Blut Licht
anziehenden Mund, der unter anderen Umständen und zu einer anderen Zeit seine Wirkung nicht verfehlen würde. Selbstverständlich nicht bei mir, ich war dagegen immun. Zumindest weitestgehend. Immerhin war ich eine gestandene Frau und kein sinnesverwirrter Backfisch mehr. Eine gestandene, verheiratete Frau. Jawohl.
Faye! Lass das!
Herrje, gucken durfte ich doch wohl noch.
Na super. Spiegel von wessen Wahrheit?
Trotz meines inneren Disputs kam ich nicht umhin, ihn breit anzugrinsen. Zugleich wusste ich, dass mit Luzifer zu flirten, egal wie harmlos es anfänglich war, mich schnell auf ein gefährliches Terrain führen konnte. Der Kerl war einfach nur kriminell charmant. Jedenfalls im Augenblick.
„Ich sollte besser nach Hause gehen“, murmelte ich mehr zu mir selbst und blieb dennoch stehen.
Er machte es mir leichter, indem er einen Schritt zurückwich. „Dein Taxi wird gleich eintreffen, meine Schöne.“
„Taxi?“, echote ich überrascht.
„Ja sicher. Was dachtest du denn? Rote Schühchen, Dorothy?“ Sehr witzig. „Nein, aber ein herbei fliegender, weißer Pegasus wäre
weitaus eindrucksvoller als ein gewöhnliches Taxi“, konterte ich.
Warum musste er ständig lachen?
Ehe ich mich versah, hatten seine Hände mein Gesicht umfasst. Während in seine Augen eine unausgesprochene Frage trat, berührten seine Lippen beinahe flüchtig meinen Mund. Sachte ließ er sie auf meinen ruhen und machte keinerlei Anstalten, mehr zu verlangen. Nahezu fluchtartig sprang ich zurück und beendete seinen Kuss.
„Wirklich bedauerlich“, flüsterte er mir zu. Dann horchte er auf und wies zum Fenster. „Wahrscheinlich ist es besser so. Dein Taxi ist da.“
Nun hörte auch ich das Knirschen von Kies unter heranrollenden Rädern. Noch bevor das Motorengeräusch erstarb, flog die Haustür auf und Darian stand im Raum. Sein Blick wirkte gehetzt, sein Antlitz angespannt, doch als er mich erblickte, fiel alles von ihm ab.
„Oh Gott, Faye!“ Er eilte auf mich zu. Ein, zwei Schritte, und erstarrte. „Du hier?“
„Tja, Jungfrau in Nöten. Was soll ich sagen? Du warst ja verhindert“, begegnete Luzifer ihm mit Spott, ging an ihm vorbei und klopfte ihm dabei kräftig auf die Schulter. „Sie gehört dir, alter Freund. Damit sollten wir quitt sein.“ Ein letztes Mal blieb er im Türrahmen stehen und sah zu mir herüber. „Sei achtsam, kleine Lady.“ Dann beschrieb er eine ironische Verbeugung, schwang herum und tänzelte pfeifend hinaus.
Mit sichtlicher Verwirrung sah Darian ihm nach. „Wieso ist er hier?“
„Weil ich ihn gerufen habe“, erwiderte ich verstimmt, ging langsam auf meinen Mann zu und blieb direkt vor ihm stehen. „Wie wäre es, wenn du mich erst einmal in den Arm nimmst? Danach kannst du mir verraten, woher du wusstest, dass ich hier bin. Hatte er dich nicht darüber informiert?“
Geistig weiterhin etwas abwesend, kam Darian meiner Forderung nach. Ich landete in seiner Umarmung, wobei er murmelte: „Wieso er? Ich erhielt vor knapp zehn Minuten eine SMS von einer mir unbekannten Nummer mit deinem Namen und den GPS-Koordinaten dieses Hauses.“
Es konnte nur Thalion gewesen sein, der Darian meinen Aufenthaltsort verraten hatte. Womöglich kurz bevor er selbst hinter mir erschienen war und mich befreit hatte. Abermals hinterfrage ich insgeheim seine Beweggründe.
„Entschuldige, Liebes.“ Erst jetzt nahm Darian mich wieder richtig wahr, strich mir mit beiden Händen über das Gesicht und küsste jede noch so winzige Verletzung. „Bitte entschuldige. Nachdem wir Jason bewusstlos im Appartement entdeckten und von dir keine Spur zu finden war, bin ich vor Sorge halb wahnsinnig geworden.“
„Wie geht es Jason?“, unterbrach ich ihn und entzog ihm mein Handgelenk, das er zwischen den einzelnen Worten mit heilenden Küssen übersät hatte.
„Er ist wieder auf dem Damm und macht sich Vorwürfe, weil er die Kerle nicht daran hindern konnte, dich mitzunehmen. Steven ist bei ihm.“ Er verschränkte seine Finger mit meinen, langte mit der freien Hand nach meinem Bademantel und legte ihn mir um die Schultern. Als dabei das Handy herausfiel, runzelte er verwundert die Stirn.
Bevor ich es aufheben konnte, landete es in seinen Händen. Fragend sah er mich an, doch erkannte ich an seinem Blick, dass er sehr genau wusste, von wem ich es erhalten hatte. Was sogleich in mir die Fragen aufwarf, was Luzifer und ihn miteinander verband und was genau der Grund dafür war, dass sie nun eine offenstehende
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