Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
uns bitten?“
    „Ich werde sie holen“, erbot sich Dad, der sich die ganze Zeit über schweigend im Hintergrund gehalten hatte. Nun stob er herum und eilte in das Appartement, um meine Mutter und Ernestine einzusammeln, damit sie sich zu uns gesellten.
    „Du glaubst gar nicht, was ich eben erfahren habe, mein Lieber“, flatterte meine Mutter uns erregt entgegen und steuerte auf ihren Mann zu. „Hast du gewusst, dass Ernestine Kartenlegen kann?“
    „Deine Tochter hat etwas in dieser Art angedeutet“, ließ er vernehmen und zur selben Zeit das hurtig geleerte Whiskyglas unter seinem Stuhl verschwinden.
    „Noch einen Wein, Frederico?“, fragte Darian Unschuld heuchelnd und erhob sich.
    „Danke, nein. Falls es keinerlei Umstände bereitet, würde ich gern einen Cappuccino zu mir nehmen.“
    „Er muss mit Alkohol vorsichtig sein“, wandte meine Mutter ein, trat von hinten an den Sessel ihres Mannes und legte ihm fürsorglich die Hände auf die Schultern. „Die Ärzte haben ihm geraten, nur hin und wieder ein Glas Wein zu trinken. Sein Blutdruck, ihr versteht?“
    „Selbstverständlich“, gab Darian zurück und nickte Frederico dabei knapp zu. „Einen Cappuccino also. Noch jemand?“
    Ich meldete mich freiwillig, um ihm zu helfen und wechselte so mit meiner Mutter den Sessel, während Ernestine sich auf den von Darian setzte. Dabei kassierte sie von meinem Stiefvater einen neugierigen Blick. „Sie legen also Karten. Was sagen sie denn aus, Ihre Karten?“
    „Was möchten Sie denn wissen?“, hakte sie nach, legte den Stapel Tarotkarten auf den Tisch und fächerte ihn auf.
    Frederico schien mit einem Mal sehr interessiert. „Darf ich denn alles erfragen?“
    „Aber sicher. Ob Sie allerdings eine befriedigende Antwort erhalten werden, kann ich Ihnen nicht versprechen.“
    „Keine Fragen zur Arbeit, Frederico“, erklang Mutters ermahnende Stimme.
    Wir vernahmen sein gespielt entnervtes Schnauben zusammen mit dem Auflachen der Umstehenden und verbissen uns ein Grinsen. Dann nahm Darian mich an die Hand und zog mich mit sich.
    „Wie du siehst läuft es doch ganz gut“, raunte er mir zu und hielt mir die Terrassentür auf.
    „Es hätte genau so gut in die Hose gehen können“, zischte ich zurück. „Wie bist du nur auf diese hirnverbrannte Idee gekommen, ihm dein Gebiss zu präsentieren?“
    Darian küsste mir beschwichtigend die Stirn. „Glaube mir, ich habe ihn ebenso sorgfältig studiert wie er mich. Der Mann hat eine enorme Beobachtungsgabe, denn schon während des Essens sind ihm meine Eckzähne aufgefallen, obwohl ich sie verborgen hielt. Du weißt, dass ich ihre eigentliche Länge regulieren kann.“
    Ich nickte, denn ich hatte mehrmals beobachten können, wie diese Saugzähne je nach Bedarf länger oder kürzer werden konnten. Teilweise sah es aus, als schnellten sie vor wie die Giftzähne einer Kobra, obwohl sie lediglich aus dem Oberkiefer fuhren. Tat das eigentlich weh?
    Derzeit waren Darians Saugzähne eingezogen und relativ kurz, aber trotzdem noch etwas vorstehender als bei einem normalen Menschen. Vermutlich hatte mein Stiefvater diesen Unterschied bemerkt und es wäre schon mit dem Teufel - entschuldige Luzifer - zugegangen, wenn Darian das wiederum nicht zur Kenntnis genommen hätte. Deswegen also die direkte Konfrontation.
    „Mach das bitte nicht mit meiner Mutter“, räumte ich einsehend das Feld und erntete einen amüsierten Laut. „Gewiss nicht. Versprochen.“

Kapitel fünfunddreißig
    W ährend Darian sich mit der appartementeigenen Espressomaschine auseinandersetzte, mehrmals geharnischt fluchte und erst nach meiner Hilfe das störrische Ding in Gang setzen konnte - Männer und Küchentechnik - sah ich nach unserer schlafenden Tochter.
    „Sie sieht aus wie du als Baby, Faye.“
    Erschrocken fuhr ich herum und erblickte meine Mutter im Türrahmen stehen. Ihr zärtlicher Blick lag auf meiner im Kinderbett schlafenden Tochter und ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. Langsam kam sie näher, blieb neben mir stehen und beugte sich vor, um Lilianna etwas mehr zuzudecken.
    „Du hast dich auch immer frei gestrampelt“, sagte sie leise und strich meiner Kleinen mit dem Handrücken liebevoll über die Wange. Dann richtete sie sich auf und sah mich lange an, ehe sie meine Hand ergriff und fortfuhr: „Weißt du, ich hatte Sorge davor, dir zu begegnen. Meine Reaktion auf Julies Tod ... Nein, lass mich bitte sprechen, Faye, sonst verlässt mich vielleicht der Mut. Ich

Weitere Kostenlose Bücher