Blut Licht
was ihm an Kraft und Erfahrung fehlte, machte er durch Entschlossenheit wett.
Irgendwie gelang es Kahina, mich in einem unbedachten Moment von sich zu stoßen. Aber entgegen meinen Befürchtungen, rannte sie nicht auf die Kämpfenden zu, sondern in die andere Richtung. Darian hatte seine Last inzwischen in einem schattigen Plätzchen abgelegt und Kahina ging mit einem angsterfüllten, heiseren Aufschrei neben der reglosen Gestalt in die Knie.
Ein gepresstes Stöhnen lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf die kämpfenden Vampire. Trotz ihrer Verwundung hatte sie Steven überwältigt und hielt ihn im Schwitzkasten. Er wirkte indes wehrlos und gebrochen, so als hätten die von der Sonne davongetragenen Verbrennungen und der anschließende Kampf seine letzten Kraftreserven eingefordert. Genugtuung blitzte in ihren Augen auf und sie strebte den todbringenden Biss an, als plötzlich ein riesiges, dunkles Geschoss an mir vorbeiflog und gegen sie prallte. Mit diesem Angreifer hatte sie nicht gerechnet.
Abrupt ließ sie von Steven ab, der sogleich leblos an dem Stamm hinabrutschte. Fauchend fuhr sie herum und riss abwehrend die Hände hoch. Doch zu spät. Die starken Kiefer des Werwolfs gruben sich in ihre Schulter und wie ein Raubtier zog er seine Beute rückwärts hinter sich her. Sie schrie und kreischte, wehrte sich erbittert und schlug ihm ihre Krallen in den Leib. Dabei riss sie ihm tiefe, blutige Furchen ins Fleisch. Doch unerbittlich zerrte er sie mit sich, trennte sie Meter um Meter von ihrem Opfer, bis die ersten Sonnenstrahlen ihren Körper berührten. Auch hier hielt Alistair nicht inne und zerrte sie gnadenlos weiter in die Sonne, bis der sichere Schatten für sie unerreichbar wurde. Jetzt erst ließ er sie los und sprang zurück.
Ihr Schreien war, mit jedem Zentimeter weiter in das Licht gezerrt, unerträglicher geworden. Angefüllt von Panik und Schmerz, kreischte sie im Todeskampf. Ich hielt mir die Ohren zu, wollte meinen Blick abwenden und blieb doch an dem faszinierend schrecklichen Schauspiel hängen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich ihr gekrümmter Leib in einen Feuerball verwandelt, von dem wenig später nur noch ein rotglühender Klumpen verblieb. Ein letztes Mal tauchte daraus ein Arm auf, der Halt suchend ins Nichts griff. Dann sank er langsam zurück. Ein letzter, lang gezogener Klagelaut ertönte, ebbte ab in ein gestöhntes Flüstern, um alsdann ganz zu verstummen. Da erst erloschen die letzten Flammen, verglomm die Glut und ihr Leib zerfiel rasend schnell zu einem Haufen weißlich ausgebrannter Asche. Obwohl mir der Anblick vertraut war, starrte ich geschockt auf die verbrannte Asche. Dann durchschnitt ein neuer Aufschrei die gespenstische Ruhe. Tränenblind und mit wutverzerrtem Gesicht raste Kahina auf den Aschehaufen zu. Fluchend vor Zorn stampfte sie auf dem Boden herum und zerstreute die Überreste mit verzweifelten Fußtritten, als könnte sie der Toten auf diese Weise zusätzlichen Schaden zufügen. Erst als Alistair, zurück in seiner menschlichen Gestalt, sie in seine Arme schloss und forttrug, konnte sie sich ein wenig beruhigen.
Ich hingegen umrundete den verbrannten Fleck und kniete kurz darauf neben Steven, um mit meiner Hand an seiner Wange seinen Gesundheitszustand zu überprüfen. Das leichte Pulsieren unter meiner Handfläche zeigte an, dass er am Leben war, doch ging es ihm nicht sonderlich gut. Sachte rüttelte ich an seiner Schulter. Nur mühsam öffnete er flatternd die Lider. Ihm gelang ein angedeutetes Lächeln. Seine Stimme kam krächzend und äußerst leise über seine Lippen, während er fragte: „Ist die Wurfsendung entsorgt?“
Schnell nickte ich. „Ja, du hattest gute Vorarbeit geleistet. Alistair hat ihr zum Schluss seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt.“
„Bin ich froh“, meinte er matt, versuchte aufzustehen und rutschte am Stamm langsam wieder hinab. „Kacke. Ich habe totalen Matsch in den Beinen. Die verdammte Kuh hat mich gebissen. Außerdem hab ich mir ihretwegen voll den Arsch verbrannt. Die Tante war schon extrem krass.“
Okay, anscheinend regenerierte er körperlich schneller als gedacht. Blieb nur zu hoffen, dass sein Geist dem ebenso zügig nachfolgen konnte, denn dieser schien etwas mehr gelitten zu haben. Ich klopfte ihm zart auf den intakten Oberarm. „Bleib hier sitzen, bis du wieder ganz hergestellt bist.“
Während ich mich erhob, sah ich Shekinah, auf ihren Stock und einen ihrer Begleiter gestützt, den Abhang
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