Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
sie ihre Gegner, die sie mit angstverzerrten Mienen und in lautlosem Schrei geöffneten Mündern anstarrten. Luzifer gab ein winziges Handzeichen, und die Rauchwesen stürmten los.
    Ich vernahm das panische Brüllen der Männer, als sie unter den Armen gepackt und fortgezerrt wurden. Sie rasten auf die Wände zu und ich erwartete schon das Schlimmste.
    Doch zu meiner Verwunderung erklang nur ein leises Verpuffen, wie beim Zerplatzen einer mit Qualm gefüllten Seifenblase. Rauchschwaden schwängerten die Luft und nahmen mir für einige Momente die Sicht. Langsam lösten sie sich auf und ließen schließlich erkennen, was geschehen war. Dunkle Silhouetten drei grotesk verrenkter Gestalten hatten sich auf den hellen Wänden des Raumes nachgebildet. Sie wirkten wie mit Asche und einem dicken Pinsel auf die geweißten Flächen aufgetupft. Sehr deutlich konnte ich erkennen, welches Schattenbild zu welchem Mann gehörte.
    Geschockt sprang ich auf und wies auf die morbiden Gemälde. „Was ...?“ „Sie sind fort, Herzchen. Mehr darüber zu wissen würde dein hübsches Köpfchen nur unnötig belasten“, unterband Luzifer jeden weiteren Einwand. Dann blieb sein Blick an Thalion hängen und er nickte ihm knapp zu. „Du kannst gehen, Vampir. Wir zwei haben nichts miteinander auszutragen.“
    „Es tut mir wirklich alles sehr leid“, erklang noch einmal sein Flüstern, wobei ich gleichzeitig diesen eisigen Strudel spürte. Dann war er fort.
    Schwermütig seufzte ich. Thalions Verhaltensweise gab mir Rätsel auf und stellte das Bild infrage, welches ich mir inzwischen von ihm gemacht hatte. Es war offensichtlich, dass er gegen uns arbeitete, obgleich er sehr um mein Wohl besorgt war. Vermutlich um das Wohl von uns allen. Was bewog ihn zu seinem Tun?
    „Gräme dich nicht seinetwegen. Alles hat seinen Grund.“ Luzifer war an mich herangetreten, streckte seine Hand aus und murmelte mit einschmeichelnder Stimme: „Gleich zweimal an einem einzigen Tag. Erstaunlich. Oder spielst du gern mit dem Feuer?“
    Ich brachte keinen Ton heraus, so als wären meine Stimmbänder gelähmt-als wäre mein Denken gelähmt. Zudem begann ich leicht zu zittern, während er mir fast zärtlich mit einem Finger über die lädierte Wangenpartie strich. Wie durch Zauberei verebbte der Schmerz augenblicklich. Als er jedoch meine Lippen berührte, wich ich zurück.
    Er lachte leise und ließ seine Hand sinken. „Du vertraust mir noch immer nicht, junge Sterbliche.“
    „Wie könnte ich das, Luzifer?“, entgegnete ich. „Obwohl du mir geholfen hast, kann ich doch nicht verdrängen, wer du bist. Selbst in deiner jetzigen Gestalt will mir das nicht gelingen.“
    Diesmal seufzte er. „Das ist mein schicksalhaftes Los, Menschenkind. Ihr Kurzlebigen möchtet zu gern das glauben, was andere berichten, ohne dabei den Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen. Denn das könnte eure eigenen Illusionen zerstören. Es ist oft einfacher zu verurteilen, als in den Spiegel der Wahrheit zu schauen.“
    Seine Worte zupften an einer Saite in mir, die sich sogleich unangenehm laut bemerkbar machte. „Wahrheit. Wessen Wahrheit? Deine etwa? Oder meine? Hat nicht jeder seine eigene?“
    „Oh je. Michael hat mich davor gewarnt, dass so etwas geschehen würde.“ Amüsement blitze in seinen rauchgrauen Augen auf und sein
    Gesicht kam meinem sehr nah. Ich weigerte mich zu weichen und bemerkte, dass er es wusste. Umgehend wurde seine Stimme samtweich und einschmeichelnd: „Wusstest du, dass du in seiner Welt, dank deiner spitzfindigen Fragen und Bemerkungen überaus berüchtigt bist? Sie beobachten dich und folgen jedem deiner Schritte. Inzwischen glaube ich zu wissen, was dich so interessant macht. Du bist unberechenbar und trotzdem sehr gradlinig, liebreizend und gleichzeitig eine grässliche Kratzbürste. Das fasziniert sie.“ Er grinste versonnen. „Du faszinierst sogar mich.“
    Ich wollte nicht wissen, ob das gut für mich war. Zudem konnte ich mir nicht sicher sein, ob er mich nicht einlullen und manipulieren wollte. Alles schien derzeit möglich. Ebenso wie die Annahme, dass ich weiterhin unter Drogen litt und Wahnvorstellungen hatte.
    Als ich mir selbst in den Arm kniff, lachte Luzifer laut auf. „Siehst du? Genau deswegen lassen sie dich nicht aus den Augen. Ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt keine einzige Seele, die kurzweiliger wäre als du.“
    Noch ein zweifelhaftes Kompliment mehr auf meiner Liste - und das aus seinem Mund. Zugegeben, einem sehr

Weitere Kostenlose Bücher