Blut Licht
nächste Frage auf: „Was hat Shekinah ihm daraufhin geantwortet?“
Die Mundwinkel meines Mannes rutschten erneut ein wenig höher und ein unangenehmes Funkeln trat in seine Augen. „Sie meinte, frei übersetzt: Er könne sie mal am Allerwertesten lecken.“
Oh. Kein Wunder, dass kurz darauf das Telefon am Stamm der Palme gelandet war.
Darians Blick erfasste mich und er grinste mich an. „Dank deiner
Informationen konnte Shekinah entsprechend reagieren und uns vermutlich ein paar Stunden Zeit herausschinden. Dennoch nimmt es ihr keineswegs die Angst um das Mädchen. Sie setzt ihre ganze Hoffnung nun auf uns, dass wir ihre Enkelin wieder heil nach Hause bringen. Jetzt, meine Liebste, kannst du es aussprechen.“
Trotz der prekären Lage musste ich leise kichern, zwinkerte ihm zu und flüsterte das lang gezogene Wörtchen: „Federn.“
Kapitel einundvierzig
W er immer für meine unfreiwillige Dienstreise verantwortlich war -die Anwesenheit der Federn war es nicht gewesen. Denn obwohl ich sie nun in den Händen hielt und konzentriert ihre Funktionstüchtigkeit verlangte, geschah nichts. Überhaupt nichts. Ich konnte noch nicht einmal etwas sehen. Es war wie verhext. Beinahe war ich versucht, die Biester zu schütteln, um so deren Ladehemmung zu lösen - falls das auf diese Weise überhaupt möglich war. Obendrein trugen die gebannten Blicke der mich anstarrenden Herrenrunde kaum dazu bei, mich entsprechend konzentrieren zu können.
Was sollte ich bloß tun? Alles schien im Augenblick von mir und diesen streikenden Dingern abzuhängen. Oh verflucht! Warum gerade jetzt?
„Was ist?“, flüsterte mein Bruder mindestens schon das dritte Mal und brachte mich dazu, ihn grimmig anzusehen.
Darian hingegen hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte, und ließ seine Besorgnis darüber in seinen Ton einfließen: „Kannst du rein gar nichts erkennen?“
„Die Teile meutern“, platzte ich kleinlaut heraus und ließ sie sinken. Dann sah ich die Männer der Reihe nach an und zuckte ahnungslos mit den Achseln. „Was sollen wir jetzt machen?“
„Machst du vielleicht etwas falsch?“, hakte Alistair nach und erhielt umgehend einen eingeschnappten Blick. „Entschuldige bitte, Bruderherz. Das Benutzerhandbuch für die Federn wurde seit Rom nicht umgeschrieben. Was also sollte ich jetzt auf einmal falsch machen? 4
„Was weiß ich denn?“, gab er grimmig zurück. „Immerhin sind das deine Federn und du solltest wissen, wie man sie benutzt.“ „Vielleicht habe ich das ja eben gerade mehrfach versucht?“, fuhr ich ihn an.
„Himmel Donnerwetter noch mal!“, donnerte Darian dazwischen. „Hört auf, euch anzugiften. So kommen wir nicht weiter.“
„In der Tat“, meldete Jason sich umsichtig zu Wort und legte mir besänftigend eine Hand auf die Schulter. „Denk nach, Faye. Was hat sich seit Rom in Bezug auf die Federn verändert?“
Eigentlich nichts. Ich grübelte angestrengt nach. Die Federn sahen unverändert aus und fühlten sich auch unverändert an. Nichtsdestotrotz funktionierten sie nicht mehr. Was aber konnte der Grund dafür ... Oh Mist! Mein Kopf ruckte hoch, blankes Entsetzen trat in meine Augen und meine Stirn glättete sich in bügeleisenheißem Verstehen. Natürlich! Nicht die Federn selbst hatten sich verändert, wohl aber die Quelle, die deren Energie speiste. Sie war versiegt.
„Was?“, deutete Alistair meine Mimik nervös.
Ich atmete schwer aus und legte sehr langsam die Federn zurück in ihr Behältnis. Dabei murmelte ich leise: „Lilith ließ mir vor Monaten diese Federn zukommen und mit ihrer Hilfe haben sie einwandfrei funktioniert. Doch noch in Rom hat sie mir ihre Unterstützung aufgekündigt, weil sie uns aus vampirpolitischen Gründen nicht begleiten kann und sich nun ausschließlich auf den Schutz von Lilianna konzentriert.“
„Was zur Folge hat, dass wir auf uns allein gestellt sind“, resümierte Darian und nickte. „Das ist nur logisch. Der Schutz unserer Tochter ist dringend notwendig, solange wir dieses Himmelfahrtskommando durchziehen. Lilith hält uns somit den Rücken frei. Also gut. Hat jemand einen Vorschlag?“
Umgehend sprang Jason vom Bett hoch. „Wir benötigen einen Wagen. Ich werde kurz telefonieren.“
Das war mein Stich wort. Flugs griff ich in meine Hosentasche und zog das Luziferphon hervor. „Das werde ich auch tun.“
Der Schnalzlaut meines Bruders ließ mich innehalten und ihn fragend ansehen. Er wies belustigt auf das Handy. „Wenn du glaubst,
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