     
     
    Um elf Uhr sollte im Untersuchungsgefängnis, in dem die Umgestaltungsarbeiten im vollen Gange waren, die Vernehmung von Franz Loogen beginnen. Rechtzeitig hatte ich mich auf den Fußweg gemacht und kam zeitgleich mit einem Staatsanwalt am Gefängnis an. Auch konnte ich noch den für den Gefangenentransport eingesetzten weiß-schwarzen Omnibus mit den kleinen Fenstern erkennen, der gerade durch das große, schwere Tor in den Innenhof einbog.
    Wahrscheinlich hatten die Ermittler absichtlich einen gemütlichen, freundlichen Raum ausgesucht, in dem wir uns an einen großen Tisch setzten.
     
     
    Ich war erschrocken, als ich Franz Loogen sah, der mir blass und verschüchtert gegenüberhockte und verschämt zu Boden blickte. Der bringt doch nie einen Menschen um, sagte ich mir. Der Junge verstellte sich nicht, der war so brav, wie er aussah.
    Nur die Polizisten glaubten es nicht. Ständig wiederholten sie vor dem Untersuchungsrichter und dem Staatsanwalt ihre Behauptung, Loogen habe mit dem Baseballschläger auf den Niederländer einknüppeln wollen. Damit wollten sie meiner vehementen Forderung widersprechen, mit der ich die sofortige Aufhebung der U-Haft verlangte. Der Junge habe den Schläger geschwungen, hätten sie aus einer Entfernung von nicht einmal zehn Metern gesehen, trotz der großen Menschenmasse, die sich pöbelnd bewegte. Schließlich hätten sie den Jungen mit dem Schläger in der Hand erwischt. Damit sei der Tathergang wohl eindeutig, behaupteten sie. Sie hätten die Personalien des Jungen aufgenommen und ihn dann nach Hause geschickt mit der Auflage, dort zu bleiben.
    Hingegen blieb Loogen bei seiner schon am Vortag gemachten Aussage. „Nein, ich war es nicht. Ich habe in dem Getümmel plötzlich einen Mann vor mir gesehen, der mir den Schläger in die Hand gesteckt hat. Ich habe einfach zugepackt“, schilderte der Junge stockend, „und dann stand auch schon die Polizei neben mir.“
     
     
    Den Gesichtern des Staatsanwaltes, des Richters und auch des Psychologen konnte ich nicht entnehmen, welcher Version sie glaubten. Ich hingegen glaubte, von Berufs wegen, aber auch aus der Beobachtung von Loogen, dem Jungen. Sehr schnell ließe man sich düpieren, gab ich zu bedenken. „Wie oft kommt es vor, dass Ihnen irgendjemand auf offener Straße plötzlich einen Zettel entgegenstreckt, den Sie intuitiv annehmen?“ Solche Situationen hätte wohl jeder von uns schon einmal miterlebt und jeder hätte zugepackt. Für mich seien die Beweismittel und die Zeugenaussagen keineswegs überzeugend.
    Mir erschien es nicht glaubhaft, dass jemand in einer Menge aus zehn Metern Entfernung alles erkennen kann. „Sie nehmen an, die Situation so gesehen zu haben, weil Sie anschließend den Jungen mit dem Schläger erwischten, meine Herren“, hielt ich den Polizisten vor. „Haben Sie denn nicht mehr auf Lager?“, fragte ich salopp in die Runde.
    Doch blieben die Ordnungshüter und der Staatsanwalt ungerührt. Das reiche allemal aus, entgegneten sie mir. Für sie spielte es auch eine wesentliche Rolle, dass Loogen zu Hause nichts gesagt hatte. Seine Einlassung, er habe sich geschämt und deshalb seiner Mutter die Polizeiaktion verschwiegen, ließ die Polizisten nur müde grinsen. Auch ihre Frage, wie denn der ominöse Mann ausgesehen habe, der ihm den Schläger aufgedrängt habe, konnte

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