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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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flatternden
    Nerven unter Kontrolle behalten.
    Geh rein, rief ich in Gedanken dem Schemen zu. Verpiss dich. Mach die Mücke, werd gefälligst müde, ist mir egal. Nur, hau ab da.
    Tatsächlich kam der Schatten der Bitte nach und entfernte sich von der Tür. Ich schnappte ein paar Wortfetzen auf. Das Sprachbild kam dem Persischen sehr nahe. Eine zweite Stimme erklang. Verängstigt, stockend und eindeutig weiblich. Das Mädchen? Wahrscheinlich, wenn sich nicht eine weitere weibliche Person im Haus befand, von der ich nichts wusste. Im Prinzip hatte ich nicht die geringste Ahnung, wer und wie viele Personen sich im Inneren der Behausung befanden. Mir wurde schlagartig klar, dass ich im Begriff stand, mich auf ein Himmelfahrtskommando einzulassen.
    Ich sollte den Rückzug wählen. Noch wusste niemand, dass ich hier war.
    Und genau deswegen standen die Chancen gut, mehr herauszufinden.
    Ob das so schlau war?
    Vermutlich war es überaus dumm. Dennoch sprintete ich, nach einem weiteren prüfenden Blick zur Tür, über die staubige Fläche vom Gestrüpp zum Brunnen hinüber. Dort überwand ich den letzten Meter mit einem Hechtsprung, kürte diesen mit einer anschließenden Rolle und blieb direkt hinter der steinernen Umrandung in gebückter Haltung hocken.
    Bewegungslos wartete ich. Mein Herz raste, mir trat kalter Schweiß auf die Stirn und ich vermied jedes noch so winzige Geräusch. Ich hielt sogar den Atem an. Nur meine innere Stimme zeterte dermaßen laut, dass sie vermutlich noch in Timbuktu zu hören war. Abermals beschwor ich mein Gewissen, endlich die Klappe zuhalten.
    Nun ja, Timbuktu antwortete nicht, dafür aber der unfreiwillige, erkennbar männliche Brunnenbewohner. Allerdings in jener Sprache, die ein Wörterbuch erforderlich machte.
    „Wer bist du?“, flüsterte ich daher gegen die Steine und erhielt erst einmal ein erstauntes Schweigen. Ich spürte förmlich, wie auf der anderen Seite scharf nachgedacht wurde. Dann, etwas brüchig, aber absolut akzentfrei: „Sag mir erst, wer du bist.“
    Perplex glotzte ich den unbehauenen Stein direkt vor meiner Nase an. Der Kerl sprach englisch. Obwohl ich darauf gehofft hatte, war ich nun doch verblüfft. Mir lag bereits eine Antwort auf den Lippen, als sein warnender Zischlaut mich innehalten ließ. Dann hörte auch ich es. Schritte, zusammen mit gemurmelten Worten. Und die kamen nicht aus dem Brunnen.
    Vorsichtig spähte ich über den Rand des Brunnens - und erschrak fast zu Tode.
    Den Kopf gesenkt und den Blick auf den bedeutsamen Mittelteil seines Körpers gelenkt, trat der Schießwütige hinaus ins Freie. Dabei nestelte er an seinem Gürtel herum und kam mir Schritt für Schritt näher.
    Verdammt! Blitzschnell rutschte ich am Steinwall hinab und blieb mit durchdrehenden Nerven dahinter hocken. Verdammt, verdammt, verdammt! Wieso musste der Kerl ausgerechnet jetzt einer Dringlichkeit nachgehen?
    Flucht!, brüllte mein Instinkt.
    Klar, zu gem. Aber wohin? Gehetzt sah ich mich um, hörte seine Schritte näher kommen und glaubte bereits, seinen Atem in meinem Nacken zu spüren. Mein vorlautes Unterbewusstsein triumphierte. Zugleich drängte es zum Entkommen. Sehr komisch. Sollte ich mich vielleicht in Luft auflösen?
    Mir blieb nur eine Wahl. Der Griff nach meinem Handy und eine feste Umklammerung meiner Schultern erfolgten zeitgleich. Ich schnellte hoch, schrie auf und fuhr herum. Schwungvoll knallte ich mit dem Kopf gegen etwas Hartes, verlor das Gleichgewicht und stürzte.
    Kurzzeitig war es dunkel um mich herum. Dann hörte ich eine gedämpfte, besorgt klingende Stimme und spürte ein sanftes Rütteln an meiner Schulter. Vorsichtig öffnete ich die Augen, blinzelte gegen die Helligkeit an und erkannte verschwommene Umrisse eines Gesichts. Benommen schüttelte ich den Kopf, konzentrierte mich und machte schließlich Shekinahs sorgenvolle Miene über mir aus.
    Ich versuchte mich zu orientieren, bemerkte dabei den harten Untergrund und eine um meine Füße verhedderte Decke. Demzufolge war ich zurück im Haus, eingeklemmt zwischen Boden und Bett. Eine Welle der Erleichterung schwappte über mich hinweg. Das war gerade noch gut gegangen.
    Unterdessen redete Shekinah auf mich ein. Dabei tätschelte sie mein Gesicht, etwas zu forsch für mein Dafürhalten. Doch aus ihren braunen Augen sprach aufrichtige Sorge und sie rief etwas, das ich natürlich nicht verstand.
    Dann erklangen von der Treppe her schnelle Schritte und kurz darauf stürzten Kahina und drei Männer in

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