Blut Licht
schnippen, als die Neugierde mich trotzdem einen weiteren Zug nehmen ließ. Na gut - ich ließ den Rauch entweichen - so schlimm waren die dann doch nicht. Vermutlich war die vorangegangene Reaktion einfach nur eine Unmutsbekundung meines Körpers gewesen. Und da bekanntlich der Geist stets über den Körper siegte ...
„Stinken die Dinger trotz allem wie brennendes Höllengras - und glaube mir, ich weiß, wovon ich spreche. Huch!“
Die Zigarette beschrieb jäh einen rotglühenden Saltotanz durch die Luft. Derweil kippte ich vor Schreck mitsamt der Korbliege nach hinten, rollte über die Lehne und blieb dann wie eine auf dem Rücken gelandete Schildkröte zwischen Liege und Mauer hilflos eingeklemmt liegen. Dabei starrte ich den durchweg dunkel gekleideten, schwarzhaarigen Mann mit dem charmant besorgten Zahnpastalächeln über mir geschockt an.
„Herrje. Sag bloß, ich habe dich erschreckt.“ Seine starke Hand kam mir zu Hilfe, indem sie die Liege beiseiteschob und kurz darauf auffordernd vor meiner Nase schwebte.
Verlegen wickelte ich mich in den Bademantel, ergriff Luzifers Hand und ließ mir aufhelfen.
„Wieso bist du hier?“, fragte ich weiterhin etwas perplex und platzierte mich vorsichtig auf die Kante der Liege.
„Würdest du mir glauben, wenn ich sagte, ich wäre um deine Gesundheit besorgt?“ Als ich schwach den Kopf schüttelte, seufzte er theatralisch. „Habe ich mir gedacht.“
„Ich habe dich nicht gerufen“, murmelte ich irritiert.
Er grinste. „Ich weiß. Ich konnte nicht schlafen und habe mir gedacht, ich schaue einfach mal bei dir rein.“
Ich lachte ungläubig auf. „Erzähl mir keinen Quatsch, Luzifer. Du machst nichts ohne Grund.“
Mit einem dezenten Lächeln ließ er sich am Fußende der Liege nieder. Dabei ergriff er meine Hand und sah mich mit betroffenem Blick weidwund an. „Du verletzt mich zutiefst, Menschenkind. Wie kannst du nur so von mir denken?“ Dann schob er den überlangen Ärmel etwas zurück, führte meine Hand an seine Lippen und gab seiner Stimme ein Timbre, das jeden in der Nähe befindlichen Seismographen aktivieren konnte: „Im Grunde meines Herzens bin ich selbstlos, meine Schöne. Stell mich auf die Probe. Auf dein Wort hin könnte ich dir die Welt zu Füßen legen, deinen Mund mit Köstlichkeiten füllen und deinen Durst mit Honigwein stillen. Sag, was du begehrst und du sollst es erhalten.“
Ehe ich stilvoll reagieren konnte, durchschnitt ein erheitertes Lachen die erwartungsvolle Stille. Blitzschnell entriss ich ihm meine Hand und rutschte hurtig von ihm ab.
„Du bist einfach unverbesserlich, Lu“, erklang nun die seidenweiche, zum Lachen gehörige Stimme.
Mein Galan schnaufte entnervt. „Willst du dich weiterhin verstecken, Lilly, oder kommst du hervor?“
Als würde ein verhüllender Schleier schwungvoll von einer Statue gezogen, tauchte sie wenige Meter vor uns auf. Wie auch Luzifer, war sie ganz in Schwarz gekleidet und nur ihre weiße Haarsträhne hob sich deutlich gegen das Nachtdunkel ab. Dann bewegte sie sich mit grazil schwingenden Hüften auf Luzifer zu, um knapp vor ihm stehen zu bleiben. Dabei umspielte ein geringschätziges Lächeln ihre Mundwinkel und das Zucken ihrer elegant geschwungenen Brauen unterstrich ihre offen zur Schau getragene Missbilligung.
Flink öffnete er seine Knie, als ihr schwarzer, spitzer Lackschuh zielgenau die Liegefläche zwischen seinen Beinen als Stütze wählte. Indes beugte sie sich zu ihm vor, strich mit einer Hand an seinem Kinn entlang und säuselte ihm ins Ohr: „Sei gewarnt, Luzifer. Du spielst auf Risiko, wenn du mit einer Frau flirtest, deren Mann gleich nebenan liegt und der dir deinen gefiederten Arsch mit einer ungeahnten Leichtigkeit bis zum Kragen hinauf aufreißen könnte.“
Sie meinte damit doch nicht Darian? Mein Blick glitt von ihrer strengen Miene hin zu seinem eher erheitert wirkenden Gesichtsausdruck. Nein, ihn konnte sie damit nicht gemeint haben. Er tat so etwas nicht. Gewiss nicht. Oder vielleicht doch?
Ich sah Luzifer tatsächlich amüsiert schmunzeln. „Nicht in diesem
Leben, Lilly.“
Da schob er mit spitzen Fingern ihren Fuß von der Liege und ergänzte: „Du missverstehst die Situation grundlegend, Teuerste. Dessen ungeachtet freut es mich ebenfalls, dich zu sehen. Wo hast du bloß so lange gesteckt? Die vergangenen Jahrtausende haben deiner Schönheit wahrhaft nichts anhaben können.“
„Versprühe deinen Charme an jene, die ihn erfordern“, erwiderte sie
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