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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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dürftig. Ich möchte fast annehmen, er wurde von einem italienischen Beamten verfasst, denn er ist - gelinde gesprochen - sehr schlampig. Es wurde kein Unfallgegner erwähnt, nicht einmal ein Wildwechsel. Gleichzeitig wies die Blutprobe keinen Alkoholmissbrauch auf. Sie war absolut nüchtern, als der Unfall geschah. Fehlende Bremsspuren sind ebenfalls merkwürdig. Wenn es sich hier nicht um deine Schwester handeln würde und der Unfall obendrein in Italien stattgefunden hätte, würde ich vermuten, der Unfall war fingiert. Also: Was genau ist wirklich geschehen?“
    Zunächst verschlug es mir die Sprache. Dass er scharfsinnig war, wusste ich. Es war ihm vom Beruf her schon gegeben. Doch dass er den englischen Unfallbericht in die Hände bekommen konnte und ihn dann in seine Bestandteile zerlegte - daran hatte niemand von uns gedacht. Ich wusste, dass Darian innerhalb kürzester Zeit alles dafür getan hatte, Julies Tod so glaubwürdig wie möglich darzustellen, zumal von ihr nichts weiter als ein Aschehaufen übrig geblieben war, nachdem Jasons Armbrustbolzen ihren verwandelten Leib durchbohrt hatte. Ergo musste er eine Leiche ausfindig machen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Julie hatte. Groß, schlank, blond. Da war uns diese Obdachlose geradezu in den Schoß gefallen. Ihr Aussehen, meine Blutprobe, Julies Röntgenbilder von den Zähnen, sowie ein von Darian bezahlter und in seinem Krankenhaus angestellter Arzt, der die Autopsie durchgeführt und den Totenschein ausgeschrieben hatte. Alles schien perfekt. Für meinen Stiefvater augenscheinlich nicht perfekt genug.
    Wer lügt, musste ein verflixt gutes Gedächtnis haben, sonst fiel man irgendwann über die selbst gelegten Fallstricke. Daher kramte ich fieberhaft in meinen Erinnerungen und überlegte zeitgleich, was ich sagen konnte, ohne mich damit in die Pfanne zu hauen, denn einerseits wollte ich Frederico nicht belügen und andererseits ihn durch die verschwiegene Wahrheit weiter in Sicherheit wissen. Ihn und meine Mutter.
    „Viel kann ich dir dazu nicht sagen“, begann ich umständlich und wog meine nächsten Worte sehr genau ab. „Als mich am späten Abend der Anruf von der Polizei erreichte, war sie bereits im Rettungswagen auf dem Weg in die Klinik. Bei meinem Eintreffen wurde mir gesagt, dass sie noch auf dem Weg in den OP verstorben sei und sämtliche Wiederbelebungsversuche erfolglos gewesen waren. Die Verbrennungen seien zu schwer gewesen. Ich bat darum, sie sehen zu dürfen und habe sie später in der Pathologie identifiziert. Einen Tag später holte ich den Totenschein ab. Ich machte den Termin für die Feuerbestattung und gut fünf Tage später wurde sie beigesetzt. Ihr wusstet von dem Termin, aber Mutter wollte nicht kommen. Darum verstehe ich jetzt nicht genau, worauf du hinaus möchtest. Was kommt dir daran merkwürdig vor?“
    „Hattest du dir deine Schwester wirklich genau angesehen?“, hakte er unerbittlich nach und ich erlaubte mir, eine entrüstete Miene aufzusetzen. „Machst du Witze, Frederico? Wenn, dann sind die ganz und gar nicht amüsant. Ja, ich habe mir ihr Gesicht angesehen und du kannst mir glauben, dass unter dem ganzen Blut und den Verbrennungen Um nicht lügen zu müssen, brach ich theatralisch ab, atmete glaubhaft erschüttert durch und funkelte meinen Stiefvater danach erbost an: „Warum willst du, dass ich mich an diese grauenhaften Bilder so genau erinnere?“
    Offenbar hatte ich eine reife Leistung hingelegt, und obwohl ich innerlich meine Schauspielkunst verfluchte, war ich erleichtert, als Frederico ein Einsehen zeigte und mir tröstend die Hand drückte. „Entschuldige bitte meine hartnäckigen Fragen, Faye. Ich wollte sichergehen. Manchmal ist mein Instinkt als Staatsanwalt dermaßen übermächtig, dass ich einer Sache auf den Grund gehen muss.“ Er schanzte mir ein blasses Lächeln zu, nahm sein Glas und kippte dessen Inhalt mit einem Zug hinunter.
    Ich tat es ihm nach und achtete darauf, von dem kostbaren Inhalt nichts zu verschütten. Meine Hand zitterte dermaßen, dass meine Entrüstung noch eine Spur mehr Glaubwürdigkeit erhielt, obwohl es sich hierbei mehr um mein schlechtes Gewissen und die Angst, entlarvt zu werden, handelte. Er hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie hervorragend sein Gespür tatsächlich funktionierte und ich dankte allen Himmelsmächten dafür, dass ich ihm nicht in einem Gerichtssaal gegenüberstehen musste.
    „Warum wolltest du das alles noch einmal so genau wissen?“,

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