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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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getreten und hatte seine Arme um mich geschlungen. Nun zog er mich fest an sich und blickte ebenfalls auf die schlafende Gestalt unserer Kleinen hinab.
    „Ich weiß es nicht“, gestand ich leise und spürte, wie in meinem Hals ein Klos entstand. Der bloße Gedanke an eine lange Trennung von meinem Kind trieb mir salzige Feuchtigkeit in die Augen.
    „Wenn du Bedenken hast, fliege ich allein, Faye. Ich werde von dir nicht verlangen, dass du unser Kind verlässt, wenn es dir dabei das Herz zerreißt.“ Sein Kuss auf mein Haar sollte wohl besänftigend wirken, doch ließ er lediglich den Damm brechen. Ungehemmt ließ ich die Tränen laufen, fuhr herum und vergrub mein Gesicht in seinem Shirt.
    „Nein“, brachte ich erstickt heraus, schniefte in die weiße Baumwolle und hob mein Kinn etwas an. „Nein, ich werde es schon schaffen. Shekinah hat darum gebeten, dass ich komme.“
    Seine Augen musterten mich abwägend. „Vergiss Shekinah. Ich werde ihr deine Abwesenheit schon erklären.“
    Ein erneutes Schniefen folgte, dann schüttelte ich energisch den Kopf. „Ich werde dich begleiten, Darian. Ja, es wird mir wahrscheinlich das Herz zerreißen, wenn wir morgen aufbrechen. Aber ich weiß Lilianna in guten Händen.“
    Seine Hände umfingen mein Gesicht und mit den Daumen strich er meine Tränen fort. Noch einmal durchforschten seine Augen meinen Blick, dann besiegelte er es mit einem festen Kuss. „Das ist mein Mädchen.“

Kapitel sechsunddreißig
    Ich konnte nicht schlafen, egal wie müde ich war. Unruhig warf ich mich von einer Seite auf die andere und bekam kein Auge zu. Ständig glitt mein Blick zum kleinen Reisewecker auf dem Nachttisch und ich fing an, die Minuten zu zählen. Das letzte Mal hatte ich um halb vier auf das Zifferblatt gesehen.
    Aufmerksam beobachtete ich Darian und beneidete ihn um seine Ruhe. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er schlief, aber seit einiger Zeit lag er entspannt ausgestreckt und bewegungslos neben mir, dass es zumindest den Eindruck davon machte. Ich verbiss mir ein entnervtes Stöhnen, schlug vorsichtig die Decke beiseite und setzte mich auf. Mein Blick glitt zum Kinderbett. Auch dort schlafende Ruhe. Irgendwie hielt ich das in meiner derzeitigen emotionalen Verfassung für überaus ungerecht.
    Fast lautlos glitt ich aus dem Bett, nahm den hoteleigenen Bademantel vom Fußende des Bettes und schlich nach einem letzten Blick auf das friedliche Gesicht meiner Tochter aus dem Schlafzimmer. Nachdem ich die Tür leise hinter mir zugezogen hatte, atmete ich geräuschvoll durch. Dann streifte ich den weißen, weichen Bademantel über, musste mehrmals die überlangen Ärmel hochschlagen und schlenderte dann hellwach und völlig genervt in den Salon.
    Weil die Kaffeemaschine für den nächtlichen Gebrauch zu laut war und ich befürchtete, dadurch nicht nur meinen Mann, sondern auch Jason zu wecken, stellte ich mein Verlangen nach einem Kaffee ins Abseits. Allerdings entdeckte ich direkt neben der Maschine etwas, das meinem momentanen Begehr nach ungezügelten Süchten durchaus entgegenkam. Dads Kippen. Einladend und meinen Willen gleichzeitig herausfordernd, streckten sich mir zwei bräunliche Filter entgegen. Schon ertappte ich mich dabei, wie meine rechte Hand ohne meinen ausdrücklichen Befehl nach dem Paket langte, schlug mir hurtig selbst darauf und mahnte mich zur Vernunft.
    Vor einigen Jahren hatte ich nach einem langen, quälenden, aber erfolgreich mit mir selbst ausgefochtenen Kampf endlich aufgehört zu rauchen. Ich müsste doch mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn ich jetzt wieder damit anfangen würde. Zigaretten waren schädlich für die Gesundheit, das wusste doch jeder. Außerdem schmeckten die überhaupt nicht. Sie stanken, verpesteten die Luft und die Atemwege und sie transportieren während des Inhalierens eine gehörige Menge an Nervengift und Teer in den menschlichen Organismus. Eigentlich musste sich jeder halbwegs intelligenztaugliche Raucher selbst fragen, warum er sich diesen Mist antat und sich ständig solchen Umweltgiften aussetzte, sie sich sogar freiwillig in die Organe pumpte. Das war doch widersinnig.
    Der erste, tiefe Zug brannte auf der Zunge, schmeckte beschissen und für einen Moment bekam ich kaum noch Luft. Verflixt, was qualmte Dad nur? Zerstoßene Fußnägel mit etwas Tabak umhüllt? Das war ja widerwärtig.
    Ich starrte auf die Packung, dann auf den Glimmstängel und überlegte schon ernsthaft, ihn über die Terrassenumrandung zu

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