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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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grinste. „Sie denken zu laut, Magdalena. Machen Sie sich nichts daraus, mir passiert das ständig.“
    Die Verblüffung war ihr in das Gesicht geschrieben. Dann aber schüttelte sie den Kopf, trat an die hintere Wand und öffnete das Schließfach. Behutsam entnahm sie dem Fach eine längliche Holzschachtel, trug sie zum Tisch und schob deren Deckel auf. Gebannt sahen wir hinein. Ein in altes, brüchiges Leinen gewickelter Gegenstand lag eingebettet in bröckeligen Holzspänen in dem Kästchen. Vorsichtig griff Magdalena hinein, nahm ihn heraus und schlug das Leinen beiseite. Dann entrollte sie sehr langsam das steife Pergament, bis es seinen Inhalt offenbarte.
    Endlich. Ein weiterer Meilenstein auf unserer Suche nach einem mir noch unerschlossenen Ziel lag vor unseren Augen. Voll Ehrfurcht betrachtete ich die Symbole, die denen auf Kahinas Schriftrolle entfernt ähnelten. Auch auf ihr befanden sich neben diversen alten Schriftzeichen diese Punkte, die einem Sternbild sehr nahe kamen. Doch sah es anders aus als das von Kahinas Rolle. Dieses stellte eindeutig nicht das Himmels-W dar. Beim optischen Verbinden der einzelnen Punkte glich es mehr einem von kindlicher Hand hingeklecksten Kästchen mit Strichen dran, wobei der hintere Teil etwas zu lang geraten war.
    „Wenn ich mich nicht vollkommen irre, müsste es das Sternbild des Pegasus sein“, sinnierte Darian und erhielt von Magdalena eine Bestätigung. „Das ist richtig.“
    Er zückte sein Handy. „Sie erlauben?“
    „Wir hatten es so ausgemacht“, gab sie zurück und erschrak leicht, als die Flamme in seiner Hand erlosch und sich tiefe Dunkelheit auf uns herabsenkte.
    „Verzeihung, aber ich benötige beide Hände dafür.“ Ich hörte es leise klicken, dann gab das Display von Darians Handy einen schwachen Lichtschein ab, der zumindest ein wenig die Umgebung ausleuchtete. Er stellte den Blitz ein und schoss mehrere Bilder hintereinander. Zudem drehte er die Schriftrolle, so dass er auch die Rückseite ablichten konnte. Anschließend legte er als Referenz ein Eurostück dazu und nahm das Sternbild ins Visier. Zum Schluss ließ er Geldstück und Kamera wieder in der Hosentasche seiner Jeans verschwinden und entzündete das Flämmchen.
    Zur reinen Sicherheit zückte ich nun mein neues Handy und musste ein wenig fummeln, ehe ich das Gesuchte fand. Inständig hoffte ich darauf, dass ich lediglich die Kamera bediente und nicht gleich Luzifer unverhofft im Tresorraum auftauchte. Zu meiner Erleichterung blieb er fern und lediglich die Kamera gab ein leises Klicken von sich.
    Bei der Betrachtung der Aufnahmen wäre ich vor Begeisterung fast durch den Raum gehüpft. Die Kamera an diesem Ding war einfach nur fantastisch. 16 Mega-Pixel, gestochen scharfe Bilder, ich konnte sogar problemlos Nahaufnahmen machen. Es war einfach irre und mein Fotografenherz jubilierte innerlich. Dennoch steckte ich ohne Freudensprünge und nach gefühlten zwanzig Bildern das Smartphone zurück in meine Hosentasche.
    Wortlos rollte Magdalena das Pergament wieder zusammen, schlug es in das Leinen ein und legte sie zurück in das Kästchen. Dann sah sie meinen Mann zweifelnd an. „Glauben Sie, die Rolle ist nach den heutigen Geschehnissen hier noch sicher?“
    „Sie wird so lange sicher sein, wie Sie es sind, Signora di Angelis.“ „Also nicht“, resümierte sie und seufzte. „Ich hatte gehofft, dass dieser Tag niemals kommen würde.“

„Dann haben Sie einen Notfallplan?“ Ich sah sie erstaunt an.
    Sie wirkte mit einem Mal sehr nachdenklich. „Ja und nein. Von Generation zu Generation wurde uns eingetrichtert, dass wir jederzeit damit rechnen müssten, schnellst möglich die Flucht anzutreten und unerkannt unterzutauchen. Doch weil viele Jahrzehnte lang niemand nach der Schriftrolle gefragt hatte und wir davon ausgingen, dass sie in Vergessenheit geraten war, wurden die Wächterinnen aus meiner Linie etwas nachlässig in ihrer Wachsamkeit. Wir heirateten, gründeten Familien, erwarben Besitztümer. Wir flochten unser Leben in die Gesellschaft ein, wurden ein Teil davon und sind nun fest etabliert.“ Ihr Blick wurde schwer. „Ich habe zwei Kinder. Eine Tochter im Alter von fünfzehn Jahren und einen Sohn mit zwölf Jahren. Das ist jeweils ein recht schwieriges Alter. Ich bringe es einfach nicht fertig sie zu verlassen und das nur zum Wohl einer einzigen Schriftrolle, zu deren Schutz ich mich noch im Kindesalter verpflichtet hatte. Aber ich möchte mir auch nicht ausmalen, was

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