Blut Licht
sie keine Ahnung, wie eine Perserin auszusehen hat. Irgendwie kamen mir die beiden Kerle ohnehin intellektuell leicht unterbelichtet vor. Aber zum Betäuben und Wegschleppen bedarf es wohl mehr körperlicher denn geistiger Kraft.“
„Konntest du deinen Entführer erkennen?“
„Ja. Er ist dank Luzifer nun Asche, ebenso seine beiden Kumpane. Allerdings handelten sie im Auftrag, und jener Mann wiederum ist entkommen. Aber bevor du gleich irgendjemanden in die Seite fährst, Darian, sei dir versichert, dass ich ihn dir beschreiben werde, sobald wir im Hotel angekommen sind, ich eine Dusche genommen habe und etwas essen konnte. Okay?“
„Okay.“ Seine Hand tätschelte kurz mein Bein, dann konzentrierte er sich auf den Verkehr.
Für eine geraume Weile dachte ich an Arya. Hoffentlich überlebte er die Nacht. Hoffentlich überlebte er noch viele weitere Nächte. Was ihm zugestoßen war, war unendlich unfair. Er hatte das nicht verdient. Im Grunde genommen hatte niemand etwas Derartiges verdient. Das einzig Tröstliche daran war, dass seine Peiniger die gerechte Strafe bekommen hatten, ausgerechnet ausgeführt durch genau den, dem eine solche Verhaltensweise gern nachgesagt wurde. Wenn das nicht eine Anspielung auf göttliche Ironie darstellte ...
„Was ist mit Lilianna? Ist sie bei Dad und Ernestine?“, fragte ich schließlich.
Ein weiteres Mal berührte seine Hand meinen Oberschenkel. „Ihr geht es gut, Faye. Die Großeltern kümmern sich um sie und sorgen dafür, dass sie von alldem möglichst wenig mitbekommt.“
„Das ist gut“, murmelte ich. „Das ist sehr gut.“
Ich schloss erschöpft die Augen, lauschte dem Rattern des Wagens
und sehnte mich nach ein paar Jahren Ruhe. Wahrscheinlicher war, dass es nur wenige Augenblicke werden würden. Aber egal, ich wollte nicht zu wählerisch sein.
Kapitel vierundzwanzig
U m mich vor neugierigen Blicken zu schützen, schleuste Darian mich durch den Dienstboteneingang in das Hotel. So gelangten wir unbemerkt bis zum Fahrstuhl und hinauf in das Appartement. Doch kaum hatte Darian die Tür geöffnet, stand die ganze Familie im Salon, um mich in Empfang zu nehmen. Meine Ankunft musste sich herumgesprochen haben, denn sogar Dad und Ernestine warteten zusammen mit Lilianna auf mich. Sie vermittelten mir dabei das Gefühl, als sei ich über Monate hinweg spurlos verschwunden gewesen.
Während ich meine Tochter in den Arm nahm, sie entsprechend drückte und von Dad und Ernie ebenfalls umarmt wurde, hielten sich Steven und Jason ein wenig im Hintergrund. Meine Blicke begegneten über den Kopf meiner Tochter hinweg denen unseres Butlers und mit einem Mal spürte ich eine Verbundenheit, die vorher nicht da gewesen war. Behutsam setzte ich Lilianna ab, entzog mich weiteren Umarmungen und ging langsam auf Jason zu.
Still und ernst sahen wir einander an. Es bedurfte keiner Worte, denn wir wussten auch so, was wir einander sagen würden. Dann breitete er ganz ruhig seine Arme aus und ich begab mich ebenso lautlos hinein.
Die Festigkeit seiner Umarmung allein drückte aus, woran das gesprochene Wort an seine Grenzen stoßen würde. Eine Welle von Gefühlen schwappte über mich hinweg und ich musste an mich halten, nicht in Tränen auszubrechen, denn die Geschehnisse der vergangenen Stunden hatten zwischen uns ein Band geknüpft, das niemals wieder getrennt werden konnte. Ich wusste das und der Blick in seine Augen ließ mich wissen, dass er dasselbe fühlte.
Er lächelte. Dann küsste er mir zart auf die Stirn und ließ mich los. Zögernd trat ich zurück, drehte mich um und bemerkte erst jetzt die erstaunten Blicke der anderen. Einzig mein Mann sah uns verstehend an.
Das Klingeln von Darians BlackBerry schickte einen Ruck durch die versammelte Menge. Hurtig schien jeder etwas zu tun zu haben, denn sie strömten auseinander. Ernestine und mein Vater eilten in die Küche, weil wir aus bekannten Gründen nun auf den Zimmerservice verzichten würden. Steven pflückte Lilianna auf, bevor sie im Topf einer Grünpflanze eine Sandburg bauen konnte und Darian ging an das Telefon.
„Wenn Sie wünschen, werde ich Ihnen
„Wenn du wünschst, werde ich dir ... Jason“, unterbrach ich ihn bestimmt. „Es ist jetzt genug mit diesen unsinnigen Förmlichkeiten. Ja, ich werde jetzt die Dusche aufsuchen. Auch werde ich überfroh sein, wenn du mir diese verdreckten Klamotten abnimmst und sie bitte sofort verbrennst. Und Jason ...“ Ich lächelte ihm matt zu. „Ich bin erleichtert,
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