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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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eines angeblichen Attentats machen Sie ein geheimnisvolles Theater“, brauste ich auf, „aber wesentliche Tatsachen, die sind Ihnen gänzlich unbekannt.“
    Doch er ließ sich durch meine gespielte Erregung nicht beirren. „Wir können nur über das schreiben, was wir wissen und was uns gemeldet wird, Herr Grundler. Und ich weiß weder offiziell noch inoffiziell etwas von der Freilassung des Jungen.“ Der Schreiberling machte eine Atempause. „Aber vielen Dank für Ihren Hinweis. Ich werde selbstverständlich sofort bei der Staatsanwaltschaft nachhaken und morgen etwas bringen.“
    Damit hatte ich mein Ziel erreicht, sagte ich mir selbstzufrieden. „Es wäre schön, wenn Sie mich informieren, falls Sie mehr erfahren, als Sie von mir wissen“, fügte ich schnell hinzu, bevor ich das Gespräch beendete. Damit war dieser Fall für mich erledigt. Ich würde der Familie Loogen eine Rechnung über die Kosten unserer Anwaltskanzlei zusenden mit der Empfehlung, sich das Geld von der Staatskasse zurückzuholen.
    Jetzt konnte ich mich wieder ausschließlich um die Vertretung von Brandmann kümmern. Aber was hatte ich tatsächlich zu tun? Es kam nur eines in Frage, gestand ich mir bedauernd ein: Ich musste beim Amtsgericht die Räumung des Hauses beantragen. Freiwillig würden meine neuen Freunde garantiert nicht die Hütte verlassen. Ich nahm mir vor, noch einmal mit ihnen zu reden, nachdem ich den Räumungsantrag abgeschickt hatte.
    Ich lehnte mich in meinen Sessel zurück und schlug den Sportteil auf. Alemannia hatte 0:1 verloren und dabei das schlechteste Spiel seit langem geboten. Glücklicherweise hatte ich mir diese Pleite nicht antun müssen. Lange konnte ich mich indes nicht hinter meinem Schreibtisch ausruhen.
     
     
    Schon wenige Minuten nach meinem Gespräch mit dem Reporter rief mich Müller aufgeregt an und bat mich, so schnell wie möglich in die Monheimsallee zu kommen. Es gäbe etwas Wichtiges zu klären und man wolle mich dabeihaben. „Auch wenn Sie gewissermaßen die Gegenseite repräsentieren, Herr Grundler.“
    Schnell schwang ich mich in meine Lederjacke und eilte zu den Studenten. ,Welche Nettigkeit war für mich vorbereitet?’, fragte ich mich, als ich vor der Haustür stand.
    Mit ernster Miene ließ mich Müller in das Haus treten. Die Studenten hatten sich fast alle im Gemeinschaftsraum versammelt und sahen mich betroffen an.
    „Was ist los?“, fragte ich beunruhigt, während ich mich auf einen einfachen Holzschemel hockte.
    „Wenn Sie es nicht wissen, wer denn sonst?“, fragte eine Studentin ironisch. „Das ist doch Ihr Schreiben!“ Sie hielt mir einen Brief hin. „Der ist heute Morgen mit der Post hier angekommen.“
    Das Papier war mit ihrem Namen versehen. Es handelte sich um einen Computerausdruck, der mit meiner Unterschrift abgezeichnet war, was mich überhaupt nicht erschrecken konnte. „Was habe ich Ihnen denn geschrieben, Frau Haverkamp?“, versuchte ich es mit einer scherzhaften Frage, die allerdings nicht die erwartete Resonanz finden konnte. Dafür war die Stimmung in der Runde einfach zu gereizt.
     
     
    Der anonyme Schreiber, der meinen Namen missbrauchte, hielt sich nicht lange mit einer Vorrede auf. Die Studentin täte gut daran, möglichst unverzüglich das Haus zu verlassen, anderenfalls müsse sie damit rechnen, dass sie gewaltsam hinausgetrieben würde. „Du bist nirgendwo mehr sicher, solange du hier wohnst. Wir packen dich hier oder wir packen dich draußen. Du hast keine Chance. Wenn dir deine Gesundheit etwas wert ist, dann verschwinde sofort, oder du wirst es bereuen.“ Laut hatte ich den Drohbrief vorgelesen.
     
     
    Mit zusammengekniffenen Lippen hatten die Studenten zugehört und sahen mich nun verbittert an. „Ich nehme an, jeder von Ihnen hat einen gleich lautenden Brief bekommen?“, fragte ich.
    Bestätigend nickten einige der Hausbesetzer. „Und jeder Brief war mit dem jeweiligen Namen eines Hausbewohners individuell verschickt worden?“
    Wieder bestätigten die Studenten stumm. „Jeder hat einen Brief erhalten? Wirklich jeder?“, fragte ich, obwohl diese Frage überflüssig war. Selbstverständlich hatte jeder einen Drohbrief erhalten.
    „Was sollen wir machen, Herr Grundler?“, fragte mich Müller. „Wir werden garantiert nicht freiwillig das Feld räumen. Sollen wir Strafanzeige erstatten und Polizeischutz beantragen?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Die Polizei wird sich nicht darum kümmern“, sagte ich. Den Zusatz, sie würde damit

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