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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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fragte ich und hoffte auf eine endgültig abschließende Antwort.
    Er seufzte, blickte in sein leeres Glas und anschließend mich an. Während ich Blickkontakt mit meinem Vater suchte, um ihm zu signalisieren, dass wir auf dem Trockenen saßen, erklärte Frederico mit gesenkter Stimme: „Das Ganze stinkt irgendwie zum Himmel, Faye. Seit Jahren faselt Adriana immer mal wieder von diesen Hirngespinsten. Wir haben diverse Psychiater aufgesucht und haben es sogar einmal mit einem dieser ominösen Geistheiler versucht. Ich persönlich halte das alles für blanken Unsinn, und teuer ist es auch noch. Aber ich habe es toleriert, weil es deiner Mutter tatsächlich irgendwie zu helfen schien. Zumindest ein wenig.“ Er lächelte schwach. „Der Glaube versetzt manchmal Berge. Als dann der Unfall deiner Schwester passierte, brach alles in sich zusammen und das schlimmer als zuvor.“
    „Ich kenne mich mit diesen Geistheilersachen nicht aus, Frederico. Ich weiß aber, dass es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die außerhalb des Erklärbaren zu liegen scheinen. Ich habe es selbst er-lebt.“ Abermals winkte ich Dad energisch zu, erhielt endlich seine Aufmerksamkeit und wies vielsagend auf unsere Gläser. Endlich bequemte er sich, die Flasche zu uns zu tragen und einen Teil seiner Beute abzugeben.
    „Was hast du erlebt?“ Frederico sah mich verwundert an. Ich lachte leise und hielt Dad leicht am Ärmel fest. „Wo ist Ernie? Ich glaube, Frederico hat einige Fragen an sie bezüglich ihrer Pendel- und Kartenlegekünste.“
    „Die hat sich mit deiner Mutter im Salon festgequatscht. Soll ich sie holen?“
    „Nein.“ Fredericos und mein Einwand kamen gleichzeitig und mein Stiefvater fügte hinzu: „Später. Lass die beiden Frauen reden. So haben wir hier unsere Ruhe.“ Er zwinkerte Dad verschmitzt zu, hob sein Glas und nippte diesmal nur daran.
    Während Dad sich - natürlich mit der inzwischen halb leeren Flasche - trollte, kam ich zurück auf unser Gespräch. „Hältst du Julies Unfall vielleicht für einen Mord? Das ist doch absurd. Wer hätte ihr etwas antun wollen?“
    Er beugte sich ein wenig näher und flüsterte: „Ich habe mir erlaubt, ein wenig in ihren Konten herumzusuchen, denn als Bankangestellte bewegte sie tagtäglich eine Menge Geld. So fand ich heraus, dass sie vermutlich etwas mit Geldwäsche zu tun hatte. Allerdings lässt es sich nicht mehr beweisen, denn kurz nach ihrem Tod waren sämtliche Konten verschwunden, so als hätte es sie niemals gegeben. Du verstehst also, dass ich an der Unfallversion trotz deiner Worte weiterhin Zweifel hege?“
    Das war ja wieder hervorragend. Wenn du denkst, über eine Sache ist endlich Gras gewachsen, kommt garantiert irgendein Kamel und frisst es wieder ab. Jetzt war Schadensbegrenzung gefragt. Zumindest konnte ich insofern sicher sein, dass eine erneute Obduktion von Julies Leichnam nicht infrage kam, selbst wenn Frederico es schaffen sollte, die englische Justiz zu mobilisieren.
    „Lass es gut sein“, bemühte ich mich um Besonnenheit. „Julie ist tot. Ihr Leichnam wurde verbrannt und der Wagen verschrottet. Wie du selbst angedeutet hast, sind sogar diese ominösen Konten gelöscht worden. Irre ich mich, oder sind dadurch sämtliche möglichen Beweise vernichtet worden? Es hilft demnach niemanden, wenn du weiter gräbst. Mutter am wenigsten, wenn sie etwas davon mitbekommen sollte.“ „Vermutlich hast du recht“, gestand er nachdenklich ein, nahm einen weiteren Schluck und blickte zurück zum hell erleuchteten Appartement, wo wir Ernestine und Mutter zusammen auf dem Sofa in einer angeregten Unterhaltung ausmachen konnten.
    „Ganz sicher habe ich recht“, bestätigte ich. „Du sagtest, wir sollten die Toten ruhen lassen. Also lassen wir sie ruhen.“
    „Zumindest diese.“ Er prostete mir zu, stellte sein Glas jedoch ab und blickte mich tiefgründig an. „Diese Hirngespinste deiner Mutter ...“, begann er und ließ den Satz unvollendet, so als habe er ihn nicht ganz durchformulieren können.
    Ich zog fragend die Brauen hoch. „Was ist damit?“
    Plötzlich winkte er ab, lachte leise und lehnte sich zurück. „Ach, vergiss es. Es sind nur dumme Gedankenspiele.“
    „Spielen Sie weiter, Frederico“, erklang Darians Stimme, der auf einmal neben uns auftauchte und auf den freien Korbsessel neben mir wies. „Entschuldigt bitte, ich habe den letzten Teil eures Gespräches mitgehört und halte diese angeblichen Hirngespinste keineswegs für reine Fantasie.

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