Blut Licht
wieder“, war ich entlassen. Ich nickte knapp, steckte die Karte wieder ein und verließ im sicheren Wissen, hier so schnell nicht mehr einzuchecken, das Hotel.
„Alles erledigt?“, empfing mich Darian neben einem kleinen Mietwagen.
„Ja. Ich muss jetzt nur noch den Schock verdauen, in drei Tagen die Summe eines nagelneuen Mittelklassewagens verbraten zu haben“, entgegnete ich trocken und sah mich suchend um. „Wo stecken die anderen? 4
„Jason ist mit Steven im Gepäck schon zum Flughafen unterwegs. Dein Bruder und Kahina sind zum Krankenhaus gefahren. Möchtest du ebenfalls einen Abstecher zu Arya machen, gleich zum Flughafen fahren oder den nagelneuen Mittelklassewegen in eine Edelkarosse verwandeln, indem wir noch ein wenig bummeln gehen? 1
„Wie viel Zeit haben wir noch?“
Er blickte instinktiv auf sein Handgelenk, lachte leise auf und zog dann sein Telefon zu Rate. „Es ist kurz vor zwölf. Für zwei Uhr ist unser Abflug angemeldet. Also haben wir gut neunzig Minuten, ehe wir am Flughafen sein müssen.“
„Lass uns zum Krankenhaus fahren“, entschied ich kostengünstig.
Zu meiner Überraschung war Arya wach. Darian schien hingegen nichts anderes erwartet zu haben. Wer glaubte hierbei auch an Wunder?
Der junge Perser konnte zwar kaum sprechen, da seine Stimme wegen der künstlichen Beatmung vom Vortag in Mitleidenschaft gezogen worden war, aber er war in der Lage, sich mit den Augen und schwachen Gesten bemerkbar zu machen. Obendrein lächelte uns bei unserem Eintreten freudig entgegen.
Entsprechend begeistert, jedoch recht umsichtig, fiel meine spontane Umarmung aus. Darian hingegen drückte ihm nur aufmunternd das Handgelenk und sprach ihn auf Persisch an. Arya nickte schwach, blickte wieder zu mir und gab mir durch eine Geste zu verstehen, dass er meine Hand ergreifen wollte. Ich reichte sie ihm, hörte ihn dabei heiser flüstern und sah dabei gespannt zu Darian. Dieser lächelte leicht und übersetzte dann: „Er ist froh, dass du wohlauf bist und bedauert sehr, dass er dich nicht besser schützen konnte.“
„Sag ihm, dass er ein Dussel ist, wenn er so denkt“, gab ich kopfschüttelnd zurück, beugte mich impulsiv vor und küsste dem jungen Perser auf die Wange.
Irgendetwas musste an meiner Handlung falsch gewesen sein, denn in sein Gesicht schoss verlegende Röte und er überschlug sich beinahe beim Sprechen.
„Du hast ihn beschämt, Faye“, verriet mir Darian leise, während Kahina an die gegenüberliegende Seite des Bettes geeilt war, Aryas Hand umfasste und sich um Schadensbegrenzung bemühte.
„Tja, Schwesterherz“, murmelte Alistair vom Fußende des Bettes und grinste mich breit an. „So ist das mit der Völkerverständigung. Sie klappt nicht immer.“
„Sollte ich mich bei ihm entschuldigen?“, wandte ich mich erschrocken an meinen Mann, doch er schüttelte verneinend den Kopf. „Kahina erklärt ihm gerade, warum du ihn geküsst hast. Abgesehen davon würde ihn eine Entschuldigung jetzt sogar beleidigen. Es ist für Europäer nicht einfach, ihre Denk- und Lebensweisen zu verstehen, Faye. Lass dich davon aber nicht beirren. Es gibt in den arabi-schen Ländern ein paar einfache Regeln, an die du dich halten musst, dann wird alles gut gehen.“
Erst beschämen, dann beleidigen? Daraus sollte jemand schlau werden. Mir gelang es jedenfalls nur mit der Abschlussnote 'ungenügend’.
„Ich würde zu gern wissen, ob er aus dem Bett gesprungen wäre, wenn ich ihn geküsst hätte?“, grübelte mein Bruder unterdessen und lachte schallend auf, als Kahinas entsetzter Blick ihn traf.
Darian erlaubte sich, die Worte meines Bruders zu übersetzen. Aryas Augen schnellten zu Alistair und in ihnen stand aufrichtiger Widerwille.
„Dann ist zwischen uns alles klar, Kleiner“, meinte Alistair gespielt eingeschnappt und unterzog Kahina einer deutlichen Musterung. „Was passiert eigentlich, wenn ich dich unerlaubt küsse, leannan? “ „Dann werde ich wie eine echte Europäerin reagieren und dir eine knallen, khar “, gab sie spöttisch zurück.
Alistair hüstelte leise. „Ich möchte behaupten, diese Reaktion wäre eher international. Aber bevor ich mir eine Ohrfeige einfange, werde ich dich vorher besser um Erlaubnis fragen. Versprochen.“
Ihre Augen wurden kugelrund und ihr Mund öffnete sich zu einer empörten Erwiderung: „Ich
„- denke, das solltet ihr untereinander klären, und nicht hier“, unterbrach ich Kahina, ehe es in einer Schleudersitzunterhaltung
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